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Gold und Stein

Gold und Stein

Titel: Gold und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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wie vor. Vergiss nicht, bald wirst du
unserem
Kind das Leben schenken. Bis dahin solltest du es in vollen Zügen genießen, mir als Vater zweier so wundervoller Kinder zur Seite zu stehen. Das ist ein sehr großes Glück, das ich endlich ohne schlechtes Gewissen mit dir teilen möchte.«
    Froh, die richtigen Worte gefunden zu haben, strahlte er sie an. Dann breitete er die Arme aus und gab Caspar und Agnes ein Zeichen, zu ihm zu kommen. Folgsam kamen sie seiner Aufforderung nach. »Eins ist mir noch wichtig, meine Lieben: Ganz gleich, was weiter geschieht: Ihr beide seid mir als meine Kinder gleichermaßen lieb. Künftig werde ich versuchen, euch beiden ein guter Vater zu sein. Wie ihr wisst, sehe ich gemeinsam mit eurer lieben Mutter, also, verzeiht, das heißt …« Er stockte und sah unsicher zwischen Editha und Gunda hin und her. Editha saß reglos auf dem Schemel, hielt sich den vorgewölbten Bauch. Gunda stand nur wenige Schritte entfernt und nickte ihm freundlich zu. Beruhigt fuhr er fort: »Ich sage wohl besser: Meine liebe Frau und ich hoffen trotz unseres vorgerückten Alters noch einmal auf das Glück eines gemeinsamen Kindes. Wenn Gott, der Barmherzige, uns dieses Mal gnädig ist, werden wir im Frühjahr weiteren Familienzuwachs in den Armen wiegen. Das aber bedeutet nicht, dass euch beiden etwas von meiner Liebe oder von meinem Vermögen abgehen wird. Doch lasst euch jetzt erst einmal an die Brust drücken.«
    Überwältigt von den eigenen Gefühlen, zog er die Zwillinge gleichzeitig an seinen Leib. Eine Zeitlang verharrte er so. Weder Caspar noch Agnes wagten, sich zu rühren. Als er sie endlich wieder freigab, lag auf seinem breiten Gesicht ein neuer, zufriedener Zug. Die bernsteinfarbenen Augen funkelten, die roten Barthaare zitterten kaum merklich. Es überraschte Agnes, einen Mann wie ihn derart ergriffen vor sich zu sehen.
    »Gestattet, lieber Fischart«, brachte Laurenz sich in Erinnerung, »da Ihr nun also zweifelsfrei der Vater dieses schönen Fräuleins seid, so möchte ich Euch und die verehrte Frau Mutter um die Hand Eurer Tochter bitten.«
    Er schlug sich die Hand vor die Brust und verneigte sich erst vor Gunda, dann vor Gernot. Beglückt rang Agnes mit sich, ob sie ihm auf der Stelle um den Hals fallen oder ihn erst zu Ende reden lassen sollte. Ein Blick auf Caspar genügte, sie von Letzterem zu überzeugen. Fahrig spielte sie mit den Zipfeln ihres Halstuchs. Caspar griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Belustigt zwinkerte er ihr zu.
    »Ihr wisst«, fuhr Laurenz fort, »ich bin ein ehrbarer Baumeister und werde angemessen für das Wohl Eurer Tochter sorgen. Wenn ich im Frühjahr meinen Auftrag auf der Marienburg erledigt habe und nach Königsberg zurückkehre, möchte ich Agnes mit Eurem Einverständnis zum Traualtar führen und mit ihr in meiner Heimatstadt ansässig werden.«
    »Meinen Segen habt Ihr!«, versicherte Gunda und reichte Laurenz freudestrahlend die Hand. Agnes jauchzte auf, riss sich von Caspar los und fiel abwechselnd der Mutter und Laurenz um den Hals. Gernot indes zögerte noch.
    »Good grief!«,
meldete sich an seiner Stelle Editha, um sich sogleich erschrocken die Hand auf den Mund zu pressen. Als der befürchtete Ausbruch von Gernot ausblieb, schmunzelte sie auf einmal schelmisch. Bedächtig erhob sie sich von ihrem Schemel. Die Hände in den Rücken gestemmt, watschelte sie mit übertrieben weit vorgestrecktem Bauch auf sie alle zu. »Ist es denn zu fassen, mein Lieber? Kaum bist du Vater einer Tochter geworden, kriegst du auch noch einen ausgewachsenen zweiten Sohn dazu. Nimm sie alle, Gernot, und vergiss nie, wie sehnsüchtig wir beide immer darauf gehofft haben, endlich eine große Familie mit vielen Kindern um uns zu scharen. Wie es aussieht, kann der Traum jetzt in Erfüllung gehen.«
    »Also gut«, begann Gernot und schenkte ihr einen erstaunten Blick. Bevor er sich zu Laurenz umdrehte, vergewisserte er sich auch Gundas Billigung. »Wenn die liebe Gunda schon eingewilligt und auch Agnes nichts dagegen hat, stimme ich Eurem Antrag gern zu, lieber Selege. Gleich morgen früh werde ich mich mit Caspar an die Bücher machen, um zu sehen, wie wir Euch den Aufbau Eures Geschäfts hier am Pregel erleichtern können. Mir scheint, so ein vielgereister und überall im Land begehrter Baumeister wie Ihr bedarf eines ganz besonderen eigenen Anwesens, um seine Fähigkeiten gegenüber seinen Kunden unter Beweis zu stellen. Zufällig weiß ich von einem Haus im Kneiphof,

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