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Gold

Gold

Titel: Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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Perrier, Tom. Das ist schützenswert.«
    »Schön. Wenn Bitzelwasser ein Gesicht braucht, dann ist das nicht mein Problem. Mein Job besteht darin, Zoe dabei zu helfen, in einhundertsiebenundzwanzig Tagen in London die olympische Goldmedaille im Sprint zu gewinnen.«
    »Ja, und ich sage, dass wir auf derselben Seite stehen. Es wird ihrer Konzentration kaum dienlich sein, wenn ihr Privatleben bei Facebook ausgebreitet wird, oder?«
    »Da will ich nicht widersprechen, aber was soll ich tun? Facebook kaufen und abschalten? Ich kann ja mal mit meinem Finanzberater sprechen, aber das wird nicht funktionieren.«
    »Könnten Sie vielleicht einfach mit Zoe sprechen? Sie respektiert Sie.«
    Tom lächelte, und seine Stimme klang weicher. »Mit Schmeichelei schaffen Sie alles, Süße, aber machen Sie sich nichts vor. Ich versuche, Zoe in den Griff zu bekommen, seit sie neunzehn ist. Wenn es nach mir ginge, würde sie schlafen, solange sie nicht trainiert oder Rennen fährt. Am liebsten würde ich ihr hin und wieder mit einem Blasrohr einen Betäubungspfeil verpassen, so wie sie es mit den wilden Tigern machen. Aber was soll ich tun? Ich bin Trainer. Ich habe bloß eine Pfeife und eine Stoppuhr.«
    Die Agentin stieß einen mitfühlenden Seufzer aus. »Also, ich kann nur hoffen, dass Sie etwas erreichen, denn morgen steht das hier in der Zeitung, und so etwas zieht immer weitere Kreise. Sie sollten sie wenigstens dazu bringen, ihnen nicht noch mehr Munition zu liefern.«
    Tom seufzte. »Ich werde sehen, was sich machen lässt. Mehr kann ich nicht versprechen.«
    »Danke, Tom. Sie haben was bei mir gut.«
    »Tja, vielleicht können Sie mich ja auch zum Gesicht von irgendwas machen.«
    Die Agentin lachte. Durchs Telefon klang sie wie eine Gans, deren Kopf in einer halb leeren Flasche Zuckersirup steckte. »Und wovon würden Sie gern das Gesicht sein?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht Nurofen. Das nehme ich oft.«
    »Ich vermute, die würden eher jemanden aussuchen, der jung und schmerzfrei ist.«
    »Wie zynisch.«
    »So ist das Showbusiness.«
    Tom beendete das Gespräch mit einem Knopfdruck. Er überlegte eine Minute und schickte Zoe dann eine SMS, in der er sie in einer Stunde in seine Wohnung bestellte. Wenn er seine Autorität in die Waagschale werfen wollte, dann besser in seinem eigenen Revier. Regel Nummer eins beim Tigertraining: dafür sorgen, dass das Tier sich auf deinem Territorium befindet.
    Zoe antwortete sofort: Okay, Boss.
    Braves Mädchen – sie wusste, was los war. Sie würde bei ihm auftauchen, er würde ihr eine Gardinenpredigt halten, eine Tasse Earl Grey mit ihr trinken und sie nach Hause schicken.
    Er machte sich Sorgen um Zoe. Er hatte sich so sehr bemüht, bei ihr alles richtig zu machen. Er selbst war ein furchtbarer Vater gewesen, aber Zoe und Kate hatte er manchmal als eine zweite Chance empfunden. Er hatte beide Frauen trainiert, seit sie neunzehn waren, und hing mehr an ihnen, als es sein Gehalt rechtfertigte.
    Er gestattete sich einen Tagtraum, in dem er sich den Kerl vorknöpfte, der den Dreck über sie im Internet verbreitete. Diese Rachefantasien waren richtig schön. Mit funktionierenden Knien konnte man so einen Typen auf alle möglichen Arten fertigmachen. Das war einer der zahlreichen Vorteile, die das Wunschdenken gegenüber der Realität bot.
    Ja, er hing an Zoe. Sie war schwer zu durchschauen, vielleicht mochte er sie deshalb so gern. Wer weiß, vielleicht glaubte sie wirklich an die gut aussehenden Verlierer, auf die sie ständig hereinfiel. Er hatte oft versucht, mit ihr darüber zu reden, doch sie zog es immer ins Lächerliche, wenn sie mit gebrochenem Herzen zum frühmorgendlichen Training erschien, und tat, als wäre es ein lästiges Übel, das man ertragen musste, wie den Verlust eines Ohrrings oder wenn man keinen Sitzplatz im Bus bekam. Sie verhielt sich defensiv, was manchmal sarkastisch wirkte. Und sie hatte recht – was wusste er schon über eine junge Frau, die nach Liebe suchte? Aber er hielt sie für eher verletzlich als leichtsinnig.
    Er ließ heißes Wasser nachlaufen. Das Problem war, dass er bei Männern Sachen bemerkte, die Zoe einfach nicht auffielen. Er wusste genau, wie die Schweinehunde tickten.
    »Anwesende ausgenommen«, sagte er laut.
    Dampf stieg aus dem Wasser auf. Er konnte es Zoe nachfühlen, dass sie verzweifelt war. Ihre Chancen, die große Liebe zu finden, wurden mit jedem Tag kleiner. Ihr Ruf wurde immer zweifelhafter, und die Männer wurden schlimmer. Der

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