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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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lasse mir nicht nehmen, was mir zusteht. Und das Gleiche gilt auch für die übrigen anständigen Bürger dieser, äh, maßvollen Stadt. Ich lasse mich nicht von einem pickeligen, moralistischen Schurken und einem geschniegelten Offiziersgecken übers Ohr hauen. Hunter muss befreit werden.«
    »Aber wie?«, fragte Lady Sarah. »Er wird doch schon in zwei Tagen gehängt.«
    »Der schlaue Fuchs wird von keinem Galgen baumeln«, sagte Almont, »das kann ich dir versprechen. Die ganze Stadt ist auf seiner Seite.«
    »Wie das?«
    »Weil er, wenn er am Leben bleibt, Schulden zu begleichen hat, und zwar stattliche. Mit Zinsen. Bei mir und anderen. Dazu muss er allerdings befreit werden …«
    »Aber wie?«, sagte Lady Sarah.
    »Frag Richards«, sagte Almont.
    Plötzlich sagte eine Stimme aus der Dunkelheit im hinteren Teil des Raumes: »Ich werde Richards fragen.«
    Lady Sarah wirbelte herum. Emily Hacklett trat aus dem Schatten hervor.
    »Ich habe eine Rechnung zu begleichen«, sagte sie nur und verließ den Raum.
    Als sie allein waren, fragte Lady Sarah ihren Onkel: »Aber reicht es, ihn aus dem Gefängnis zu befreien?«
    Sir James Almont lachte leise in sich hinein. »In höchstem Maße, meine Liebe«, sagte er. »In höchstem Maße.« Er lachte laut. »Wir werden in Port Royal Blut sehen, noch ehe der Tag anbricht, das lass dir gesagt sein.«
     
    »Ich helfe gern, Mylady«, sagte Richards. Der treue Diener litt seit Wochen unter der Ungerechtigkeit, dass sein Herr mit Waffengewalt unter Arrest gestellt worden war.
    »Wer kommt alles ins Marshallsea hinein?«, fragte Mrs Hacklett.
    Sie hatte das Gebäude von außen gesehen, aber selbstverständlich noch nie betreten. Wahrhaftig, es war ausgeschlossen, dass sie das je tun würde. Wenn es um verbrecherisches Gesindel ging, rümpfte eine hochwohlgeborene Frau die Nase und blickte weg. »Kommt Ihr in das Gefängnis rein?«
    »Nein, Madam«, sagte Richards. »Euer Gemahl hat eigene Wachen postiert. Die würden mich niemals hineinlassen.«
    »Aber wem könnte es dann gelingen?«
    »Einer Frau«, sagte Richards. Es war durchaus üblich, dass Gefangene von Freunden und Angehörigen mit Essen und allem Notwendigen versorgt wurden.
    »Welche Frau? Sie muss schlau sein und darf sich nicht durchsuchen lassen.«
    »Da fällt mir nur eine ein«, sagte Richards. »Mistress Sharpe.«
    Mrs Hacklett nickte. Sie erinnerte sich an Mistress Sharpe, eine der siebenunddreißig Zuchthäuslerinnen, die einen Monat vor ihr mit der Godspeed aus England gekommen waren. Mittlerweile war Mistress Sharpe die begehrteste Kurtisane in ganz Port Royal.
    »Kümmert Euch unverzüglich darum«, sagte Mrs Hacklett.
    »Und was kann ich ihr für ihre Dienste versprechen?«
    »Sagt ihr, Captain Hunter wird sie großzügig und angemessen entlohnen, davon bin ich überzeugt.«
    Richards nickte, zögerte dann aber. »Madam«, sagte er, »Ihr seid Euch doch hoffentlich bewusst, welche Folgen Captain Hunters Befreiung haben wird?«
    Mit einer Kälte, die Richards einen Schauer über den Rücken trieb, antwortete die Frau: »Ich bin mir der Folgen nicht nur bewusst, ich sehne sie innigst herbei.«
    »Wohlan denn, Madam«, sagte Richards und verschwand in der Nacht.
     
    Im Schatten der hohen Mauern von Marshallsea tändelte und lachte Mistress Sharpe mit einem der Wachposten. Als er versuchte, ihr an die Brust zu fassen, entwand sie sich kichernd, warf ihm noch eine Kusshand zu und ging durch das Tor. Sie trug einen Tontopf mit Schildkrötenragout unter dem Arm. Ein anderer Wachmann begleitete sie zu Hunters Zelle.
    Der Mann war mürrisch und angetrunken. Ehe er den Schlüssel im Schloss drehte, hielt er inne.
    »Warum zögert Ihr?«, fragte sie.
    »Immer wenn ich einen Schlüssel ins Schloss stecke, kommen mir lüsterne Gedanken«, sagte er anzüglich.
    »Es geht doch nichts über ein gut geöltes Schloss«, erwiderte sie ebenso anzüglich.
    »Aye, Lady, und das gilt auch für den Schlüssel.«
    »Na, den Schlüssel habt Ihr ja schon«, sagte sie. »Aber das mit dem Schloss wird noch etwas warten müssen. Lasst mir ein paar Minuten Zeit, um den hungrigen Hund da drin zu füttern, dann können wir uns um Schlüssel und Schloss kümmern, wie Ihr es nicht mehr vergessen werdet.«
    Der Wärter lachte und entriegelte die Tür. Sie betrat die Zelle, die Tür hinter ihr schloss sich, doch der Wärter war mit hereingekommen.
    »Lasst mich doch kurz mit dem Mann allein«, sagte sie, »wie es der Anstand gebührt.«
    »Ist

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