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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und setzten sich auf die Erde. Nicht einer fragte etwas oder kümmerte sich um die Weißen.
    Boabo setzte sich in den Bus, ließ den Motor an, der sehr müde kam, und stellte ihn sofort wieder ab.
    »Ganz klar«, sagte er. »Die Lichtmaschine.«
    »Kaputt?«
    »Das kann ich erst sagen, wenn ich sie ausgebaut habe.«
    »Und das bei 45 Grad auf dem Schädel!« Chick gab dem unschuldigen Bus einen Tritt und wollte etwas zu Cher sagen, aber sie spürte das, drehte sich weg und ging zu Sally hinüber.
    »Die Werkzeugkiste her!« brüllte Chick, um seinen schmerzhaften inneren Druck loszuwerden. Müssen Weiber denn immer so nachtragend sein! »Das Ding kriegen wir ruck, zuck wieder hin.«
    Das mit dem Ruckzuck blieb ein Wunschtraum. Boabo, der die Lichtmaschine ausgebaut hatte, hielt sie Chick und Wolf hin und wackelte mit dem Kopf.
    »Total versandet«, sagte er. »Ich muß sie auseinandernehmen und reinigen. Das dauert was, Leute.«
    »Wie lange?«
    »Heute wird's nicht mehr weitergehen. Wir werden hier über Nacht bleiben. In zwei Stunden ist's ja schon dunkel …«
    »Also das Zelt raus.« Chick stampfte zum Toyota zurück und wartete, bis Wolf nachgekommen war. Boabo saß nach Aboriginalart auf der Erde, hatte die Lichtmaschine zwischen den Beinen auf einer Decke und montierte sie auseinander. Cher stand neben ihm und sah zu.
    »Wenn die Nacht so wird wie die vergangene und dieser Misttag«, knurrte Chick, »dann vergewaltige ich Cher …«
    »Mach keinen Ärger, Chick.« Wolf zerrte das Zeltgestänge ins Freie. »Sie kommt von ganz allein wieder zu dir. Wie konntest du sie auch so einen Blödsinn fragen?«
    »Der Verdacht kam von dir. Ich wollte nur Klarheit haben. Warum hat sie nicht einfach nein gesagt?«
    »Du hast sie ungeheuer beleidigt. Du hast ihr gezeigt, daß du kein Vertrauen hast.«
    »Und deshalb spielt sie so verrückt?« Chick wuchtete den Zeltsack auf seine Schultern. »Da soll man sich nicht Sorgen machen …«
    Es zeigte sich, daß diese Nacht ganz andere Sorgen mit sich brachte.

7
    Nachdem das Zelt aufgebaut und das Lager ›wohnlich‹ hergerichtet war – wie Sally das nannte, als seien sie auf einer vergnügten Camping-Tour –, knöpften Chick und Wolf sich den alten Petoo vor. Boabos Verdacht mußte aufgeklärt werden. Um Boabo herum lagen auf einer Decke die Einzelteile der Lichtmaschine, er hatte Reinigungsöl und Schmierfett neben sich stehen und fiel von einer Verzweiflung in die andere. Ein leichter Wind war aufgekommen, aber auch dieser genügte, um den staubfeinen roten Sand vor sich herzutreiben und in jede Ritze eindringen zu lassen. Vor allem an dem Fett und dem Öl blieb der Sand kleben, was Boabo rasend machte.
    »Ich muß ins Zelt!« rief er und warf die Decke über die zerlegte Lichtmaschine. »Hier draußen salbe ich alles mit Sand ein.« Er raffte alles zusammen und trug es in das Zelt, verschloß den Eingang mit dem Reißverschluß und fluchte gottserbärmlich über das nun rotgepuderte Schmierfett.
    Am Bus sah der alte Petoo sich von den beiden Weißen umringt; es schien ihm gar nicht zu gefallen. Man hatte ihn gerufen und herbeigewinkt. Voller Hoffnung, einen Schluck Whisky zu ergattern, war er sofort hergekommen, aber nun begriff er, daß er alles andere als Wohlwollen zu erwarten hatte. Vor allem Chick sah ihn mit zusammengekniffenen, bösen Augen an.
    »Wir müssen da etwas klären, Petoo«, sagte Wolf. Man hatte sich geeinigt, daß er mit dem Aboriginal sprach und nicht Chick, der ihn doch nur anbrüllen würde. Damit hätte man gar nichts erreicht. Der Alte würde in eisernes Schweigen verfallen, und alle Energie, die Chick aufwandte, wäre umsonst gewesen. Mit Ruhe, auch wenn man sie nur zähneknirschend aufbrachte, konnte man mehr erreichen. »Wo soll der Berg, der wie ein Bein aussieht …«
    »… bei Sonnenaufgang«, warf Chick wie immer ein.
    »Wo soll dieser Berg liegen? In der Nähe des Lake Amadeus?«
    »Ja, in der Nähe.« Der Alte nickte. Sein Blick fiel begehrlich auf die Kiste, in der er die Weinflaschen wußte.
    »Sie haben ihn gesehen?«
    »Nein. Ich habe von ihm gehört.«
    »Aha, das klingt schon anders!« Es war Chick unmöglich, den Mund zu halten.
    »Wir kennen unser Land!« sagte Petoo Balwinoo stolz. »Jeder erzählt den anderen, was er gesehen hat, aus allen Winden kommen die Berichte … Und so wissen wir alle, wie unser Land aussieht, auch wenn wir selbst nur ein Stückchen davon kennen.«
    »Boabo aber sagt: Am Lake Amadeus gibt es keinen Berg,

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