Gold und Stein
die Seite und deutete eine Verbeugung an, als Agnes an ihm vorbeischlüpfte. »Passt gut auf Euch auf!«, rief er, doch sie winkte zur Antwort nur kurz über die Schulter zurück.
Die Heumahd war beendet, für die Roggenernte zog man frühmorgens in dichten Gruppen hinaus. Es kamen auch nur noch wenige Reisende und Händler nach Wehlau. Agnes war das recht. Umso weniger lief sie Gefahr, jemandem zu begegnen, den sie kannte. Flink hastete sie den schattigen Weg zur Alle hinunter. Längst klang aus der Richtung der Kapelle kein Baulärm mehr herüber. Die Arbeiten waren mit dem Bau der Verteidigungsanlage eingestellt worden. Selbst die Mönche im nahen Franziskanerkloster hatten sich in ein Haus innerhalb der Stadt zurückgezogen. Still und verlassen lag das Klostergebäude. Kaum zu glauben, dass es noch vor wenigen Tagen ein begehrter Unterschlupf für die von Tapiau geflohenen Söldner gewesen war.
In Freude auf die bevorstehende Begegnung mit Laurenz achtete Agnes kaum mehr auf den Weg. So erschrak sie zutiefst, als sie versehentlich auf einen trockenen Ast trat, der laut knarrte.
»Obacht!«, hörte sie Laurenz rufen. Unerwartet trat er aus einem dicht belaubten Gebüsch. »Außer uns wird zwar niemand in der Nähe sein, doch wer kann das wissen?«
Er machte noch einen Schritt auf sie zu und breitete die Arme aus. Ihr Herz begann heftig zu klopfen. Zwar hatten sie sich seit ihrem Wiedersehen beim Schanzenbau täglich gesehen, dennoch überfiel sie sogleich wieder das Gefühl, sich nicht sattsehen zu können an ihm. Es kribbelte in ihrem Bauch. Ihr wurde heiß. Fest schlang er die Arme um sie, suchte mit den Lippen ihren Mund. Für eine wundervoll lange Weile verloren sie sich in einem leidenschaftlichen Kuss, der sie alles um sich herum vergessen ließ.
»Wie habe ich dich seit gestern vermisst, Liebste«, hauchte er ihr ins Ohr. »Lass uns ein Stück gehen. Ich weiß eine schöne Stelle nur für uns beide.«
»Alles, was du willst, Liebster.« Glücklich schmiegte sie sich an seine Seite, sog gierig den Duft seines kräftigen Körpers ein. Es war ihr, als dürfte sie niemals mehr aufhören, ihn zu berühren, andernfalls musste sie vor Sehnsucht vergehen.
Nach wenigen Schritten erreichten sie ein dichtes Gebüsch. Laurenz schlug die Zweige auseinander. Vor ihr öffnete sich eine kleine grüne Höhle, die er mit frischem, weichem Heu ausgelegt und liebevoll mit blauen und roten Blumen geschmückt hatte. »Das ist wundervoll!«
Stürmisch fielen sie einander in die Arme, überließen sich abermals ganz einem Kuss. Das Verlangen nacheinander wuchs. Laurenz seufzte leise. Ein neues, ungeahntes Drängen erfasste Agnes’ Leib. Sie schmiegte sich enger an Laurenz, auch er presste sich fest an sie. In stillem Einvernehmen sanken sie zu Boden. Zart strichen seine feinen Hände über ihren Leib, glitten den Rücken hinab über ihr Gesäß. Ein Schauer überlief sie. Seine Finger wanderten weiter über den Stoff ihres Rocks, krochen schließlich darunter, umfassten ihre Schenkel, zogen sie zu sich heran. Auch ihre Hände wurden mutiger, kletterten seinen Rücken hinunter und verschwanden unter dem Hosenbund. Laurenz stöhnte auf. Ihre Berührungen wurden gierig. Ungeduldig zerrten sie an den Ösen und Schlingen ihrer Kleidung, lagen kurz darauf nackt voreinander. Scheu betrachteten sie sich. Als Letztes löste Laurenz das Tuch um Agnes’ Hals, liebkoste das rauhe Feuermal in ihrem Nacken mit den Lippen. Ihre Finger spielten miteinander, verschränkten sich. Seine Augen glänzten, als er ihre weiße Haut Stück für Stück in Besitz nahm, ihren Körper von Kopf bis Fuß mit Küssen überdeckte. Willig reckte sie sich ihm entgegen.
»Willst du wirklich?«, fragte er heiser und sah ihr tief in die Augen. Sein Blick nahm ihr den Atem. Sie sehnte sich nur nach dem einen: für immer in seiner Liebe zu versinken! Zu mehr als einem stummen Nicken war sie nicht fähig. Eine Woge erfasste sie und trug sie mit sich. Behutsam presste Laurenz ihren Rücken auf die nach Heu und Blumen duftende Erde, schob mit den Händen ihre Beine auseinander. Ihr stockte der Atem. Langsam glitt er über sie, drang in sie ein. Ein überraschender Schmerz durchzuckte sie. Ehe sie sich’s versah, ebbt er ab und machte einer nie geahnten Wonne Platz. Sie kannte nur noch eins: im Zusammensein mit Laurenz aufzugehen. Die Blicke ineinander verschränkt, gaben sie sich ganz ihrem Rhythmus hin, erklommen so die höchsten Gefilde der Lust, um
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