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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ist nur Flachland, kein Berg.«
    Sie kommt nicht raus, dachte Chick voller Bitterkeit. Sie entschuldigt sich nicht. Sie ruft nicht: Schatz, komm her! Und sie sagt auch nicht: Nie außer dir hat in den letzten vier Jahren ein anderer Mann bei mir geschlafen! Nein, nichts sagt sie. Die Tür verriegelt sie. Ist das ein Aas!
    »Du meinst, Petoo führt uns bewußt in eine falsche Richtung?«
    »Nein, er kennt den Berg gar nicht. Er führt uns nur herum, um an den Whisky und den Wein zu kommen. Wenn er uns alles weggesoffen hat, verschwindet er so plötzlich, wie er aufgetaucht ist. Das ist meine Meinung, Chick.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Er wird sich hüten. Aber …« Boabo zögerte. Es tat ihm wirklich weh, das auszusprechen. »Aber … ich kenne meine Brüder. Leider sind sie so … Schuld ist der weiße Mann. Er hat die Aboriginals verdorben.«
    Chick wandte sich vom Bus ab, warf einen Blick auf das Zelt und zuckte zusammen. Das Innenlicht warf wieder die Schatten an die Wand, Schatten, die sich rhythmisch bewegten.
    »Das ist ja nicht zum Aushalten!« rief Chick, sprang auf, lief zum Zelt und hieb mit der Faust auf die Zeltwand. »Aufhören oder Licht aus!«
    Im Zelt erlosch sofort die Lampe. Knurrend kam Chick zu Boabo zurück und setzte sich auf seinen Klappstuhl. »Was sollen wir tun, Knollennase?«
    »Umkehren, Chick.«
    »Und wenn der Alte doch recht hat?«
    »Ich kenne den Lake Amadeus. Nur Wüste, Sandbänke, ausgetrocknete Salzflüsse, Salzseen – nichts ist da, gar nichts. Kein Mensch wohnt da, auch kein Aboriginal. Es ist totes Land. Ganz tot …«
    Chick trank die Flasche Whisky leer, nachdem er Boabo auch noch einen langen Schluck gegönnt hatte, und stieg dann in den Wagen. Er legte sich auf die Vordersitze, zog eine Decke über sich, starrte an die Plastikbespannung des Daches und bemühte sich, nicht daran zu denken, wie schön es jetzt wäre, Chers warmen Körper neben sich zu spüren. Doch wem gelingt das schon, wenn man eine halbe Stunde vorher so glückselig gewesen war? Hinter ihm begann Boabo zu schnarchen.
    Sie hat es nicht geleugnet, dachte Chick. Dieses verdammte Weib! Nimmt einfach einen Hammer und will mich damit kastrieren. Es muß also etwas Wahres an meinem Verdacht sein, wenn sie nicht die Sterne vom Himmel schwört, um ihn zu entkräften. Verflucht, sie ist eine Hure! Und dreimal verflucht: Ich liebe sie. Trotzdem. Ich bin total verrückt. Chick Bullay, der Blöde mit den Hörnern.
    Er merkte nicht, daß auch er einschlief und dann lauter schnarchte als Boabo. Obwohl der Aboriginal ihn mehrmals anrief, sägte Chick weiter imaginäre Baumstämme durch, und da Boabo es nicht wagte, ihm die Nase zuzudrücken, kapitulierte der Aboriginal schließlich und verließ den Wagen. In eine Decke eingerollt wie seine Landsleute, legte er sich neben das Hinterrad, und es war merkwürdig: Die Berührung mit der Erde brachte Frieden über Boabo; er fühlte sich wohl wie selten und schlief sofort wieder ein. Keine noch so zivilisierte Erziehung löscht eben das Erbe von Jahrtausenden aus.
    Chick wachte auf, weil ein Dampfhammer ihm mehrmals auf den Hintern knallte, und dieser Dampfhammer schrie dabei: »Wach endlich auf, du versoffener Strolch!« Und als Chick in die Helligkeit des Tages blinzelte und den Kopf etwas hob, schrie die Stimme weiter: »Wenn wir genug Wasser hätten, würd' ich deinen verdammten Schädel reinstecken!«
    Chick ließ sich wieder fallen, die Umwelt wurde klarer, und ein großer Jammer fiel über ihn her.
    »Junge, sei still«, sagte er mit schwerer Zunge und einem pelzigen Gaumen, an dem die Worte zu kleben schienen. »Was weißt denn du, was mir passiert ist? Und schuld bist außerdem du. Wo ist Cher?«
    »Sie wartet mit dem Frühstück auf dich.«
    »Sie wartet?« Chick schnellte hoch. »Sag das noch mal, Wolf! Sie wartet tatsächlich auf mich?«
    »Auf uns.« Wolf sah Chick in die verquollenen, geröteten Augen.
    »Wie kann man nur so saufen …«
    »Und wie kann man nur so bumsen bei vollem Licht! Mensch, die Zeltwand war wie 'n Kino … Der arme Boabo mußte sich abbinden.« Chick stieg aus dem Wagen, reckte sich, rülpste laut und fühlte sich danach sichtbar wohler. »Das war die letzte Alkoholwolke«, sagte er dabei. »Jetzt bin ich wieder da. Wie geht es Sally?«
    »Sehr gut.«
    »Man konnte es beobachten.« Chick kämmte sich mit gespreizten Fingern durch das Haar, ging noch wenig schwankend und unsicher zu dem Plastikeimer, der hinter dem Zelt stand und für alle

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