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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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würden die Aboriginals vermutlich selbst für genügend Holz sorgen. Das Feuer war etwas Heiliges … Es vertrieb die bösen Geister und versöhnte die gütigen Götter.
    »Wir können fahren«, sagte Chick zu dem Alten. Die Sonne stand jetzt hoch, die Hitze breitete sich aus. In einer Stunde war das Never Never wieder eine glühende Hölle. »Wie soll das überhaupt werden? In den Wagen haben wir keinen Platz mehr.«
    »Auf den Dächern.« Der Alte sprach ein paar Worte zu seinen Leuten. Sie sprangen auf und kletterten schnell und mühelos wie die Affen auf den Toyota und den VW-Bus, ließen sich zwischen den Säcken und Kanistern nieder, hockten auf Kisten und Kartons und fanden zu Chicks Erstaunen alle einen Platz.
    »Beim nächsten Bremsen fliegen sie durch die Luft!« sagte Wolf kopfschüttelnd.
    »Warum wollen Sie bremsen?« fragte der Alte.
    »Wenn ein Känguruh uns vor den Wagen läuft.«
    »Wir sehen es früher als Sie und werden es verjagen.«
    »Und wie fahren wir jetzt?«
    »Immer geradeaus. Am Mount Murray biegen wir nach Süden ab …«
    Chick, der die Karte studierte, tippte mit dem Zeigefinger auf einen blau eingezeichneten Punkt. »Da kommen wir ja in die Nähe vom Lake Amadeus.«
    »Es gibt dort merkwürdige Felsgebilde, Mister.«
    Wolf, der seine geologische Karte auf dem Kühler des Wagens ausgebreitet hatte, sah den Alten mißtrauisch an. »Von Felsen am Amadeus steht aber nichts auf meiner Karte«, sagte er.
    »Karten …« Der Alte machte eine wegwerfende Handbewegung. Er sah sich die Karte an, als verstünde er die geologischen Angaben, und schüttelte den Kopf. »Karten … Wer kennt schon dieses Land? Sie fliegen darüber hinweg und fotografieren es, aber Sie kennen es nicht. Nur wir kennen es.«
    »Da könnte er recht haben«, sagte Chick. »Donnern wir los …«
    »Wir wollten zu den Ligertwood Cliffs …«
    »Es gibt keinerlei Hinweis, daß dort unser Berg liegt, der bei Sonnenaufgang wie ein Bein aussieht.«
    Wolf zögerte. »Die Richtung hat Boabo aus der Lederkarte gelesen. Wir sollten nicht nach Süden, sondern in direkter Linie nach Westen fahren.«
    »Und wenn nicht Boabo, sondern der Alte recht hat? Boabo war nie im Haasts Bluff, aber diese Burschen hier kennen ihr Land genau.«
    »Und wenn sie uns in die falsche Richtung führen … bewußt falsch führen?«
    »Warum sollte er? Er will seine fünf Flaschen Whisky, die fünfhundert Dollar und die Kiste Whisky kassieren. Dafür geht er uns durch alle Höllen voran!« Chick faltete seine Autokarte zusammen und schob Wolf die geologische Karte über den Kühler zu. »Ich bin keiner, den man so leicht aufs Kreuz legen kann, das weißt du, ich spüre so was. Da kribbelt's bei mir unter der Haut … Aber diesmal tut sich nichts. Wir fahren so, wie die Knollennasen es uns zeigen.«
    Es war eine langsame, sich durch rote Wüste und steiniges Geröll vortastende Fahrt, immer geradeaus, nur dem Kompaß nach, der am Armaturenbrett montiert war. Die beiden Wagen fuhren nebeneinander, denn die Staubwolke, die sie aufwühlten und die wie dichter roter Nebel in der heißen Luft hängenblieb, hätte es unmöglich gemacht, daß hinter ihnen jemand noch etwas gesehen hätte. So fuhren sie also Seite an Seite, und wenn Chick und Wolf sich am Steuer ablösten, fand auch der Wechsel bei Cher und Sally statt.
    »Zähe Weiber!« sagte Chick, als Wolf wieder einmal mehr hinter dem Steuer saß. »Hast du ihnen das zugetraut?«
    »Bei Sally war mir das klar. Bei Cher überrascht es mich. Halt sie nur für dich fest, Chick. Eine bessere Frau bekommst du nie!«
    »Und du?« Chick lehnte sich zurück. »Angenommen, wir werden Millionäre. Zwischen Cher und mir ist alles klar. Aber bei dir? Ich habe so das Gefühl, als ob du dann doch nach Deutschland zurückgehst. Ein Hotel an der Küste von Cairns und wir alle zusammen – das wäre zu schön. Auch als Millionär muß ich was tun, sonst werde ich verrückt. Aber du? Du bleibst immer ein Deutscher, auch wenn du ein Australier geworden bist.«
    »Warum sollte ich nach Deutschland zurück, Chick? Um sechzig Prozent meines Geldes dem Finanzamt zu geben? Um mittendrin zu sein in diesem ewigen politischen Zank der Parteien und Ideologien, der Angst vor Rußland und dem Mißtrauen gegenüber Frankreich, den Intrigen der Lobby und der allgemeinen Heuchelei? Chick, ich habe mich an dieses Land hier gewöhnt, an die Freiheit, die Weite, an das wirkliche Menschsein, frei von allem Zwang, wenn man ihn sich nicht selbst

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