Gold und Stein
das sogar mit dem begehrten Braurecht ausgestattet ist. Das wäre wohl genau das Richtige für euch beide, nicht wahr, liebe Agnes? Caspar wird sich gewiss sehr gern darum kümmern, wie wir es erwerben können. Das Glück seiner Schwester liegt ihm wohl ebenso am Herzen wie mir. Schließlich sollten alle Königsberger etwas davon haben, dass meine begabte Tochter hier bei uns bleibt. Ihr Bier wird uns allen eine Freude sein und uns stets an Gunda erinnern, die wohl demnächst wieder in Wehlau ihre Gäste versorgen wird.«
»Worauf du dich verlassen kannst, mein Lieber«, pflichtete Gunda ihm bei und bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick. »Jetzt, da hier alles bestens geregelt ist, zieht es mich in die Stadt zurück, in der ich so viele glückliche Jahre verbracht habe. Im Silbernen Hirschen werde ich das Andenken an meinen verstorbenen Gemahl, den guten Zacharias Fröbel, in Ehren halten. Einst hat er mich wieder Hoffen und Leben gelehrt. In sehr schweren Zeiten hat er mir und meiner Tochter beigestanden und uns ein schützendes Zuhause geboten. Das werden wir ihm nie vergessen.«
Darauf entfuhr Gernot nun doch ein missbilligendes Brummen, was Gunda mit einem mahnenden Hochziehen der Augenbrauen kommentierte. Agnes überging es. Mit ausgestreckten Händen trat sie vor ihren Vater. »Ich danke dir von ganzem Herzen, lieber Vater. Laurenz und ich nehmen das Geschenk sehr gern an.«
Rasch umarmte sie ihn, stürzte dann jedoch von neuem zu Laurenz und küsste ihn übermütig auf den Mund. Zunächst wehrte er sich, war ihm die ungestüme Zärtlichkeit im Angesicht ihrer Familie doch äußerst unangenehm. Sie aber überzeugte ihn schließlich mit ihrer Beharrlichkeit. »Agnes, Liebelein«, brach es unvermittelt aus ihm heraus, und er zog sie fest an seine Brust.
Wie wohl tat es, nach all den Wochen des Sehnens endlich seinen warmen Körper wieder zu spüren, den Geruch seines Leibes und seiner Kleidung einzuatmen und seinem Herzschlag zu lauschen! Darüber vergaß sie völlig, wo sie sich befanden. Beglückt schloss sie die Augen, spürte allein dem warmen Kribbeln im Bauch nach. Gleich wachte sie auf, fand sich neben Laurenz im Gebüsch bei der Alle-Insel vor Wehlau. Es war Sommer. Der heiße August zog über das Land, trieb Mensch und Tier in die schattigen Winkel, dörrte die Erde aus. Munter zirpten die Grillen, ansonsten war alles Leben um sie her zum Erliegen gekommen. Nur sie beide waren lebendig und gaben sich voller Übermut ihrer Liebe hin.
16
E rst das Pochen an der Tür riss Agnes aus ihrem Liebestaumel. Leise seufzend gab Laurenz sie frei, hielt ihre Hände allerdings fest. Caspar stand der Tür am nächsten und öffnete. Als das Schlurfen der Magd aus dem Obergeschoss erklang, stand die Hundskötterin bereits in der Diele und musterte die Versammlung.
»Welch rührendes Bild! Die ganze Familie friedlich vereint.« Ein spöttisches Grinsen lag auf ihrem breiten Antlitz.
»Zu unserem Glück habt nur Ihr uns noch gefehlt«, entfuhr es Gunda nicht minder spöttisch, woraufhin Agnes und Caspar belustigte Blicke wechselten. Gernot schnaufte, rieb sich nachdenklich den roten Bart. Agnes spürte, dass er mit sich rang, was er mit dem unerwünschten Besuch anfangen sollte. Mit undurchdringlicher Miene verharrte seine Gemahlin auf ihrem Platz. Die Hundskötterin indes genoss es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Siegesgewiss näherte sie sich der Hausherrin.
»Diese Freude tut Euch sichtlich gut, liebe Fischartin. Wie rosig glänzen Eure Wangen! Wie schön, das zu sehen. Heute Nachmittag noch habe ich mir ernsthaft Sorgen um Euch und Euer Kind gemacht. Vergesst nie, was es bedeutet, in Eurem Alter noch einmal in gesegneten Umständen zu sein. Wie versprochen bringe ich Euch Eure Stärkung. Nehmt für alle Fälle weiter von diesen Tropfen.«
Sie reichte Editha ein dunkles Gefäß. Die aber schlug es ihr verächtlich aus der Hand. »Ich will Eure Tropfen nicht mehr. Den Weg hierher könnt Ihr Euch künftig sparen. Wie Ihr gerade treffend festgestellt habt, geht es mir tatsächlich wieder bestens. Wenn ich allerdings noch länger Euren fauligen Odem einatmen muss, könnte sich das rasch ändern. Schert Euch fort, stinkende Klepperin! Ab sofort bedarf ich Eurer Dienste nicht mehr!«
»Seid Ihr da sicher?« Die Hundskötterin sah sie forschend an. Agnes schauderte, als sie des falschen Funkelns in den grünen Augen der Hebamme gewahr wurde. Beruhigend drückte Laurenz ihr die Hand. Sie dankte es
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