Goldaktien
drängten uns hinein. Bertha Cool kreischte: »Halten Sie den Fahrstuhl an! Ich will nach unten!«
In ihrem schnellsten Tempo kam sie durch den Korridor. Der Liftboy wartete. Einer der Fahrgäste kicherte, als er Bertha in den Fahrstuhl wuchten sah.
Bertha stellte sich so hin, daß sie die Tür im Auge behielt, und drängte uns dabei alle zurück. Zu mir sagte sie kein Wort.
Wir fuhren ohne Halt bis ins Erdgeschoß. Durch einen langen Korridor kam man dort an der Tafel mit dem Verzeichnis der im Hause ansässigen Firmen und an einem Zigarrenverkaufsstand nahe dem Eingang vorbei. Bertha war zuerst ausgestiegen und schritt durch diesen Korridor. Ich trat beiseite, um Esther Clarde vor mir aussteigen zu lassen, Der Detektiv rechts von mir sagte: »Bill, laß das Mädchen nicht auskneifen«, und schob mich aus dem Fahrstuhl, vor dem drei andere Männer standen, die uns noch mit umzingelten. Wir gingen los. Ich sagte zu dem Detektiv: »Moment mal. Was soll das eigentlich?«
Er gab keine Antwort. Ich sah mir den breiten Korridor an. Der Mann, der sich da die Schuhe putzen ließ, war Portier Markham aus dem Hotel wo man Ringold umgebracht hatte. Er wies mit dem Finger direkt auf mich.
Der Detektiv sagte grinsend zu mir: »Sehen Sie, Freundchen, da haben Sie die gewünschte vorschriftsmäßige Gegenüberstellung. Schon sind Sie identifiziert.« Er drehte sich zu seinem Kollegen um und sagte: »Ist gut, Bill, bring das Mädchen mit.«
Vielerlei geschah nun gleichzeitig. Der noch immer grinsende Detektiv sagte zu den drei Männern, die sich neben mich gestellt hatten: »Ihr könnt jetzt gehen, Jungs. Aber nicht vergessen, daß ihr schnell zur Stelle sein müßt, wenn wir euch brauchen.« Der zweite Detektiv kam mit Esther Clarde vom Fahrstuhl her. Bertha Cool schritt, ohne zurückzublicken, zur Telefonzelle am Ende des langen Hausflurs. Sie quetschte sich hinein, konnte jedoch die Tür nicht ganz schließen. Ich sah, wie sie eine Münze einwarf und die Nummernscheibe drehte. Sie nahm die Sprechmuschel ganz dicht vor den Mund, damit von denen draußen keiner mithören konnte, was sie sagte. Der Portier sprang vom Stuhl des Schuhputzers. Ein Schuh war schon geputzt, der andere noch nicht, seine Hosenbeine waren aufgekrempelt. Er tanzte förmlich vor Erregung, zeigte immer wieder mit dem Finger auf mich, und sagte: »Das ist er, das ist der Kerl. Den würde ich überall wiedererkennen.«
Als er Esther entdeckte, eilte er zu ihr: »Sieh mal, Esther, das, ist der Bursche. Das ist er. Der...«
Esther sagte: »Du hast ja 'n Klaps, Walter, das ist er nicht. Ein bißchen ähnlich sieht er dem, aber der Gesuchte ist es nicht.«
Höchst erstaunt blickte er sie an. »Aber ja, er ist es! Da kann man sich gar nicht irren. Er ist doch...«
»Dieselbe Figur hat er«, unterbrach sie ihn wieder, »auch dieselbe Gesichtsfarbe, aber der, der ins Hotel kam, war ein bißchen breiter, schwerer gebaut, und nach meiner Schätzung auch einige Jahre älter.«
Der Portier stutzte und musterte mich zweifelnd.
Der Detektiv sagte: »Nicht bluffen lassen, Mann, die hat doch mit dem ein Techtelmechtel und will ihn bloß schützen.«
Das Gesicht des Portiers wurde plötzlich weiß wie ein Bettlaken. »Das kann doch nicht wahr sein«, stieß er hervor. »Esther, du weißt doch, daß es nicht wahr ist! Sag dem Polypen, daß er lügt!«
»Es ist gelogen«, sagte Esther.
»Natürlich ist es gelogen. Esther steht hinter dem Verkaufsstand, und da macht sie ab und zu ein bißchen Ulk mit den Leuten, aber sie denkt nicht daran, mit irgendeinem Käufer ernstlich was...«
»Quatsch«, schnitt ihm der Detektiv das Wort ab. »Die hält Sie nur am Gängelband und macht, was sie will. Denken Sie mal richtig nach, Sie Träumer. Dieser Mann ist Ihnen um Längen voraus. Was glauben Sie denn, wie sie hierher gekommen ist? Kam im Fahrstuhl mit ihm herunter, und beide wollten zu ihr nach Haus fahren, als wir sie aufgriffen.«
Der Portier fixierte den Detektiv, Esther und mich der Reihe nach. Ich sah Haß in seinen Augen aufflammen. Er rief mit schriller Stimme: »Was Sie von Esther behaupten, ist nicht wahr, aber dieser Mann ist der Gesuchte, das werde ich beschwören.«
Der Detektiv griente mich an. »Na, was meinen Sie, Freundchen? Sind Sie's?«
»Nein!« erwiderte ich.
»Schade, nicht wahr? Muß also eine Personenverwechslung sein«, sagte er höhnisch. »Wollen Sie dem Beamten helfen, die Frage zu klären?«
»Selbstverständlich.«
»Dann werden wir
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