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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Chick die Tür auf, sprang aus dem Wagen, und noch bevor er sich umdrehen konnte, knallte die Tür hinter ihm zu und wurde verriegelt. Er ließ das Kleiderbündel fallen, hämmerte mit den Fäusten gegen den Bus und starrte durch die Scheibe auf Cher, die an der Tür stand, den Hammer noch immer in der Hand, nackt und wunderschön … und sie weinte.
    »Sag, daß es nicht wahr ist!« brüllte Chick. »Sag nur nein, das genügt! Aber das kannst du nicht. Das kannst du nicht, du Hure … du Hure … du Hure …«
    Er trommelte immer wieder mit den Fäusten gegen die Tür, trat gegen das Blech, und auf der anderen Seite der Scheibe stand Cher und weinte.
    »Du Hure!« brüllte Chick noch einmal, ließ dann vom Wagen ab und drehte sich weg. Hinter ihm war Boabo aufgetaucht und grinste ihn dümmlich an. Ein nackter, tobender Mann in der nächtlichen Wüste des Never Never ist ein besonderer Anblick. Man sieht etwas Gleichartiges bestimmt so bald nicht wieder.
    »Trau nie einer Frau!« schrie Chick und zog Boabo am Hemd zu sich heran. »Und wenn sie noch so gut im Bett ist – geübt hat sie's mit anderen! Hast du auch so ein Weibsstück? Jag sie weg, Knollennase, hör bloß nicht auf ihr Gesäusel: ›O mein Liebling, mein Einziger, mein Süßer …‹ Alles gelogen! Kaum bist du weg, hängt sie am Telefon und säuselt: ›Die Luft ist rein.‹ Und schon ist der nächste da und fährt aus der Hose!« Er drehte sich wieder zum Bus um, sah Cher noch immer in ihrer mondbleichen Nacktheit am Fenster stehen und brüllte noch einmal: »Hure!« Dann stieß er Boabo fort und sagte schwer atmend: »Weg von hier! Jetzt werde ich mich besaufen …«
    »Nackt?«
    Chick stutzte. Erst jetzt kam ihm zum Bewußtsein, daß er mit blanker Haut herumtobte; er bückte sich, zog Unterhose, Hemd und Hose an, trat in die Schuhe und stapfte zum Toyota hinüber.
    Boabo folgte ihm in drei Schritten Abstand. Ab und zu drehte er sich um und starrte zu dem Bus. Noch immer stand Cher am Fenster und sah ihnen nach. Boabo schluckte mehrmals, sein Hals war staubtrocken. Er hatte immer geahnt, wie schön Cher unter ihren Kleidern war – nun sah er sie in silberner Nacktheit und wäre bereit gewesen, auf einen Wink von ihr ein Messer in Chicks Rücken zu stoßen. Für Cher würde er alles tun.
    Aber wer liebt schon einen Aboriginal?
    Später saßen Chick und Boabo auf Klappstühlchen vor dem Toyota, rauchten Zigaretten und tranken abwechseln aus der Whiskyflasche. Mag es sein, daß ein Eingeborener eine Witterung hat wie ein Tier oder daß man während der ganzen Nacht das weiße Lager beobachtete – plötzlich erhob sich schwerfällig Petoo Balwinoo, schlug den langen Mantel um sich, drückte den Stockman-Hut tief in die Stirn und kam zu ihnen herüber. »Auch für mich einen Schluck?« fragte er mit einer erschütternden Demut.
    »Heute ja, Opa. Setz dich zu uns.« Chick zeigte auf einen Klappstuhl, aber der Alte setzte sich wieder auf die Erde. Ein Aboriginal muß den Boden spüren, er ist wie der Schoß der Mutter.
    Chick reichte ihm die Whiskyflasche, der Alte soff, und er hätte die Flasche, ohne abzusetzen, leergetrunken, hätte Chick sie ihm nicht vom Mund und aus der Hand gerissen.
    »Das reicht, Alter«, sagte er und putzte mit dem Handrücken den Flaschenhals ab. »Wie sind die Weiber bei euch? Auch wie streunende Dingohündinnen?«
    »Ich hatte Glück.« Petoo starrte auf die Flasche. Sein Kehlkopf zuckte auf und ab. »Drei Frauen … sieben Söhne, fünf Töchter …«
    »Das sind zwölf Kinder.« Chick nickte mehrmals. Der warme Whisky vernebelte langsam sein Gehirn. »Die hatten keine Zeit, andere Kerle auf die Kissen zu holen. Boabo, ich sollte Cher zwölf Kinder machen, da hat sie genug zu tun … Was hältst du davon?«
    »Als Millionär haben Sie das nicht mehr nötig«, sagte Boabo sehr klug. »Da sind Sie immer zu Hause, und Mrs. Cher ist nie allein …«
    Der Alte erhob sich und kehrte zu den anderen Aboriginals zurück.
    »Knollennase, du bist gar nicht so dumm, wie du aussiehst …«
    »Danke, Chick.«
    »Ein Grund mehr also, den Berg zu finden, der bei Sonnenaufgang wie ein Bein aussieht.«
    »Aber da fahren wir jetzt in die falsche Richtung, Chick.« Boabo hob vorsichtshalber beide Hände zur Abwehr. Bei Chick wußte man nie, wie er aus einem Impuls heraus reagierte. »Was sollen wir am Lake Amadeus? Nach Nordwesten müssen wir …«
    »Bist du sicher?« Chick blickte zum Bus hinüber und kaute an der Unterlippe.
    »Am Amadeus

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