Gold und Stein
schließlich erschöpft und von süßer Erfüllung beglückt eng umschlungen zur Seite zu sinken.
»Ich liebe dich!«, raunte er.
»Ich dich auch«, erwiderte sie und suchte Schutz in seiner Armbeuge. Sie war trunken vor Glück, endlich ganz ihm zu gehören. Die Hitze seines Körpers hallte noch lange in ihr nach. Umso mehr bedauerte sie, als er viel zu bald schon von ihr abrückte, den Kopf auf den Arm stützte und sie nachdenklich betrachtete. Seine Finger spielten mit einem Grashalm, den er ihrem Liebesnest entrissen hatte.
»Was ist?«, fragte sie, legte sich ebenfalls auf die Seite und schaute ihn verzückt an.
»Ach Agnes, Liebelein, was gäbe ich darum, Momente wie diesen ewig währen zu lassen.« Neckend tippte er ihr mit dem Grashalm auf die Nasenspitze. »Das Glück der Liebe mit dir auszukosten ist ein besonderes Geschenk. Bitte vergiss nie, was wir füreinander empfinden und wie viel mir die Liebe zu dir bedeutet.«
»Warum sollte ich das vergessen? Mir geht es doch ebenso wie dir!« Ungestüm fiel sie über ihn, küsste und herzte ihn, bis sie beide erneut von Leidenschaft ergriffen wurden und sich einander noch hungriger als beim ersten Mal hingaben.
Matt fiel er schließlich auf den Rücken, verschränkte die Arme unter dem Kopf und sah durch die Blätter des Gebüschs gen Himmel. Abermals schmiegte sie sich an ihn und folgte seinem Blick. Seit Wochen schon überzog ein tiefes Blau das gesamte Firmament. Die weißen Wolken bauschten sich und wechselten immerfort ihre Gestalt. Eine Weile schien Laurenz ganz diesem Schauspiel verfallen. Andächtig lauschte sie auf sein Atmen, gab sich ihren Träumen hin, bis sie jäh aufschreckte.
Ein donnerndes Geräusch in der Ferne verwirrte sie. Sie konnte es nicht einordnen, sah unruhig umher. Laurenz zeigte jedoch kein Zeichen von Besorgnis. »Wahrscheinlich kommt das von den Schanzen drüben«, beruhigte er sie. »Ein Balken ist heruntergefallen oder ein großer Steinbrocken zu Boden gekracht. Kein Grund zur Sorge, Liebelein. Das Donnern von Hunderten von Hufen klingt anders.« Wieder stippte er ihr mit einem Grashalm auf die Nase.
Doch Agnes hatte ihre Zuversicht verloren. »Ist es nicht schrecklich, was sich um Wehlau herum zusammenbraut? Wenn die Weißmäntel hier auftauchen, wird es tatsächlich einen Kampf geben. Mir ist so, als warteten alle nur darauf. Seit Wochen horten die Leute Vorräte. Die Bauern aus Bürgersdorf sind auch schon in die Stadt gezogen und haben in allen Winkeln ihre Lager aufgeschlagen. Wer aber weiß, was die Kreuzherren wirklich vorhaben? Stehen Plauen und seine Truppen erst einmal vor der Stadt, wird so schnell keiner mehr hinauskönnen. Am Ende halten sie uns in den Mauern gefangen wie die Hühner im Käfig. Für so viele werden die Vorräte nicht sehr lang reichen. Auch der Platz wird rasch eng. Auf Gedeih und Verderb sind wir dann ihrer Gnade ausgeliefert.«
»Keine Angst, Liebelein«, entgegnete er leise. »So schlimm wird es nicht werden. Bei Tapiau sind die Wehlauer bereits unter großen Verlusten abgezogen. Das muss genügen. Es kann nicht Reuß von Plauens Absicht sein, die Stadt nun auch noch in Schutt und Asche zu legen. Die Kreuzherren sind auf die Städte angewiesen. Sind sie zerstört, können sie auf Jahre nicht wirtschaften und werden damit für den Orden nutzlos. Außerdem hast du mit eigenen Augen gesehen, welch trutzige Wälle binnen kürzester Zeit um die Stadt errichtet wurden. Die werden helfen, das Schlimmste zu verhindern. Du darfst nicht vergessen: Plauens Mannen stecken bereits mehrere Wochen Belagerung vor dem Kneiphof in den Knochen. Noch einmal werden sie nicht so viel Ausdauer aufbringen. Davon abgesehen, sind die Vorratskeller der Wehlauer gut gefüllt, die Männer strotzen vor Tatendrang. Einige Wochen wird man einer Belagerung mühelos widerstehen können, auch wenn noch so viele hungrige Mäuler aus Bürgersdorf dazugekommen sind. Vorher geht eher den Weißmänteln die Kraft aus. Doch mir scheint, das allein ist es nicht, warum du von Wehlau fortwillst, oder täusche ich mich?«
Er hatte sie durchschaut. Das Blut rauschte ihr laut in den Ohren, so aufgewühlt war sie. Wie sollte sie es ihm erklären? »Bleibst du bei mir?«, fragte sie zaghaft und wagte kaum, ihn dabei anzusehen.
»Aber Liebelein, warum fragst du? Haben wir uns nicht eben erst versichert, was wir füreinander empfinden, was es für uns heißt, dass wir einander ganz hingegeben haben? Wie kannst du jetzt schon wieder an mir
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