GOLDAUGEN (German Edition)
besten ortskundigen Fahrer mitgeben, um das Fahrzeug hierher zuschleppen? Jetzt haben wir es kurz nach zehn, ich müsste noch was besorgen und bräuchte ihn den ganzen Tag. Ich zahle auch gut.«
» Naja, das ist kein Problem, aber wir haben hier in der Stadt eine BMW-Vertragswerkstatt, die schleppt ihn sicher kostenlos ab. Sie haben doch Mobilitätsgarantie, wenn Sie Glück haben, ist es nur eine Kleinigkeit und er wird gleich repariert.«
» Erwischt! Nein Tony, es ist etwas anders. Ich bin Reporter einer großen europäischen Zeitung und will nur zum See.«
Er lächelte Thomas an und freute sich wie ein Polizist, der einen Verdächtigen überführt hat.
»Sie sprechen zwar perfekt englisch, aber man hört doch Ihren europäischen Dialekt heraus. Ich bin Italiener, naja jetzt Kanadier, aber man hört es halt. Und die Autogeschichte, naja, sie war dünn. Hier wimmelt es im Moment nur so von Zeitungsfuzzis und Polizisten. Was suchen die denn in dem abgeschmierten Fahrzeug, einen Schatz?«
» Das möchte ich herausfinden … also, wie sieht es aus?«
» Wir haben gut zu tun. Was wäre es Ihnen denn wert? Ich gebe Ihnen Paul, meinen besten Mann mit. Der kennt fast alle Bullen, halt vom Abschleppen. Naja, mit ein bisschen Glück, führt er Sie dichtheran.«
Hier waren es keine Goldaugen , nein hier schaute er in Dollarzeichen „$“ - blink, blink .
»Achthundert US-Dollar?«
»Naja, aufgrund der möglichen … ach was, wir machen es kurz und schmerzlos.
Einen Tausender, dann gehört der Truck und Paul für heute bis morgen früh Ihnen.«
» Klasse, Sie gefallen mir. Die Summe ist fair! Danke Tony.«
Thomas Sicker lächelte in sich hinein und reichte ihm die Hand.
»Ich ziehe das Geld aus einem Automaten, besorge noch ein paar Dinge und bin in einer halben Stunde wieder hier.«
» O.K., dann bis gleich.«
Gesagt, getan. Paul war Paul … eine Marke!
Als Thomas mit ihm im Abschlepper saß, wehte ihm eine exotische Mischung von Gerüchen entgegen. Schweiß, kalter Rauch, Mundgeruch und scharfes Essen, gepaart mit einem frisch aufgesprühten Parfüm, einfach herrlich. Dennoch war dieser Typ, ihm gleich irgendwie sympathisch.
Seine blaue Latzhose starrte vor Dreck, sein obligatorisch, kariertes Hemd war frisch angezogen und stach so aus dem Gesamtbild heraus. Siebzehn Haare säumten seinen Schädel, Glupschaugen und eine Nase, wie ein Füllhorn. Seine Gesichtshaut war extrem vernarbt und mit geplatzten Äderchen übersät.
Kein schönes Exemplar von Mensch. Aber Pauls wachen Augen, die passten irgendwie nicht zu seinem Äußeren. Es war nicht leicht, sämtliche Eindrücke zu verarbeiten, Sicker war sich nicht ganz sicher.
» Hi Paul, mein Name ist Thomas, schön dich kennenzulernen.«
» Hi Tom, Thomas ist mir zu lang, du bist ein guter Typ, dass sehe ich doch gleich.
I ch habe uns ein paar Bier und Cola in die Kühlbox gelegt, wenn du willst, greife zu.« Er trommelte mit seinen Fingern auf die Box.
» Tony hat mir nur gesagt, du willst in Richtung Matlock. Den Rest würdest du mir selbst erzählen.«
» Ich will möglichst nahe an die Unglücksstelle herankommen, wenn du das irgendwie hinkriegst, gebe ich dir heute Abend einen extra Hunderter.«
» Jo, ich sage doch, du bist ein Guter!
Ich kenn e die Stelle genau, das ist nicht das erste Mal, dass es dort gerummst hat.«
» Hast du davon etwas mitbekommen?«
» Nein.
Tony hat einen guten Draht zu den Bullen, wir bekommen fast alle Unfälle aus der Region zugeteilt. Was dort genau geschehen ist, weiß niemand. Obwohl …«
Während er überlegte, steckte er seinen rechten Zeigefinger ins Ohr, wahrscheinlich eine Art Antenne zu seiner eigenen Gedankenwelt.
» Paul, überlege in Ruhe und lasse mich, bevor du aus Winnipeg fährst, bei einer Autovermietung heraus.
Wenn wir wieder zurückkommen, brauch e ich einen fahrbaren Untersatz.«
» Nö, brauchst du nicht, du kannst dann meinen Jeep haben. Solange du willst, kostet dich nur eine Kleinigkeit.«
» Wie viel?«
»Ich will kein Geld .«
»Was dann?«
»Du bist kein Reporter, richtig?«
»Schieß los !«
» Du hast doch bestimmt gute Beziehungen oder?«
» Vielleicht …«
» Also, Tonys Garage gehört mir, er ist zwar ein Freund, aber nur ein Strohmann für dieses Geschäft.
Ich lebe jetzt ungefähr siebenunddreißig Jahre hier in Kanada. Als ich damals hierher kam, mit insgesamt achthundert Dollar, war ich ein Nichts. Lasse uns gleich bei Biggy einen Kaffee trinken, aus
Weitere Kostenlose Bücher