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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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gerufen.«
    »Ach ja?«
    »Ja«, sagte Robert Hacklett. »Ich habe Commander Scott nämlich soeben erläutert, dass der Pirat Hunter dich geschwängert hat. Wie dir natürlich klar ist, wird er bald am Galgen baumeln, bis ihm das Fleisch von den Knochen fault. Mir wurde gesagt, dass das in diesem bestialischen Klima sehr schnell geht. Aber dass hier so manches schnell geht, hast du ja bereits am eigenen Leibe erfahren, nicht wahr? Übrigens, wo wir gerade von deiner Verführung sprechen, über die Einzelheiten des Ereignisses war Commander Scott gar nicht im Bilde. Ich habe ihn in Kenntnis gesetzt.«
    Mrs Hacklett wurde puterrot.
    »So züchtig«, sagte Hacklett, mit einem gehässigen Unterton in der Stimme. »Niemand würde in ihr eine gemeine Hure vermuten. Und doch ist sie genau das. Was, glaubt Ihr, würden ihre Gefälligkeiten einbringen?«
    Commander Scott schnupperte an seinem parfümierten Taschentuch. »Darf ich freimütig sein?«
    »Unbedingt, seid freimütig. Seid freimütig.«
    »Sie ist zu mager für den üblichen Geschmack.«
    »Seiner Majestät hat sie durchaus gefallen –«
    »Mag sein, mag sein, aber sein Geschmack ist schließlich nicht üblich, oder? Unser König hat eine Vorliebe für heißblütige exotische Frauen –«
    »Wie auch immer«, sagte Hacklett gereizt. »Was würde sie einbringen?«
    »Ich würde meinen, nicht mehr als – na ja, wenn man berücksichtigt, dass sie in den Genuss der königlichen Lanze gekommen ist –, auf keinen Fall mehr als hundert Reales.«
    Mrs Hacklett, die noch dunkler angelaufen war, wandte sich zum Gehen. »Das höre ich mir nicht länger an.«
    »Oh doch«, sagte ihr Mann, sprang aus seinem Sessel hoch und versperrte ihr den Weg. »Du hörst dir noch einiges mehr an. Commander Scott, Ihr seid ein welterfahrener Mann. Würdet Ihr hundert Reales bezahlen?«
    Scott verschluckte sich an seinem Wein und hustete. »Ich nicht, Sir«, sagte er.
    Hacklett packte den Arm seiner Frau. »Welchen Preis würdet Ihr zahlen?«
    »Fünfzig Reales.«
    »Abgemacht!«, sagte Hacklett.
    »Robert!«, sagte seine Frau entrüstet. »Um Himmels willen, Robert –«
    Robert Hacklett ohrfeigte seine Frau so heftig, dass sie durch den Raum taumelte und benommen in einen Sessel sank.
    »Wohlan, Commander«, sagte Hacklett. »Ihr seid ein Ehrenmann. Ich gewähre Euch Kredit.«
    Scott spähte über den Rand seines Glases. »Wie meinen?«
    »Ich sagte, ich gewähre Euch Kredit. Nehmt Euch, was Euch zusteht.«
    »Wie? Ihr meint, ähm …« Er deutete auf Mrs Hacklett, die ihn mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen anstarrte.
    »Allerdings meine ich das, und zwar sofort.«
    »Hier? Jetzt?«
    »Ganz genau, Commander.« Hacklett wankte volltrunken durch den Raum und schlug dem Soldaten klatschend auf die Schulter. »Und ich werde dabei zuschauen und mich amüsieren.«
    »Nein!«, kreischte Mrs Hacklett.
    Ihre Stimme war gellend laut, doch keiner der beiden Männer schien sie wahrzunehmen. Sie stierten einander betrunken an.
    »Auf Ehre«, sagte Scott. »Ich weiß nicht, ob das klug ist.«
    »Unsinn«, sagte Hacklett. »Ihr habt einen Ruf zu verteidigen. Immerhin ist sie eine Gespielin, die eines Königs würdig ist – oder zumindest eines Königs würdig war. Nehmt sie Euch, Mann.«
    »Verdammt«, sagte Commander Scott und kam unsicher auf die Beine. »Verdammt, Sir, ich mach’s. Was gut genug für einen König war, ist gut genug für mich. Ich mach’s.« Und damit begann er, an der Gürtelschnalle seiner Kniehose zu nesteln.
    Commander Scott war stockbetrunken, und seine Gürtelschnalle bereitete ihm Schwierigkeiten. Mrs Hacklett kreischte los. Ihr Mann durchquerte die Bibliothek und ohrfeigte sie erneut. Ihr platzte die Lippe auf, und Blut sickerte ihr aufs Kinn.
    »Die Hure eines Piraten – oder eines König – sollte sich nicht so zieren. Commander Scott, verlustiert Euch.«
    Und Scott wankte auf die Frau zu.
     
    »Bring mich hier raus«, flüsterte Gouverneur Almont seiner Nichte zu.
    »Aber Onkel, wie?«
    »Töte den Wachposten«, sagte er und reichte ihr eine Pistole.
    Lady Sarah Almont nahm die Pistole, die sich in ihren Händen völlig ungewohnt anfühlte.
    »So wird sie gespannt«, sagte Almont und zeigte es ihr. »Jetzt sei schön vorsichtig! Geh zur Tür, bitte den Wachmann, dich rauszulassen, und schieß –«
    »Schießen? Wie denn?«
    »Direkt ins Gesicht. Du darfst keinen Fehler machen, meine Liebe.«
    »Aber Onkel …«
    Er funkelte sie an. »Ich bin ein kranker

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