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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu husten begann. Chick fuhr herum, starrte die bereits vor den Wagen sitzenden Eingeborenen an und begriff mit einem leichten Schauder, daß alles Wachen sinnlos gewesen wäre, wenn die Aboriginals einen Überfall geplant hätten. Sie waren völlig lautlos aus einer ganz anderen Richtung gekommen, als man angenommen hatte, nicht von der Bodenwelle her, sondern von hinten. Sie hatten also in der Nacht, weit genug entfernt, um nicht gesehen zu werden, das Lager umrundet und geduldig gewartet, bis das Morgengrauen die rote Wüste wieder zum Leben erweckte.
    Um ihre Köpfe trugen sie die typischen Stirnbänder, aus Schafwolle gewebte Umhänge schützten sie vor der nächtlichen Kälte, aber darunter hatten sie nichts als ihre gewickelten Lendenschurze an. Sie waren barfüßig; ihre Fußsohlen waren so verhornt, daß sie besser darauf liefen als in Schuhen. Nur der Alte trug einen Hut, die anderen fünf hatten ihr dichtes, struppiges Haar als Sonnenschutz.
    Chick steckte den Kopf ins Zelt und rüttelte Wolf wach. Neben ihm lag Boabo und schnarchte fürchterlich.
    »Aufstehen!« rief Chick. »Unsere Beschützer sind schon da …«
    Wolf zuckte hoch, einen Augenblick verwirrt, erkannte dann Chick und kniff mit Daumen und Zeigefinger Boabos Nase zu. Mit einem Röcheln und Japsen wachte auch der Aboriginal auf, fuchtelte mit den Armen in der Luft herum und starrte wild um sich.
    »Kommen sie?« stammelte er.
    »Sie sind schon da.« Chick zog den Kopf zurück. Wolf kroch aus dem Zelt und blickte, genau wie zuvor Chick, sprachlos auf die sechs vor den Wagen hockenden Aboriginals.
    »Seit wann sitzen sie da?« fragte Wolf.
    »Keine Ahnung.«
    »Aber du hattest doch Wache.«
    »Ich habe nichts gehört und nichts gesehen.«
    »Und unsere Frauen liegen im Bus und vergehen vor Angst …«
    Aber da irrten sie sich. Sie rochen es schon, als sie näher kamen. Auf der anderen Seite des Busses, im Schatten der jetzt höher steigenden und sofort Hitze ausstrahlenden Sonne hatten Cher und Sally bereits Kaffee gekocht und den Klapptisch für das Frühstück gedeckt. Wie bei einem fröhlichen Campingausflug; daß vor ihnen das Unbekannte, das Never Never, die rote, heiße Grenzenlosigkeit lag, wollte man verdrängen mit Servierten und Salz- und Pfefferstreuern, Brot in einem Körbchen aus geflochtenem Plastik und Kaffeesahne in einem verchromten Kännchen. Sogar die Vase mit dem Blümchen in der Mitte des Tisches fehlte nicht … Sally hatte sieben Kunstblumen mitgenommen, aus Seide in Japan angefertigt, für jeden Wochentag eine andere, am Sonntag gab es eine Rose. Heute stand eine blaue Lilie auf dem Tisch, so taufrisch und echt aussehend, daß man versucht war, sie anzufassen, um zu wissen: Sie wurde soeben erst gepflückt.
    »Guten Morgen, die Herren!« sagte Cher ironisch. »Gut geschlafen? Muß wohl so sein, denn keiner hat unseren Besuch begrüßt. Man hätte uns ungehindert vergewaltigen können.«
    »Kaum.« Chick griff nach einem Stück Brot, aber Cher schlug ihm auf die Hand. »Selbst die Aboriginals haben ein Gefühl für Schönheit.«
    »Ohne Händewaschen gibt's nichts zu essen!«
    »Wir müssen Wasser sparen, Schatz.«
    »In zwei Tagen können wir baden, in einem See, und neues Wasser tanken, sagt der alte Mann.«
    »Und das glaubst du?«
    »Warum sollte er lügen?«
    Aus dem Bus kam Sally, in der Hand ein ovales Plastiktablett mit verschiedenen Wurstsorten. Es sah geradezu verführerisch aus.
    »Wie in einem Grand Hotel!« sagte Chick.
    Er sagte das schon seit Tagen, denn diese Frühstückszeremonie hatte gleich nach ihrer Abfahrt aus Alice Springs begonnen. Mittags, in der glühenden Hitze, aßen sie kaum etwas, aber am Abend wurde wieder gekocht und serviert, als säße man im Garten hinter dem Haus und genösse die wohltuende Abkühlung der hereinbrechenden Nacht.
    Chick und Wolf opferten jeder einen Liter Wasser, schütteten es in eine Schüssel und wuschen sich Hände und Gesicht. Dann reichten sie die Schüssel an Boabo weiter, der sich am Ende der Waschung das Wasser über den Kopf schüttete. Stumm und regungslos auf der Erde sitzend, sahen ihnen die Aboriginals zu. Aus ihren Blicken war nicht abzulesen, was sie dachten.
    Nach dem Frühstück brachen Wolf und die anderen das Zelt ab, rollten die Schlafsäcke zusammen und trugen alles zu den Wagen zurück. Auf das Holzsammeln verzichteten sie diesmal. Für ein Feuer reichte noch das Holz im Bus, und wenn der Rastplatz für die kommende Nacht aufgeschlagen wurde,

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