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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie später aus England verbannt und in Australien an Land gesetzt.
    Mr. Boncceur war ein Mann ohne Alter, verledert wie viele im Outback, von Wind und Sonne konserviert, seit zwanzig Jahren Witwer, aber darauf sprach ihn hier niemand an. Am Abend, nach einem Essen, das eine Aboriginal gekocht hatte, die ihm seit neunzehn Jahren den Haushalt führte, saßen sie alle im großen Wohnraum zusammen und tranken Wein, den ein Versorgungswagen einmal im Monat aus Alice Springs mitbrachte. Da bis hierher auch die Stromleitung reichte, war der Wein sogar gekühlt.
    »Vor zwanzig Jahren und siebzehn Tagen war es …«, sagte Boncceur und blickte gegen die Wand. Dort hing ein Kalender, auf dem ein Tag mit einem schwarzen Kreuz bezeichnet war. »Anna, meine Frau, kam nie zurück … Sie besuchte eine Aboriginal-Familie, deren Kind erkrankt war … keine dreißig Kilometer von hier entfernt. Wir fanden Anna neben ihrem Wagen, neben einem Benzinkanister. Sie hatte tanken wollen … und da kam der Tod. Lautlos, schnell und unausweichlich. Eine Death Adder. Der Biß dieser Schlange ist absolut tödlich. Wir kamen zu spät, um Anna noch zu retten.« Boncceur sah Sally und Cher mit einem Ausdruck voller Mitleid an. »Ich erwähne das nur, um den Damen zu zeigen, wie da draußen der Tod aus dem Nichts kommt. Müssen Sie denn in dieses Land, meine jungen Freunde?«
    »Ja.« sagte Chick. »Wir müssen. Außerdem sind wir bestens ausgerüstet.«
    »Was nur eine Meute von Eingeborenen anlocken wird.«
    »Wir haben für den Notfall auch Gewehre und Pistolen bei uns … und genug Munition.«
    »Dann wird es noch gefährlicher. Dann werden sie zum Feind. Und wenn Sie Hilfe herbeifunken … Man wird kommen und Sie herausholen, aber man wird Sie auch verurteilen. Vermeiden Sie bloß jeden Zusammenstoß mit den Aboriginals … Sie sind die Herren in den Reservaten. Das haben sie mit dem neuen Land-Recht durchgesetzt. Liebe junge Freunde, ich kann nur jeden warnen, in dieses Land vorzudringen. Es sind schon einige Abenteurer darin verschwunden, spurlos, als habe die Sonne sie aufgesaugt.«
    Sie gingen früh ins Bett, schliefen sehr unruhig, und Cher träumte von Anna, der Lehrersfrau, die ahnungslos ihren Wagen auftankte und dabei von einer Giftschlange angefallen wurde. Im Traum war es eine riesengroße Schlange, die, als sie sich zum Biß aufrichtete und den Hals aufblähte, wie eine schwankende Säule in den Himmel ragte. Mit einem Schrei wachte Cher auf, konnte von da an nicht mehr einschlafen und setzte sich ans Fenster, bis das Morgengrauen die rote Wüste in ein seltsames Violett färbte. Sally dagegen schlief tief und offensichtlich traumlos.
    »Und jetzt hinein ins Höllenland!« rief Chick, als sie nach einem Frühstück, bestehend aus Eiern und Schinken, zu ihrem Wagen gingen. Mr. Boncceur begleitete sie nicht, er sah ihnen vom Fenster aus nach, so, als nehme er von ihnen Abschied für immer. Nur der Leiter der Polizeistation winkte ihnen zu … Er hatte in sein Dienstbuch die Abfahrt eingetragen: 14. ds. Monats. 7 Uhr 30. Richtung Mount Murray. Dann folgten die Namen und die Wagentypen. Ein jeder, der ins Never Never fährt, muß sich bei der Polizei abmelden – damit man später weiß, wo man ihn suchen kann. Auch das Zurückmelden gehört dazu, sonst gilt man als verschollen, vermißt, tot …
    Hupend fuhren sie aus Kings Canyon hinaus, fröhlich und voller Zuversicht, daß sie als Besitzer einer millionenschweren Goldmine zurückkommen würden.
    Fünf Tage fuhren sie durch das rote, tote Land. Es gab keinen Weg mehr, keine Fahrrillen, kein einziges Zeichen, daß hier jemals ein Wagen durchgekommen war. Auch Menschen sahen sie nicht, nur Spinifexbüschel im roten Sand, einige verkrüppelte Tamarisken, ausgetrocknete Flußläufe, in deren Boden sogar Salzrückstände in der Sonne glitzerten, einige dicke, gedrungene Flaschenbäume, die das seltene Regenwasser speichern können und wie gewaltige verholzte Rüben aussehen. Und immer wieder begegneten ihnen die bleichen Gerippe der verdorrten Wüstenpappeln oder ein paar einsame Casuarinen, die in der sonnenflimmernden roten Weite wie mit Federn behängte, winkende Arme aussahen.
    In der Abenddämmerung des fünften Tages, sie hatten gerade die beiden Zelte aufgerichtet und wollten den Gaskocher und eine Verpflegungskiste holen, warf sich Chick plötzlich auf den Boden und brüllte: »Hinlegen! Deckung!«
    Über seinen Kopf hinweg, keine zehn Zentimeter höher, sauste lautlos ein

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