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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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erwiderte sie. »Vielleicht kann ich später mehr erkennen, wenn wir näher dran sind.«
    »Und die Lafetten?«
    »Fahrbar. Ich schätze aus Holz, mit vier Rädern.«
    Hunter nickte. Vermutlich handelte es sich um gewöhnliche Schiffslafetten, die für den Einsatz an Land gebracht worden waren.
    Don Diego kam mit der Wassersuppe. »Ich bin froh, dass sie aus Holz sind«, sagte er. »Ich hatte befürchtet, sie könnten aus Stein sein. Das würde die Sache erschweren.«
    Hunter sagte: »Sprengen wir die Lafetten in die Luft?«
    »Natürlich«, sagte Don Diego.
    Die Kolubrinen wogen jede über zwei Tonnen. Falls ihre Lafetten zerstört wurden, waren sie nutzlos, denn dann ließen sie sich weder auf ein Ziel richten noch abfeuern. Und selbst wenn die Matanceros-Festung Ersatzlafetten hatte, wäre ein Heer von Männern Stunden damit beschäftigt, jede Kanone auf eine neue Lafette zu hieven.
    »Aber vorher«, sagte Don Diego mit einem Lächeln, »sprengen wir die Verschlüsse.«
    Auf die Idee war Hunter noch gar nicht gekommen, doch er erkannte sogleich ihren Nutzen. Die Kolubrinen waren wie alle Kanonen Vorderlader. Die Kanoniere rammten zuerst einen Beutel mit Schießpulver in den Geschützlauf und anschließend eine Eisenkugel. Anschließend wurde der Pulverbeutel durch das Zündloch im Verschluss mit einem spitzen Federkiel angestochen und eine brennende Lunte hineingesteckt. Die Lunte brannte ab und entzündete das Pulver, wodurch die Kugel abgefeuert wurde.
    Diese Methode war so lange zuverlässig, wie das Zündloch klein blieb. Doch nach wiederholten Abschüssen ätzten die brennende Lunte und das explodierende Pulver das Zündloch aus und weiteten es so weit, dass es wie ein Auslassventil für die sich ausdehnenden Gase wirkte. Wenn das geschah, verringerte sich die Reichweite der Kanone zusehends: Irgendwann wurde die Kugel dann gar nicht mehr abgefeuert. Und die Kanone wurde zu einer großen Gefahr für die Männer, die sie bedienten.
    Angesichts dieser unvermeidlichen Abnutzung statteten Kanonenbauer den Verschluss mit einem austauschbaren Metallspund aus, der spitz zulief und in der Mitte ein Zündloch hatte. Der Spund wurde vom Innern der Kanone hineingesteckt, sodass die sich ausdehnenden Gase des Pulvers ihn mit jedem Abschuss noch fester rammten. Immer wenn das Zündloch zu groß geworden war, ersetzte man den Metallspund einfach durch einen neuen.
    Manchmal jedoch wurde der ganze Spund in einem Stück herausgeschleudert und am Verschluss der Kanone klaffte ein großes Loch. Wenn ein Verschluss derart gesprengt worden war, konnte die Kanone erst wieder eingesetzt werden, nachdem man einen passenden neuen Spund gefertigt und eingesetzt hatte. Das dauerte stets viele Stunden.
    »Glaubt mir«, sagte Don Diego, »wenn wir mit den Kanonen da unten fertig sind, sind die höchstens noch als Ballast im Frachtraum eines Handelsschiffs zu gebrauchen.«
    Hunter wandte sich wieder an Lazue. »Was kannst du in der Festung selbst erkennen?«
    »Zelte. Viele Zelte.«
    »Die werden für die Garnison sein«, sagte Hunter. Fast das ganze Jahr über war das Wetter in der Neuen Welt so mild, dass für die Soldaten keine solideren Quartiere erforderlich waren, und das galt erst recht für eine so regenarme Insel wie Leres. Allerdings konnte Hunter sich jetzt den Ärger der Soldaten vorstellen, die nach dem Unwetter der vergangenen Nacht im Schlamm geschlafen hatten.
    »Was ist mit der Pulverkammer?«
    »Auf der Nordseite, innerhalb der Mauern, steht ein Holzgebäude. Das könnte sie sein.«
    »Gut«, sagte Hunter. Er wollte nicht erst lange nach der Pulverkammer suchen müssen, wenn sie in die Festung eingedrungen waren. »Gibt es Verteidigungsanlagen außerhalb der Mauern?«
    Lazue suchte das Gelände ab. »Ich sehe keine.«
    »Gut. Und was ist mit dem Schiff?«
    »Eine Notbesatzung«, sagte sie. »Ich sehe fünf oder sechs Männer auf den Beibooten, die am Ufer vertäut liegen, bei der Barackensiedlung.«
    Hunter hatte die Baracken bemerkt. Das war eine Überraschung – eine Reihe von plumpen Holzgebäuden am Ufer, in einiger Entfernung von der Festung. Offenbar waren sie als Quartiere für die Besatzung der Galeonen errichtet worden, was der Beleg dafür war, dass die Besatzung vorhatte, länger in Matanceros zu bleiben, vielleicht bis die Schatzflotte im nächsten Jahr eintraf.
    »Soldaten in der Siedlung?«
    »Ich sehe ein paar Rotröcke.«
    »Wachen an den Beibooten?«
    »Nein.«
    »Sie machen es uns einfach«, sagte

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