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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit mir. Himmel, ja, ich weiß, daß du ein Studierter bist, und ich bin bloß ein Prolet … Das brauchst du mir nicht immer aufs Butterbrot zu schmieren …«
    »Hier im Never Never wird Sally nie wieder gesund werden. Bei einer so schweren Gehirnerschütterung braucht sie Ruhe, völlige Ruhe, aber nicht zehn Stunden lang Rütteln, Schütteln, Gluthitze, Stöße von Schlaglöchern, Staub, der in die Lungen dringt, Motorengedröhn … Sie müßte in einem ruhigen, abgedunkelten Zimmer liegen …«
    »Und Wölfchen sitzt am Bett, hält das Händchen und singt ganz leise: ›Schlafe, mein Prinzchen, schlafe …‹.«
    »Benimm dich nicht so blöd, Chick! Sally kann für den Rest ihres Lebens einen Hirnschaden zurückbehalten!«
    »Den ich schon habe, denkst du«, sagte Chick giftig. »Du willst also über Ayers Rock nach Alice zurückkehren?«
    »O ja!« rief Boabo unter seiner Decke. »O ja! Sofort …«
    »Halt's Maul, Knollennase!« Chick zog seine Decke enger um sich. Draußen rauschte es unablässig weiter. Das Wasser stürzte aus den Wolken, wie mit Fäusten schlug es auf das Wagendach. »Wir werden, das habe ich schon gesagt, mindestens zwei Tage hierbleiben müssen, bis wir weiterkönnen. Sally hat also zwei Tage vollkommene Ruhe, und abdunkeln können wir den Bus auch.«
    »Sie braucht acht bis zehn Tage, Chick.«
    »Dann rechnen wir mal. Von hier bis zum Ayers Rock brauchst du, am Mount Currie vorbei, mindestens zwei Tage, vielleicht auch drei …«
    »Ja.«
    »Du rüttelst also Sally mit ihrer Kommode …«
    »Commotio …«
    »Jawohl, Herr Akademiker! Du rüttelst sie drei Tage lang durch. Genau das aber darf man nicht mit ihr machen.«
    »Du weißt, unser Funkgerät ist kaputt. Wir können keine Hilfe rufen, wir müssen sie suchen! Mir ist klar, was das für Sally bedeutet. Aber hier in der Wüste kann sie nicht bleiben.«
    »Und wenn wir eine Woche hier abwarten? Das ist ein guter Platz, sage ich dir. Im See ist jetzt Wasser, da filtern wir unser Trinkwasser heraus. Zu essen haben wir genug, verhungern werden wir auf keinen Fall. Sally kann hier ihre Ruhe haben und die Commotio – na, wie habe ich das gesagt?! – auskurieren. Auf eine Woche kommt es uns doch nicht an, Wolf.«
    »Überhaupt nicht … Aber ist dir noch nichts aufgefallen, Chick?«
    »Was?«
    »Wir haben jetzt den vierten Tag nichts von uns hören lassen, und man sucht uns noch immer nicht. In Alice Springs muß es doch längst Alarm gegeben haben. Vier Tage im Never Never und kein Funkkontakt mehr – da muß doch eine Aktion anlaufen.«
    »Wir haben in Kings Canyon hinterlassen, daß wir in Richtung Kintore fahren, und wo sind wir? Am Lake Amadeus. Genau entgegengesetzt. Da sucht uns doch keiner. Hier können wir versalzen … Vielleicht findet uns in zwanzig Jahren mal durch Zufall eine geologische Expedition und hält uns für 'ne Versteinerung.«
    »So wird es sein«, sagte Wolf gedehnt. Er wußte, daß Chick recht hatte.
    »So ist es, Wolf. Drei Tage durch dieses Land hält Sally nicht mehr aus, das sagst du selbst … Wir bleiben also hier und fahren, wenn Sally wieder okay ist, nach Norden. Hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Im Moment nicht.«
    »Aber ich!« rief Boabo aus seiner Ecke.
    »Schnauze halten, Knollennase!« schrie Chick.
    »Mr. Wolf und Mrs. Sally bleiben mit Bus hier, wir fahren mit Toyota nach Yulara und holen Hilfe. Ein Flugzeug der Royal Flying Doctors wird sofort kommen …«
    »Das ist eine gute Idee!« sagte Wolf. Chick allerdings hätte Boabo erwürgt, wenn er greifbar gewesen wäre.
    »Eine Scheißidee ist das!« brüllte er. »So etwas kann auch nur ein Kretin wie Boabo denken. Als ob ich euch allein in dieser Hölle lasse! Da kommen wir nur gemeinsam durch, das schaffen wir nur zusammen. Cher denkt nicht anders.«
    Für diese Nacht war das Thema erledigt. Wie es am Morgen aussah, würde sich zeigen. Wolf, Chick und Boabo rollten sich eng aneinander in ihre Decken, und jetzt, wo sie lagen, spürten sie ihre Erschöpfung. Es war ihnen, als versänken sie in eine bodenlose Tiefe; sie schliefen ein, sobald sie eine wohlige Wärme unter ihren Decken verspürten.
    Der Regen klatschte auf das Wagendach. Das monotone Trommeln wirkte fast wie eine Hypnose.
    Der Morgen kündigte sich mit einem strahlenden Sonnenaufgang an.
    Wäre nicht der aufgeweichte Boden gewesen, ein roter, schleimiger Morast, hätte sich nicht im leichten Wind eine Wasserfläche auf dem See bewegt und die gelbbraunen Sandbänke umspült –
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