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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schafft. Hier zu leben, das ist wie freies Atmen. Da gibt es keine muffige Enge, da schaut man sich nicht gegenseitig in die Töpfe, und wer Erfolg hat, ist ein kleiner König, nicht einer, den man nun auf einmal treten muß, bekämpfen, verhöhnen und mit Dreck bewerfen. Hier ist das, was ich immer gesucht habe: Du bist ein Mensch – nun fang etwas damit an! – Warum sollte ich nach Deutschland zurückwollen?«
    »Es war nur so eine Idee, Wolf. Sally würde nicht mitgehen.«
    »Das weiß ich.«
    »Sie ist bereit, hier mit dir im Never Never zu verrecken, aber nach Deutschland folgt sie dir nicht.« Chick legte die Hand auf Wolfs Arm. »Ich habe mit ihr darüber gesprochen … Jetzt verrate ich's dir.«
    »Danke, Chick.«
    »Es bleibt also wirklich bei unserem Hotel in Cairns?«
    »Erst müssen wir den Bein-Felsen finden.«
    »Und daran glaubst du nicht?«
    »So ist es. Hier gibt es kein Gold.«
    »Und trotzdem sind wir unterwegs?«
    »Weil ich dich nicht allein ziehen lasse. Eine verdammt dämliche Treue ist das.«
    »Ich werde dir das nie vergessen, Wolf.«
    Sie fuhren ohne Unterbrechung sieben Stunden und hielten dann an, um die Benzintanks aufzufüllen. Auf den Dächern hockten, mit rotem Staub überzogen, Gespenstern gleich, die Aboriginals, kauten getrocknetes Känguruhfleisch, als wäre es Kaugummi, und benutzten den Aufenthalt dazu, aus einem kleinen Blechkanister, den einer von ihnen verwaltete, einen Schluck Wasser zu trinken.
    Wie jeden Tag, so fuhr auch jetzt Wolf die Antenne heraus und nahm Funkverbindung mit Kings Canyon auf. Die Polizeistation meldete sich sofort, als habe man auf ein Lebenszeichen gewartet.
    »Wo seid ihr jetzt?« fragte die weit entfernt plärrende Stimme in den Kopfhörern.
    »Der Karte nach unterhalb des Mount Murray. Nördlich von uns, am Horizont, sehen wir ein zerklüftetes Bergmassiv. Übrigens haben wir sechs Aboriginals auf den Wagendächern, die führen uns.«
    »Vorsicht, Leute!« Die ferne Stimme wurde eindringlich. »Wo kommen die denn her?«
    »Sie waren plötzlich da. Ein alter Mann und fünf kräftige Kerle.«
    »Ein Alter mit einem Schlapphut und einem langen graubraunen Mantel?«
    »Genau!«
    »Weiße schüttere Haare …«
    »Ja.«
    »Spricht ein gutes Englisch?«
    »Und deklamiert Schillers ›Glocke‹ auf deutsch …«
    »Das ist er! Petoo Balwinoo … gilt seit zwei Jahren als vermißt. War mal ein bekannter Maler im Outback. Du lieber Himmel, der sitzt jetzt bei euch auf dem Dach? Das muß ich sofort nach Alice Springs melden. Petoo ist wieder da. Wißt ihr, daß in Alice in der Kunstgalerie neun Bilder von ihm hängen? Unverkäuflich, weil zum Kulturgut erklärt. Und plötzlich war er verschwunden, und andere Aboriginals wollten wissen, er sei im Never Never gestorben … Petoo führt euch also jetzt?«
    »Ja … falls er Petoo ist.«
    »Erzogen in der Mission Hermannsburg.«
    »Stimmt.«
    »Dann gibt es keinen Zweifel mehr. Ihr habt einen der größten Künstler der Aboriginals entdeckt. Wenn ihr auf eurem blödsinnigen Trip auch sonst nichts erreicht – das habt ihr wenigstens geschafft.«
    Chick kam in den Wagen, nach Benzin stinkend und wütend wie ein Stier.
    »Ich heirate Cher nie!« schnaufte er. »Nie! Nie!«
    »Was ist denn los, Chick?« fragte Wolf und zog die Nase hoch. »Himmel, hast du im Sprit gebadet?«
    »Das ist es ja!« Chick ballte die Fäuste. »Jedem Mann hätte ich die Schädeldecke eingeschlagen. Aber bei Cher … Warum ist man nur ein Gentleman? Ich will ihr helfen, Benzin einfüllen, sage ganz höflich: ›Schatz, das ist nichts für ein zartes Weibchen!‹, und was macht sie da? Sie reißt mir den Kanister aus der Hand, begießt mich dabei mit Sprit und schreit mich an: ›Hau ab, du aufgeblasener Kerl!‹ Was soll man da tun?«
    »Den Mund halten. Vielleicht hat sie einen Wüstenkoller … So was gibt es.«
    »Und wie heilt man den?«
    »Bei einer Frau hilft oft, daß man sie nachts nicht allein läßt …«
    Chick grinste, winkte aber gleichzeitig ab. »Und Sally liegt daneben …«
    »Ich könnte Sally mit ins Zelt nehmen.«
    »Das wird Boabo aber unruhig machen.«
    »Den schmeiß' ich raus. Er kann im Toyota schlafen. Für ihn ist da Platz genug … Er liegt immer wie eine zusammengerollte Katze.«
    »Und auf diese Idee kommst du jetzt erst? Nach sechs Tagen? Das ist ja die Lösung … Am Tage fahren wir getrennt, und in der Nacht schläft jedes Paar zusammen und Boabo im Toyota. Da liegt man nun sechs Nächte allein in seinem

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