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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte. Wolf musterte sie mit gerunzelter Stirn.
    »Da kommt was, Chick«, meinte er.
    »Regen!« Boabos Stimme klang voller Jubel. »Regen! Wir werden genug Wasser haben. Endlich Regen …«
    Es wurde schnell finster, eine Windböe fiel über sie her und zerrte am Zelt, sie flüchteten alle wieder in die Wagen zurück und starrten auf das Land, das völlig verändert, fremd und noch feindlicher als bisher aussah.
    Und dann regnete es … Nein, das war kein Regen mehr. Der Himmel war aufgebrochen, das Wasser fiel aus der Unendlichkeit, das Firmament leerte sich, eine geschlossene Wasserwand stürzte über die fünf Menschen her. Um sie herum gab es nichts mehr als Wasser.
    »Und jetzt ersaufen wir!« sagte Chick und streckte gemütlich die Beine aus. »Immer noch besser als verbrennen. Ich möchte raus und die Arme ausbreiten. Hab' ich eine Sehnsucht nach Wasser gehabt …«

9
    Wasser … Wasser … Wasser … Die Welt ertrank. Eine neue Sintflut stürzte vom Himmel. Wo noch vor einer Stunde der ausgetrocknete Lake Amadeus mit seinen Salzfeldern in der Hitze geflimmert hatte, stand jetzt das Wasser und stieg und stieg. Die Sandbänke waren zu flachen Inseln geworden, deren Ränder langsam in der Flut versanken. Es war unmöglich, das Zelt zu bewohnen und dort die Nacht zu verbringen. Der rote Boden verwandelte sich in eine Schlammschicht, nachdem er sich vollgesogen hatte. Die Zwergakazien schienen die Äste in die Breite zu strecken, das Spinifexgras wölbte sich höher, die Mallee-Bäume waren wie blankgeputzt und glichen Fingern, die in den Himmel griffen … Alles trank, alles saugte sich voll, speicherte das kostbare Wasser. Es konnte Wochen und Monate dauern, bis ein neuer Regen die verdorrte Erde wieder erfrischte.
    »Machen wir's uns hier gemütlich!« sagte Chick fröhlich. »Nur Boabo fliegt raus.«
    »Warum denn, Mr. Chick?« schrie Boabo sofort. »Wo soll ich denn hin?«
    »Du schnarchst wie ein Nilpferd.«
    »Ich kenne kein Nilpferd. Und Sie schnarchen auch!«
    »Nicht einen Ton!« schrie Chick, aber er lachte dabei. »Das ist kein Schnarchen, das ist ein gesundes, kräftiges Atmen.«
    »Ich sehe mal nach, wie es Sally geht«, sagte Wolf. »Sie hat nicht mehr neben Cher gesessen. Sie muß hinten im Bus liegen.«
    »Dann hinaus, hinaus ins Brausebad!« rief Chick übermütig. Er zog sich schnell aus, stieß die Tür auf und sprang, nur mit einem Slip bekleidet, ins Freie. Sofort versank er bis zu den Knöcheln im roten Schlamm, aber das kümmerte ihn nicht. Er hüpfte durch die niederprasselnden Wassermassen, riß die Arme hoch, tanzte wie ein Wilder, warf den Kopf in den Nacken und ließ den Regen in seinen Mund laufen. Dabei lachte und grölte er.
    Als auch Wolf aus dem Toyota sprang, ebenfalls nur im Slip, aber die Halogenlampe in der Hand, umfaßte Chick ihn und tanzte mit ihm einen Walzer durch Wasser und Schlamm. Dann hielten sie sich an den Händen und spielten Ringelreihen, bespritzten sich mit der roten Erdbrühe, ließen danach den Regen alles wieder abwaschen, lachten und sangen und waren wie die Kinder.
    Die Nacht war nun voll tiefster Schwärze, die Regenwolken verdeckten jeden Stern. Wolf knipste die Handlampe an und leuchtete zum Bus hinüber. Der Regen schluckte auch dieses Licht; wenn die Halogenlampe sonst alles bis auf zweihundert Meter im Umkreis erhellte, so prallte der Schein jetzt an der Wasserwand ab. Nur unklar, schemenhaft erkannte man den Bus.
    »Cher wird Angst haben«, sagte Wolf.
    »Cher hat nie Angst … das ist es ja!«
    »Kommst du mit, oder tanzt du weiter wie ein Zulu durch den Regen?«
    Chick riß den Mund wieder auf, ließ den Regen hineinrinnen und kam Wolf dann nach. Der Scheinwerferstrahl tastete den Bus entlang und blieb am Fenster der Schiebetür haften. Hinter der Scheibe erkannten sie Cher. Sie starrte zu ihnen heraus, zu den fast nackte fröhlichen Männern. Dann verschwand ihr Gesicht plötzlich, und Chick wollte schon sagen: »Sie will immer noch nichts mit mir zu tun haben!« da glitt die Tür zur Seite, und Cher sprang im Bikini ins Freie.
    Auch ihre erste Reaktion war ein weites Ausbreiten der Arme, ein Recken in die Wasserflut, eine Hingabe an den Regen, die geradezu erotisch wirkte. Chick starrte sie mit glänzenden Augen an. Doch als er auf sie zusprang und sie umfassen wollte, wich sie ihm aus und streckte ihm ihre Fäuste entgegen. »Faß mich nicht an!« rief sie, und das Wasser strömte über ihren Körper. »Ich lasse mich jetzt vom Regen lieben

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