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Gold und Stein

Gold und Stein

Titel: Gold und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Selege, doch Ihr scheint mir auch etwas jung, um mir etwas über die Geburt
meiner
Kinder zu verraten.«
    »Ich war damals bereits zehn. Sehr gut kann ich mich …«, begann Laurenz, doch Gernot fiel ihm ins Wort. »Nimm doch endlich Vernunft an, Liebste«, verlegte er sich aufs Flehen, verschränkte zur Bekräftigung gar die Hände. »Es hat keinen Sinn, halsstarrig auf einer so unglaublichen Lüge zu bestehen. Lange genug hat sie uns das Leben vergällt. Dabei weiß jeder von uns hier, wie die Wahrheit lautet. Sieh dem ins Auge und höre Gunda und den Kindern zu, was sie dir zu sagen haben.«
    »Was sie
mir
zu sagen haben?«, wiederholte sie in schrillem Ton. »Langsam begreife ich: Das ist ein abgekartetes Spiel, das ihr hier mit mir treibt.
Dir
haben sie das alles wohl längst schon gesagt. Ach, ich kann mir denken, wie Gunda dich umgarnt hat. So wie damals, in jener verhängnisvollen Nacht im Haus deiner Eltern, hat sie dich wohl jetzt wieder überrumpelt, ihr zu Willen zu sein.«
    »Das ist doch lächerlich!«, brauste Gernot auf. Gunda schüttelte nur den Kopf, doch die Fischartin ließ sich in ihrem Verdacht nicht beirren, zeigte mit dem Zeigefinger anklagend auf sie und rief: »Schau sie dir an, wie sie sich streckt und reckt, um dich buhlt, damit sie dich in ihren Bann ziehen kann. Begreifst du nicht? Sie will dich auf ihre Seite ziehen, damit ihr dann gemeinsam gegen mich und meine Kinder …«
    »Niemand will hier etwas gegen Euch tun«, mischte sich Agnes ein. »Es geht uns allein darum, der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen. Nachdem die Hundskötterin meine Mutter letztens mit derart ungeheuerlichen Unterstellungen angegriffen hat, schien es Caspar und mir an der Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen. Deshalb haben wir Laurenz Selege gebeten, uns seine Erinnerungen an unsere Geburt zu schildern. Als Sohn der Hebamme hat er damals so einiges mitbekommen.«
    »Wozu soll das noch gut sein?« Auf einmal wirkte die Fischartin matt. Sie schwankte bedrohlich. Agnes sprang ihr bei. Willig ließ sie sich von ihr zu dem Schemel führen, den Gernot bereitrückte. Caspar stellte sich neben sie und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Wir sind uns alle einig, Mutter«, begann er in ruhigem Ton. »Was geschehen ist, ist geschehen und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Du bist und bleibst meine Mutter, auch wenn du mich nicht zur Welt gebracht hast. Dafür aber hast du mir all deine Liebe geschenkt und mich zu dem gemacht, der ich jetzt bin.«
    »Das sehe ich genauso«, erklärte Gunda und lächelte die Fischartin gewinnend an. Agnes bewunderte sie dafür, so beherrscht über die Schmähungen von Gernots Gemahlin hinwegsehen zu können. »Ihr wisst, welch schreckliche Erlebnisse hinter mir liegen. Nichts ist mir ferner, als ausgerechnet meine Kinder für dieses Unglück büßen zu lassen. Beide haben eine glückliche Kindheit verlebt, sind in einem liebevollen Elternhaus aufgewachsen. Dieses Glück zu bewahren sollte uns allen am Herzen liegen. Deshalb ist es mir wichtig, sie selbst entscheiden zu lassen, wie sie mit der Sache umgehen. Ich denke, Euer Gemahl sieht das ähnlich.«
    Halb drehte sie sich zu Gernot um. Der bedurfte dieser Aufforderung nicht, sondern beeilte sich zu versichern: »Voll und ganz stimme ich dir zu, liebe Gunda. Es kann uns nicht darum gehen, altes Unglück mit neuem zu vergelten. Das Wohl unserer Kinder sollte uns über alles gehen.«
    »Bist du sicher?« Ungläubig starrte die Fischartin ihn an, erhob sich ächzend von dem Schemel und musterte die Umstehenden. Zuletzt blieb ihr Blick auf Agnes hängen. Agnes meinte, in den blauen Augen aufrichtiges Bedauern zu entdecken. Sie bemühte sich um ein versöhnliches Lächeln, doch die Fischartin wandte sich bereits wieder ab. »Wenn ihr euch alle einig seid, braucht ihr mich wohl kaum mehr.«
    »Mutter!«, mahnte Caspar von neuem, und Agnes pflichtete ihm bei: »Das habt Ihr falsch verstanden, Fischartin.«
    Gernot zauderte. Abwechselnd sah er zwischen Gunda und seiner Gattin hin und her. Es war nicht auszumachen, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen. Er tat einen zaghaften Schritt auf Gunda zu, hob ratlos die Arme, sie aber schüttelte den Kopf. Ein Hauch von Enttäuschung huschte über sein Gesicht. Sogleich drehte er sich der Fischartin zu und zwang sich, zuversichtlich zu klingen. »Du bist und bleibst meine geliebte Gemahlin. Vor achtzehn Jahren habe ich mich entschieden, dir meine Hand zu reichen. Dazu stehe ich nach

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