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Gold

Gold

Titel: Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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sich auf, um sie zu beobachten. Auf der anderen Seite der Bahn löste sich die Gruppe der Jungen in pures Chaos auf.
    Jack grinste die Mädchen an. »Nun, meine Damen, wenn ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte. Ich muss euch ein Geständnis machen. Ich heiße wirklich Jack Argall, aber Thomas Voss hat mich um gar nichts gebeten. Ich bin einer von euch. Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, wo Thomas Voss eigentlich ist. Also möchte ich die Gelegenheit nutzen, euch mitzuteilen, dass ich der derzeitige schottische Meister bin, dass ich zurzeit single und in diesem Moment der einzige männliche Sportler im Gebäude bin, der nicht rückwärts Schuhplattler tanzt und dabei wie ein Idiot aussieht. Vielen Dank.«
    Er schloss mit einer tiefen theatralischen Verbeugung.
    Alle waren still. Dann begann Kate zu lachen, und Jack zwinkerte ihr zu. Sie bekam einen Hustenanfall, und er berührte sie am Ellbogen. »Tut mir leid, alles klar mit dir?« Kate nickte unter Tränen.
    Die Jungs kamen an die Startlinie. Sie nahmen es mit Humor, beschimpften Jack im Spaß und klatschten mit ihm ab. Jetzt lachten alle, besser gesagt, fast alle. Dann trat Zoe vor ihn hin. Sie war genauso groß wie er. Sah ihm in die Augen. Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt, und sie bebte. Das Gelächter verstummte.
    » Wer zur Hölle glaubst du, dass du bist? «
    Jack breitete die Hände aus. »Ach, komm. War doch nur ein Witz!«
    »Du wolltest dir ein Bild von uns machen, was? Und? Wie fandest du’s?«
    »Na ja, um ehrlich zu sein, ziemlich hübsch…«
    Da boxte Zoe ihn mit voller Wucht in den Magen. Jack taumelte nach hinten.
    »Jetzt siehst du das vielleicht anders.«
    Als Jack sich wieder gefangen hatte, lächelte er und hob beschwichtigend die Hand. »Bitte …«
    Zoe schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht, dass es im Velodrom widerhallte. Tom spürte förmlich den Schmerz und wie ihm der Atem stockte.
    Jack rieb sich die Wange.
    »Merk dir, wie sich das anfühlt«, sagte Zoe leise.
    Alle Jugendlichen starrten Zoe an. Ihre Augen funkelten wild. Ihr Gesicht war weiß. Das Echo schien noch immer nachzuklingen.
    »Scheiße, was glotzt ihr so?«, brüllte sie. »Nehmt ihr das etwa nicht ernst? Wir sind doch hier nicht bei den Pfadfindern. Das Training ist nicht irgendwas, das ich am Samstagvormittag erledige, damit meine Mutter in Ruhe das Haus putzen kann.«
    Während alle in schockiertem Schweigen dastanden, rief Tom im Technikraum an. Das Flutlicht wurde hochgefahren, wechselte von Orange zu Weiß. Die Schatten schrumpften, das Velodrom füllte sich mit Licht, und die Nachwuchssportler standen blinzelnd da.
    Tom ging in aller Ruhe zur Bahn hinunter, stützte sich bei jedem Schritt auf das Geländer, um seine Knie zu entlasten. Er sah ihnen in die Augen.
    »Also, Leute, das ist wohl alles meine Schuld. Jack, du bist ein Depp. Verletzt?«
    Jack rieb sich noch das Gesicht. »Nein.«
    Tom sagte: »Zoe, du bist eine echte Gefahr. Tut es dir leid?«
    Sie sah Jack an und schüttelte den Kopf.
    »Soll ich es anders formulieren? Zoe, wenn wir uns alle darauf einigen, dass Jacks Verhalten nicht in Ordnung und es falsch war, darüber zu lachen, wärst du dann so nett, deine Aggressionen auf der Bahn auszuleben?«
    Sie zuckte mit den Schultern und setzte eine undurchdringliche Miene auf. Tom war erfahren genug, um sich vorerst damit zu begnügen.
    »Na schön.« Er hob die Hände. »Ich bin Tom Voss. Nicht gerade super, was da gerade passiert ist. Den Trick mit dem Empfang mache ich jedes Jahr. Ich bin ein ganz brauchbarer Trainer, habe aber nur drei Tage Zeit, um herauszufinden, wer von euch es international schaffen kann. Also tarne ich mich und versuche es auf die psychologische Tour. Ich habe alles erfahren, was ich wissen muss. Jetzt geht es auf die Bahn, okay?«
    Sie lächelten. Sie konnten nicht anders. Ihre Körperhaltung änderte sich, sie wurden locker. Beugten leicht die Knie, bogen die Finger. Verlagerten das Gewicht von den Fersen auf die Fußballen. Spannten die Waden an und atmeten schneller.
    Tom grinste. »Herrgott, ihr seid ja wie ein Rudel Wölfe! Ich muss schon sagen, ihr seid wirklich scharf aufs Fahren.«
    Er verteilte Räder. Sie waren ziemlich einfach gebaut. Die Rahmen bestanden aus robustem Stahl. Sie mussten sie auf die richtige Größe einstellen und mit ihren Namen beschriften. Vorher zogen sie das Klebeband mit dem Namen des vorigen Benutzers ab.
    Dann begann Tom mit dem Aufwärmtraining und ließ sie

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