Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldaktien

Goldaktien

Titel: Goldaktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
ich glaube, ich werde mich als einer der ersten deinem neuen Sportbetrieb anschließen müssen. Kürzlich habe ich mich mal gewogen — du wirst kaum erraten, wieviel ich zugenommen habe.«
    Mrs. Ashbury meinte: »Du bist schon ganz in Ordnung so, Bernard. Natürlich würden dich körperliche Übungen ein bißchen aufmöbeln. Ja, Henrys Idee ist einfach glänzend, und sobald mein hoher Blutdruck nachläßt, werde ich auch mitturnen. Ich fände es herrlich, so schlank und straff wie Mr. Lam zu werden — aber für einen Berufsringer sind Sie wohl doch ein bißchen zu leicht, nicht wahr?«
    »Sportlehrer«, korrigierte ich sie.
    »Ich weiß, aber gut sind Sie bestimmt. Henry erzählte mir, daß Sie gegen einen japanischen Jiu-Jitsu-Ringer angetreten und mit dem umgesprungen sind wie mit einem Bündel Flicken.«
    Henry Ashbury behielt mich ständig im Auge.
    »Es wäre unbescheiden von mir, mich selbst dazu zu äußern«, antwortete ich vorsichtig.
    Ihr Hals, ihre Schultern und ihr Zwerchfell bebten jetzt, als sie begeistert in hohen Tonlagen lachte. »Oh, das finde ich ja unbezahlbar. Wirklich zu köstlich! Darüber hätte sich Robert königlich amüsiert. Er ist nämlich auch bescheiden. Hat mein Mann Ihnen von Robert erzählt?«
    »Von Ihrem Sohn?« fragte ich.
    »Ja. Ein prächtiger Junge. Ich bin so stolz auf ihn. Er hat ganz von der Pike auf angefangen, und die Firma hat ihn, weil er so tüchtig und fleißig ist, zum Generaldirektor ernannt.«
    »Das ist wirklich bewundernswert«, sagte ich. Ashburys Augen starrten mich über seinen Brillenrand an.
    Und Bernard Carter fügte hinzu: »Ich mache gewiß keine faulen Komplimente, wenn ich behaupte, daß Robert — kaufmännisch gesehen — ein Genie ist. Mir ist noch niemand begegnet, der stets so schnell und sicher erfaßt, worauf es ankommt.«
    »Macht sich wirklich gut, wie?« fragte Henry Ashbury unverbindlich.
    »Und ob!« rief Carter. »Mein Gott, Robert ist —« Er blickte zu Mrs. Ashbury hinüber, ließ den Satz unvollendet, spreizte seine Hände, als wollte er sagen: »Ach, es hat doch keinen Zweck«, und atmete langsam aus.
    »Freut mich, zu hören«, sagte Ashbury ohne jede Spur einer Begeisterung.
    Seine Frau hatte eine tiefe, kehlige Stimme von verführerischem Klang, die jedoch, sobald sie aufgeregt wurde, um eine ganze Oktave anstieg und so locker und leicht von ihrem Gaumen abprallte wie Hagelkörner von einem Blechdach.
    »Ich finde es einfach wundervoll, und dabei ist der Junge so unerhört bescheiden. Spricht kaum mal ein Wort über seine Arbeit. Er spürt auch, daß Henry im Grunde daran so gut wie kein Interesse nimmt. Ich glaube, du weißt überhaupt noch nichts von dem neuesten großen Coup, Henry, oder was Robert — «
    »Ich habe im eigenen Büro genug zu tun«, unterbrach ihr Mann sie.
    Sie seufzte: »Ach, ihr Geschäftsleute. Robert ist ja eigentlich genauso, man kriegt einfach kein Wort aus ihm heraus.«
    »Wo ist er denn zur Zeit?« erkundigte ich mich.
    »Unten im Billiardzimmer, mit seinem Verkaufsleiter Parker Stold.«
    Ich verabschiedete mich von Mrs. Ashbury mit den üblichen Höflichkeiten. Sie hielt meine Hand wohl eine Minute lang fest. Nachdem sich unsere Hände gelöst hatten, ging ihr Mann mir voraus, durch einen langen Korridor, dann eine Treppe hinab und wieder einen anderen Korridor entlang. Ich sah an der einen Seite das Spielzimmer mit einem Pingpongtisch. Gegenüber lag ein Raum, aus dem ich das Klicken von Elfenbeinbällen und gedämpftes Sprechen vernahm.
    Ashbury öffnete die Tür. Einer der Spieler, der, halb auf dem Rand des Billards sitzend, gerade einen Stoß machen wollte, stellte sich auf die Füße und sagte zu Ashbury: »Hallo, Prinzipal.«
    Das war Robert Tindle, ein Mann im Smoking, mit schräger Stirn, langer, gerader Nase und Augen von der Farbe billiger Glasmurmeln, die wässerig grün und wie mit dünnem Schaum verschleiert waren. Man meinte, bei genauerem Hinsehen viele winzige Luftblasen in ihnen entdecken zu müssen. Sein Gesicht war eigentlich ganz ohne Ausdruck, und während ich ihn ansah, fiel mir kein anderer Vergleich ein als das Reklamebild für Milch von den »zufriedenen Kühen«. Er gab mir gleichgültig die Hand.
    Parker Stold hatte offenbar gerade mit einem Problem zu ringen. Er betrachtete unseren Besuch entschieden als eine Störung und reagierte, als ich ihm vorgestellt wurde, nur mit einem flüchtig hingeworfenen »Sehr erfreut« und übersah meine zur Begrüßung dargebotene Hand.

Weitere Kostenlose Bücher