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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das Waschwasser enthielt, genau mit einem Litermaß abgemessen, tauchte Kopf und Hände hinein, überlegte dann, streckte den Kopf weit vor und goß sich das Wasser über den Nacken. Triefend kam er danach um das Zelt herum, wo – gelobt seien die Frauen und ihr unabänderlicher Drang nach Häuslichkeit – der Frühstückstisch gedeckt war wie auf der Terrasse ihrer erträumten Villa.
    Cher würdigte Chick keines Blickes, als sie den Kaffee eingoß und er zu ihr zaghaft sagte: »Schätzchen, der wird mir guttun …« Im Gegenteil, sie setzte sich nicht wie sonst neben ihn, sondern ließ Wolf und Boabo dazwischen Platz nehmen.
    Mißmutig beschmierte Chick sein Brot mit Butter und Käse, denn auch das tat Cher nicht mehr für ihn, und fand, daß der erste Bissen wie Gummi schmeckte. Fragend warf er einen Blick auf Sally, aber die zuckte nur mit den Schultern und kümmerte sich weiter um Wolfs Brote. Neben Chick kaute Boabo mit vollen Backen, schmatzend wie ein Ferkel. Chick mußte sich beherrschen, daß er ihm nicht das Brot in den Mund stopfte.
    »Machen die Knollennasen eigentlich eine Diätkur?« fragte er und deutete mit dem Kopf zu den Eingeborenen hinüber. Sie hockten im Kreis auf der Erde und sprachen miteinander. Man sah sie weder essen noch trinken.
    »Petoo war schon hier.« Sally belegte Wolf das dritte Brot, während Chick für Cher offenbar noch weniger als Luft war. Er war ein völliges Nichts für sie. »Ich habe ihm einen Teller Wurst mitgegeben, sechs Brotschnitten und einen kleinen Kanister Wasser. Die Wurst und das Brot haben sie verschlungen, als hätte man Raubtiere gefüttert, aber mit dem Kanister Wasser kam Petoo zurück und sagte: ›Ich möchte tauschen. Das Wasser gegen drei Flaschen Wein. Oder gegen eine leere Dose und einen Lappen voll Benzin.‹«
    »Schnüffeln …« Chick blickte wieder zu der Aboriginalgruppe hinüber. »Auch die sind also verloren. Hast du getauscht?«
    »Was denkst du! Auf gar keinen Fall.«
    »Und der Alte?«
    »Ist weggegangen und hat den Kanister mit Wasser dagelassen.«
    »Unbegreiflich. Die müssen Wasser aus dem Boden saugen.«
    »Sie kauen irgendwelche Blätter, die anscheinend Wasser enthalten.«
    Wolf und Boabo waren mit dem Frühstück fertig. Sally räumte den Tisch ab, und Cher verpackte das Plastikgeschirr. Da Chick seine Tasse noch nicht leergetrunken hatte, schüttete sie den Kaffee einfach in das rote Wüstengeröll und nahm sie ihm weg. Er wollte protestieren, mit der Faust auf den Tisch schlagen, aber was würde dabei herauskommen außer erbittertem Schweigen und deprimierender Mißachtung?
    Eine halbe Stunde später war das Zelt abgebaut, Kartons und Kisten waren verstaut. Die Aboriginals hatten sich wieder auf den Wagendächern verteilt, Cher saß am Steuer des Busses, während sich neben ihr auf dem Beifahrersitz Sally tatsächlich die Lippen mit einem roten Lippenstift nachzog, aber es ging noch nicht weiter, weil Chick noch einige Fragen hatte.
    »Boabo sagt«, meinte er zu Wolf, »daß der Alte ein Erzgauner ist und uns in die falsche Richtung führt. Am Lake Amadeus gibt's keine Felsen.«
    »Ich kenne den Amadeus nicht, Chick.«
    »Ich auch nicht, aber Boabo. Nichts als Salzseen und Sandbänke, sagt er.«
    »Und warum sollte Petoo uns bewußt falsch führen?«
    »Weil er weiß, wo das Gold liegt und es uns Weißen nicht gönnt. Finden wir es, ist wieder ein Stück seines Landes verloren.«
    »Wir werden sehen, Chick. In zwei Tagen sollen wir dort sein.« Wolf drehte den Zündschlüssel, der Motor sprang blubbernd an und lief dann mit einem guten Brummton rund. »Auf geht's.«
    Und wieder war es ein Tag voll glühender Hitze und rotem Staub, der sich über alles legte, der in die Augen, Nasen und durch die zusammengepreßten Lippen drang. Unendliche Einsamkeit war um sie, flimmerndes Rot, von dürren Grasbüscheln durchsetzt, kein Lebewesen war zu sehen, nur der Horizont löste sich in flirrenden Wellenlinien auf. Wer durch diese Glut fuhr, begriff, warum das Land Never Never hieß.
    Plötzlich drückte Sally, die jetzt den Bus fuhr, auf die Hupe und blieb stehen. Auch Chick bremste und kurbelte das Fenster herunter.
    »Was ist los?« rief er.
    »Irgend etwas mit der Lichtmaschine.« Sally sprang ins Freie. »Die Alarmlampe leuchtet auf. Ich fahre auf Batterie.«
    »Ach, du Scheiße! Das wird noch 'n gemütlicher Tag!«
    Sie stiegen aus, die Aboriginals sprangen oder kletterten von den Wagendächern, schlurften ein paar Meter von ihnen weg

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