GOLDAUGEN (German Edition)
jünger als ich dachte. Ich lag ungefähr tausend Jahre daneben. Was sind schon elfhundert Jahre in der Zeitrechnung des Universums? Mit allem anderen lag ich aber richtig.«
» Hast du das alles innerhalb der wenigen Minuten, als du die Schatulle in London betrachten durftest, so eingeschätzt? Das hast du mir gar nicht erzählt.«
» Ja, ich wollte erst Fakten hören und nicht meine Mutmaßungen von mir geben. Aber so war mein erster Ansatz der Betrachtung falsch. Deine Fotos haben ja nur die äußere Darstellung gezeigt, welche wir aber noch nicht schlüssig zugeordnet haben. Die Fotos der Platten waren allesamt nichts geworden. Das ist fast schon wieder ein Hinweis, mein Schnuffi. Gib Gummi. Wir fahren jetzt zum schnuckeligen Hotel Radisson und lassen uns mit Essen und Trinken verwöhnen. Schließen uns ein und werden uns die nächsten Stunden nur mit dem prächtigen Objekt beschäftigen. Morgen Mittag geht es ausgeruht nach Hause. Franck ist ja nicht da, also können wir uns Zeit lassen. Ich denke, mit unserem Gespür und Talent, deinem Laptop und „Gadget-Koffer“ können wir das Geheimnis der Schatulle noch heute knacken.«
» Celine, ich brenne … und bin froh, dass wir nicht gleich nach Hause fahren. Ich glaube, ich wäre unterwegs vor Neugierde geplatzt. Morgen übernehme ich die schlappen tausend Kilometer ganz allein.«
Sie zwickte ihn beherzt in seine Wange.
»Ja, ganz bestimmt. Wenn wir beide es bequem haben wollten, dann hätten wir auch den WAC-Flieger nehmen können. Wir wollten auch ein wenig Spaß haben oder etwa nicht?«
Pierre nickte heftig.
»Ich rufe erst einmal meinen Traumprinzen an, und werde ihm von unserem Vorhaben berichten.«
Als Pierre in die Hotelgarage fuhr, legte sie auf. Sie hatte schöne rote Wangen.
»Ce line, was ist los?«
» Er ist sauer auf uns beide … er versteht es nicht, dass wir mit dem Auto gefahren sind und nicht den Flieger genommen haben. Du hast ja gehört, dass ich so gut wie nichts gesagt habe. Es war eine Bergpredigt! Mist, Franck hat auch recht. Die Schatulle ist für die Bruderschaft scheinbar unersetzlich, es gibt mit den Goldaugen einen Zusammenhang. Fakt! Dann setzen wir beide uns der Gefahr aus, dass der Unbekannte uns nachsetzen könnte, um die Schatulle doch noch zu bekommen. Unterwegs hätten der oder die Bösen vielfältige Möglichkeiten, uns zu überfallen. Wir wissen nicht, wer dahinter steckt, und was derjenige für Möglichkeiten und Beziehungen hat.
Was Franck überhaupt nicht versteht, dass wir ohne Schutz solch ein Risiko eingehen. Da Sebastian mit ihm unterwegs ist und die anderen drei in den USA sind, beauftragt er eine Sicherheitsfirma hier in der Schweiz. Die kommen ins Hotel, sollen unsere Kindermädchen spielen und uns morgen nach Hause begleiten. Der übertreibt doch.
Er hat nicht einmal gesagt, dass er mich liebt! Dann soll er doch schmollen.
Wir kö nnen auf uns selber aufpassen.«
„Äußerst selten, dass beide sich so verhalten.“
Pierre machte sich seine Gedanken und hatte jetzt ein schlechtes Gewissen.
Eine viertel Stunde später hatten sie es sich in der Suite des Hotels halbwegs gemütlich gemacht. Pierre arrangierte auf einem großen Tisch seine Utensilien, den Laptop, die Schatulle, akribisch wie immer. Celine war derweil im Bad, machte sich frisch und kam wieder gut gelaunt ins Zimmer, ihr Ärger war verraucht.
»Können wir loslegen ?«
» Ich habe alles vorbereitet, Essen wir später?«
Sie nickte. Beide zogen aus einer Pappbox einmal Latex-Handschuhe heraus und streiften sie über ihre Finger. Celine strich zärtlich übers dunkle Holz, zog die Hand ganz schnell wieder zurück, als wenn sie einen Stromschlag erlitt.
»Spürst du es auch ?«
»Was meinst du, Ce line?«
» Die unheimliche Magie … gleich geschieht etwas Außergewöhnliches! Das wird gewaltig, diese Bedrohung, spürst du sie wirklich nicht?«
» Nein?«
Celine machte ein ängstliches Gesicht und schüttelte sich . Pierres Gesichtsfarbe änderte sich, vielleicht weil er auch noch die schlechte „Magie“ von Franck spürte; wenn jetzt auch noch irgendetwas Irres geschehen würde oder gar Celine, dann würde er ihn umbringen. Celine verdrehte seltsam die Augen und sackte zusammen.
» Celine, sage doch etwas. Was ist mit dir? Verdammt!«
Sie rührte sich nicht. Er nahm sie in den Arm und streichelte ihr übers Haar.
»Buh !«
Sie schrie es laut direkt in sein Gesicht. Er erschrak so, dass es ihn einen Meter nach hinten
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