Gold und Stein
andererseits verfügten Kaufleute darüber, ohne es wirklich zu nutzen. Sie verkauften das Braurecht an Dritte weiter, die die zugewiesene Menge – das Brau – für den eigentlichen Braurechtinhaber brauten. Gebraut wurde in Königsberg nicht, wie anderswo oft üblich, in allgemein zugänglichen Brauhäusern, sondern in den Dielen der Häuser selbst. Die erforderlichen Sudpfannen und Braugeräte wurden von der Gemeinschaft der Brauberechtigten angeschafft und am jeweils zugewiesenen Brautag von einem oder mehreren Brauknechten ins Haus gebracht. Da sich das untergärige Brauen erst ab 1480 durch böhmische Brauknechte in Europa verbreitete, wurde in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts obergärig gebraut. Die Zugabe von Hopfen machte das Bier haltbarer, allerdings nicht so lange wie das nach untergärigem Verfahren gebraute. Die Braupause zwischen Georgi ( 24 . April) und Michaeli ( 29 . September) kannte man noch nicht. Gebraut wurde auch in den Sommermonaten, in denen die warmen Temperaturen das Bier rasch verderben ließen.
Es war nicht ganz einfach, diese Informationen zum Brauwesen im Ordensland des fünfzehnten Jahrhunderts zusammenzutragen. Die Quellenlage ist dünn und nicht immer eindeutig. Wertvolle Hinweise für die Recherche erhielt ich von Prof. Anton Piendl aus Freising sowie von Michaela Knoer, Bibliothekarin der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V. in Berlin, und von meiner Kollegin Sabine Ebert aus Freiberg. Dafür gebührt ihnen herzlichster Dank!
Gold und Stein
ist ein Roman. Die handelnden Figuren und ihr Schicksal sind frei erfunden. Nicht frei erfunden sind die Namen der höheren Würdenträger sowie einzelner Akteure des Dreizehnjährigen Krieges. Ebenso existieren die Handlungsorte. Im Interesse einer besseren Lesbarkeit habe ich darauf verzichtet, die im fünfzehnten Jahrhundert gebräuchlichen prussischen Namen für die Städte zu verwenden.
Für die Übersetzungen danke ich Anke Ausborn (Schwedisch), Eva Kirbach und Michael Liekens (Flämisch) sowie Sabine Zimmer (Polnisch). Besonderer Dank geht an Eduard Politiko für die kundige Reiseleitung in Kaliningrad.
Heidi Rehn, Herbst
2011
Figuren
Wehlau
Agnes:
Gastwirts- und Brauerstochter
Griet:
Magd im Silbernen Hirschen
Gunda Fröbel, geb. Rosskamp:
Gastwirtin des Silbernen Hirschen, Mutter von Agnes und Tochter von Lore
Haude:
Böttchermeister
Kollmann:
Bauer und Kaufmann aus Bürgersdorf bei Wehlau
Laurenz Selege:
Baumeister aus dem Königsberger Löbenicht
Leibold:
Baumeister
Lore:
verwitwete Mutter von Gunda, Großmutter von Agnes
Rehbinder:
Kaufmann aus dem Königsberger Kneiphof
Ulrich:
Brauknecht im Silbernen Hirschen
Zacharias Fröbel:
verstorbener Gastwirt des Silbernen Hirschen, Ehemann Gundas und Stiefvater von Agnes
Königsberg
Agatha Streicher:
Bortenmachermeisterin, Muhme von Laurenz Selege
Anna:
Magd im Haus der Fischarts
Caspar Fischart:
Kaufmannssohn
Editha Fischart:
Kaufmannsgattin, gebürtige Engländerin
Gerda Selege:
verstorbene Hebamme, Mutter von Laurenz, Schwester von Agatha Streicher
Gernot Fischart:
Kaufmann, Gemahl von Editha und Vater von Caspar
Heinrich Wollrode:
Kunstdiener bei Laurenz Selege
Hermine Hundskötter:
Hebamme, einstige Schülerin von Gerda Selege
Ludwig Perlbach:
Kaufmannsgenosse von Gernot
Marie:
Bortenmachermagd bei Agatha
Meister Friedrich:
Baumeistergenosse von Laurenz
Meister Jörgen:
Gastwirt des Goldenen Hasen
Mohr:
Bierbeschauer
Nedas:
Brauknecht
Rudolf Kelletat:
verstorbener Böttchermeister, erster Gemahl von Gunda Fröbel
Spelmann:
Kaufmannsgenosse von Gernot
Theres:
Bortenmachermagd bei Agatha
Elbing und Marienburg
Bertram Struth:
Getreidehändler aus Danzig
Carla:
Tochter von Baumeister Jagusch
Jagusch:
Baumeister und vormaliger Lehrmeister von Laurenz aus Danzig
Johann Telpin:
Kaufmann aus Prag
Julia:
Tochter von Bertram Struth
Glossar
Englisch
Blasted old shrew:
verdammtes altes Weib
Damnable:
abscheulich, grässlich
Damned old witch:
verdammte alte Hexe
Disgusting:
eklig, widerwärtig
Don’t be so shy, sweet little darling:
Nicht so schüchtern, süßer kleiner Liebling!
For God’s sake:
Um Gottes willen!
For heaven’s sake:
Um Himmels willen!
Get off you damned bastards:
Schert euch fort, elendes Pack!
Get off you sewer-sipping piece of crap:
Hau ab, du Abwasser schlürfendes Stück Scheiße!
Good gracious:
Oh du liebe Zeit!
Good grief:
Großer Gott! Du meine Güte!
Heaven forbid:
Gott
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