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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht mal einen Hügel. Nur flache, salzige, sandige Wüste und den ausgetrockneten See.«
    »War er da?« fragte der Alte ungerührt.
    »Ja.«
    »Ist er um den ganzen See herumgelaufen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Es gibt Menschen, Mr. Wolf, die haben gute Augen und sehen doch nichts. Sie sehen ein großes, prunkvolles Haus und bewundern es, aber sie sehen nicht die einzelnen, brüchigen Steine. Warum muß es ein Berg sein?«
    »So hat man es uns gesagt«, formulierte Wolf vorsichtig.
    »Kann es nicht auch eine Bodensenke sein, die in den Morgenschatten wie ein Bein aussieht?«
    »Verdammt, das ist eine völlig andere, aber denkbare Erklärung«, sagte Chick und stieß sich von der Wagenwand ab. »Darüber spreche ich mal mit Boabo.«
    Er ging zum Zelt hinüber, zog den Reißverschluß auf und verschwand im Inneren. Boabo war gerade dabei, mit einem Pinsel den Sand aus einem Teil der Lichtmaschine zu entfernen. Der Satan allein mochte wissen, wie in solche Winkelchen Sand hineinwehen konnte.
    »Wie lange brauchen wir noch bis zu der Stelle, die Sie als das ›Bein‹ betrachten?« fragte Wolf den Alten unterdessen.
    Petoo zog die wulstigen Brauen zusammen und nahm seinen Stockman-Hut ab. Seine weißen Haare waren vom Staub rötlich geworden.
    »Noch zwei Tage, Mr. Wolf.«
    »Angenommen, es ist wirklich die gesuchte Stelle … und weiter angenommen, wir möchten dort bleiben und das Land kaufen – wem bezahlen wir es?«
    »Dem Yunukoojootjara-Stamm. Ich gehöre auch dazu.«
    »Wo treffen wir Ihren Häuptling?«
    »Den gewählten Ältesten«, verbesserte Petoo würdevoll. »Nur Wilde haben Häuptlinge. Wir sind keine Wilden.«
    »Ich bitte um Verzeihung.« Wolf sagte es ganz ernst, ohne spöttischen Unterton. »Ich kenne mich in diesen Feinheiten nicht aus.«
    »Danke.« Petoos Blick wanderte wieder zu der Kiste mit Wein. Für ihn schien es nichts Begehrenswerteres zwischen Himmel und Erde zu geben als einen Schluck Alkohol. Er war ein vom Suff unheilbar zerstörter, bedauernswerter Mensch. »Aber ich muß Sie warnen, Mr. Wolf.«
    »Wovor?«
    »Es ist die heißeste, einsamste, feindlichste Gegend des Petermann. Dort gibt es nichts … Dort kann kein Mensch leben. Nur Ameisen und andere Insekten, Schlangen, kleine, merkwürdige Echsen, ein paar Vögel, vielleicht einige Dingos …«
    »Aber die müssen ja auch leben.«
    »Sie fressen sich gegenseitig. Kann das ein Mensch?«
    »Wenn wir das ›Bein‹ finden und das Land von Ihrem Stamm gekauft haben, werden wir ein Lagerhaus errichten lassen mit allem, was man braucht. Auch Wasser werden wir heranfliegen lassen und einen großen Wassertank bauen. Es gibt kein ›unmöglich‹ mehr, Petoo«, sagte Wolf und war geneigt, den Worten des Alten zu glauben. »Sogar Strom werden wir selbst erzeugen mit Windrädern, die eine Turbine antreiben. Ein richtiges Camp wird entstehen.«
    »Und warum, Mr. Wolf?«
    Das war die Frage, auf die Wolf schon lange gewartet hatte. Sie war überfällig, denn ein intelligenter Mensch wie Petoo Balwinoo, der einmal als einer der größten Maler der Aboriginals gegolten hatte, ließ sich nicht mit deutlich erkennbaren Ausreden abspeisen. Wer läßt sich in einem Land nieder, das das elendste aller elenden ist? Die Lüge, sie seien Geologen mit einem Forschungsauftrag, war so plump, daß niemand sie glaubte. Was sie suchten, war etwas anderes, nur konnte sich Petoo vermutlich nicht erklären, für welche Entdeckungen man sein Leben einsetzte. Gab es etwas so Wertvolles überhaupt? Petoos Welt war zusammengeschrumpft auf eine Flasche Whisky oder Cognac; was früher war, was es einmal an Schönheit und Freude gegeben hatte, versank immer mehr, und nur manchmal, nach schwerem, inneren Ringen vielleicht, tauchte aus dem Nebel der Erinnerung dieses oder jenes Bild auf, fremd jetzt, und er mochte sich fragen: Das hast du wirklich erlebt?
    »Das ›Bein‹ soll unter seiner Oberfläche Opale enthalten«, sagte Wolf. Das war eine glaubhafte Erklärung. Für einen Aboriginal waren Opale keine Wertstücke, sie staunten nur, daß die weißen Frauen solche Steine, auch wenn sie glatt geschliffen waren und in der Sonne schillerten, als Schmuck um den Hals, am Ohr oder an den Fingern trugen. Ein Aboriginal trägt keinen Schmuck, und wenn, dann sind es ausschließlich die Männer, die sich bei Kriegstänzen oder Feierlichkeiten den Hauer eines Wildschweins oder eine Kette aus Krokodilzähnen um den Hals hängen. Das schönste Schmuckstück ist für sie die

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