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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Aufseher.«
    Hunter wurde aus dem Saal geführt. Als er durch die Tür trat, hörte er Hacklett lachen: ein eigenartiges, dünnes, meckerndes Lachen. Dann fiel die Tür hinter ihm zu, und er wurde zurück ins Gefängnis gebracht.

KAPITEL 35
    Er wurde in eine andere Zelle gesteckt. Offenbar war den Wärtern von Marshallsea einerlei, in welcher er hockte. Er setzte sich in das Stroh auf dem Boden und dachte gründlich über seine missliche Lage nach. Er konnte das Geschehene kaum fassen, und er war maßlos wütend.
    Die Nacht brach herein, und im Gefängnis wurde es still bis auf das Schnarchen und die Seufzer von Häftlingen. Hunter selbst fielen die Augen zu, als er eine vertraute zischende Stimme hörte: »Hunter!«
    Er setzte sich auf.
    »Hunter!«
    Er kannte die Stimme. »Whisper«, sagte er. »Wo seid Ihr?«
    »In der Zelle nebenan.«
    Die Zellen öffneten sich alle nach vorn; er konnte die Nachbarzelle nicht einsehen, doch er konnte einigermaßen gut hören, wenn er die Wange an die Steinwand presste.
    »Whisper, wie lange seid Ihr hier?«
    »Eine Woche, Hunter. War Euer Prozess schon?«
    »Aye.«
    »Und wurdet Ihr verurteilt?«
    »Aye.«
    »Ich auch«, zischte Whisper. »Wegen Diebstahl. Zu Unrecht.«
    Diebstahl wurde wie Piraterie mit dem Tode bestraft.
    »Whisper«, sagte, »was ist mit Sir James geschehen?«
    »Es heißt, er ist krank«, zischte Whisper, »aber das stimmt nicht. Er ist gesund und steht unter Bewachung in der Gouverneursresidenz. Er ist in Lebensgefahr. Hacklett und Scott haben die Macht an sich gerissen. Sie erzählen in der Stadt herum, er würde im Sterben liegen.«
    Hacklett hatte Lady Sarah bedroht, dachte Hunter, bestimmt hatte er sie gezwungen, eine falsche Aussage zu machen.
    »Es gibt noch mehr Gerüchte«, zischte Whisper. »Madam Emily Hacklett ist angeblich in Hoffnung.«
    »Und?«
    »Nun ja, wie es scheint, erfüllt der Stellvertretende Gouverneur niemals seine ehelichen Pflichten. Es soll ihm an der Fähigkeit mangeln. Deshalb ist ihr Zustand ein Ärgernis für ihn.«
    »Verstehe«, sagte Hunter.
    »Ihr habt einem Tyrannen Hörner aufgesetzt, und das kommt Euch teuer zu stehen.«
    »Und Sanson?«
    »Der ist allein zurückgekommen, in einem Beiboot. Von einer Besatzung keine Spur. Er hat erzählt, seine Leute wären alle in einem Hurrikan ertrunken, nur er hätte sich retten können.«
    Hunter hatte die Wange an die Wand gepresst, und ihre feuchte Kühle gab ihm ein wenig Halt und Trost.
    »Was ist heute für ein Tag?«
    »Samstag, glaube ich.«
    Hunter hatte noch zwei Tage bis zu seiner Hinrichtung. Er seufzt, lehnte sich zurück und starrte durch das vergitterte Fenster auf die Wolken vor einem blassen dünnen Mond.
     
    Die Gouverneursresidenz am Nordrand von Port Royal hatte so dicke Backsteinmauern wie eine Festung. In einem schwer bewachten Kellerraum lag Sir James Almont fieberkrank auf einem Bett. Lady Sarah Almont legte ihm ein kühles Handtuch auf die heiße Stirn und bat ihn, tief durchzuatmen.
    In diesem Moment kamen Mr Hacklett und seine Gattin herein.
    »Sir James!«
    Almont blickte seinen Stellvertreter mit fieberglasigen Augen an. »Was ist denn nun wieder?«
    »Wir haben Captain Hunter den Prozess gemacht. Er wird übermorgen gehängt, als gemeiner Pirat.«
    Lady Sarah schossen Tränen in die Augen, und sie schaute weg.
    »Findet das Eure Zustimmung, Sir James?«
    »Was immer … Ihr … für das Beste … haltet …«, sagte Sir James, um Luft ringend.
    »Danke, Sir James.« Hacklett lachte, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Hinter ihm fiel die Tür schwer ins Schloss.
    Schlagartig war Sir James hellwach. Er sah Sarah finster an. »Nimm das verdammte Tuch von meinem Kopf, Frau. Es wartet Arbeit auf mich.«
    »Aber, Onkel –«
    »Schockschwerenot, verstehst du denn gar nichts? All die Jahre habe ich in dieser gottverlassenen Kolonie ausgeharrt und Freibeuterfahrten finanziert und immer nur auf diesen einen großen Augenblick gewartet, dass einer meiner Freibeuter mit einer spanischen Galeone voll mit Schätzen zurückkehrt. Endlich ist der Tag da, aber weißt du, was jetzt geschehen wird?«
    »Nein, Onkel.«
    »Tja, ein Zehntel geht an unsere Majestät, Charles«, sagte Almont. »Und die übrigen neunzig Prozent teilen sich Hacklett und Scott untereinander. Du wirst schon sehen.«
    »Aber sie haben mir doch gedroht –«
    »Zum Henker mit ihren Drohungen, ich kenne die Wahrheit. Vier Jahre lang hab ich auf diesen Augenblick gewartet, und ich

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