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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Aber dann legte er es doch auf den Nebensitz und sprang auf die Erde. Boabo folgte ihm durch die andere Tür, und das war der Beweis, daß die Aboriginals tatsächlich nicht erneut einen Bumerangangriff auf sie starten wollten.
    Wolf hatte, nachdem das Feuer aufgelodert war, zuerst das schiefe Zelt wieder aufgerichtet und zuckte erschrocken zusammen, als Sally hinter ihm sagte:
    »Sollen wir so tun, als seien sie gar nicht da?«
    Er fuhr herum und stellte sich breit vor sie, um sie mit seinem Körper zu schützen.
    »Du sollst im Wagen bleiben!« sagte er hart.
    »Du bist doch auch draußen.«
    »Geh sofort hinter das Zelt!«
    »Warum? Du stehst ja auch frei …«
    Es hatte keinen Sinn, in dieser Situation zu diskutieren. Cher kam vom Bus und schleppte den Propangaskocher mit sich, stellte ihn in den roten Sand und benahm sich so, als würden nicht viele Augen sie beobachten. Aber in ihren eigenen Augen nistete die blanke Angst.
    »Was wird heute gewünscht?« fragte sie mit völlig fremder Stimme. »Gulasch mit Nudeln oder Rindfleisch mit Bohnen? Zum Nachtisch habe ich an Stachelbeeren gedacht.«
    Vom Toyota kam Chick herüber. »Nicht rennen!« hatte Boabo ihn gewarnt. »Ganz normal gehen.«
    »Cher macht uns Gulasch mit Nudeln!« sagte Wolf. »Junge, habe ich einen Hunger!«
    Chick starrte Wolf an, als zweifle er an dessen Verstand. Mit der Linken wischte er sich über das Gesicht.
    »Du hast Hunger?« fragte er fassungslos.
    »Und wie!«
    »Ihr wollt hier kochen, ganz so, als seien wir unter uns?«
    »Chick, ist jetzt Abendessen-Zeit oder nicht?«
    »Ja, natürlich, aber …« Chick kam ins Stottern. Mit dem Kinn deutete er auf die Bodenwelle. »Da sind welche, die gucken uns zu.«
    »Stört dich das?«
    »Und wie! Ich soll hier Gulasch essen und bei jedem Bissen denken: Jetzt kommt ein lautloser Bumerang und schlägt dir die Halsschlagader durch. Ist das appetitanregend?«
    »Seit wann denkst du?« fragte Cher schnippisch. »Komm mit und hol die Konservenkiste. Was trinken wir dazu?«
    »Zur Feier des Tages eine Flasche Rotwein.« Sally lachte, aber es klang etwas zu laut und zu hart. »Wir haben doch Grund zum Feiern.«
    Sie machte einen Schritt zum Feuer, legte neue Äste auf die Flammen und hockte sich dann hin, um den Gaskocher anzuzünden. Cher und Chick waren schon unterwegs, die Konserven zu holen, und Boabo schleppte die zusammengerollten Schlafsäcke heran. Auf dem Weg vom Toyota zum Feuer schielte er immer wieder zu der Bodenwelle hinüber.
    »Sie werden kommen«, sagte er, als er den letzten Schlafsack ins Zelt geworfen hatte.
    »Und dann?« Wolf hatte eine Konservendose zwischen den Knien und schnitt sie mit einem Öffner auf.
    »Wir werden ihnen eine Flasche Whisky geben …«
    »Und wenn sie besoffen sind, schneiden sie uns die Hälse durch«, knurrte Chick.
    »Jeder von uns wird in der Nacht zwei Stunden Wache halten.«
    Wolf gab die geöffnete Dose an Cher weiter. Auf dem Kocher brodelte bereits das Wasser für die Nudeln. Sally kam vom Bus zurück, zwei Flaschen Rotwein in den Händen.
    »Ich kann den Korkenzieher nicht finden!« rief sie, als sei es eine Lagernacht wie jede andere. »Wer von euch Kerlen hat ihn eingesteckt?«
    Sie nahmen Chicks Taschenmesser, an dem sich auch ein Korkenzieher befand, setzten sich dann auf die Erde um das Feuer, und Cher verteilte Gulasch und Nudeln auf die hingehaltenen Plastikteller. Ein paar neue dicke Äste ließen das Feuer hoch auflodern.
    »Eine richtige Schießscheibe sind wir«, sagte Chick heiser und kaute ungemein lange an einem Fleischstückchen, als sei es aus Leder. »Knollennase, nur zur Information: Ich habe in der Hosentasche eine Pistole. So einfach abschlachten lasse ich mich nicht.«
    Aber niemand störte sie. Sie aßen zu Ende, Sally goß Rotwein in die Plastikbecher, sie prosteten sich stumm zu und empfanden die Stille als unheimlich und drohend.
    »Jetzt kommt einer …«, sagte Wolf plötzlich durch die Zähne. Er saß so, daß er die Bodenwelle genau im Blick hatte. »Laßt euch nichts anmerken, macht weiter wie bisher. Keine Nervosität. Es ist nur ein Mann …«
    »Der Unterhändler!« Chick schnaufte, als habe er plötzlich einen asthmatischen Anfall. »Boabo, sprich du mit ihm …«
    Das war nicht nötig. Der Aboriginal blieb in etwa vier Metern Entfernung vom Feuer stehen und betrachtete wortlos die Gruppe auf der Erde. Er trug einen weiten, dicken, aber uralten geflickten Mantel und einen verbeulten Filzhut mit großer Krempe. Die

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