GOLDAUGEN (German Edition)
und sagte diesen ab. Ich war völlig konsterniert. Er erzählte mir, dass die Schatulle nicht mehr für eine Auktion zur Verfügung stünde. Keine weitere Erklärung, das war sein einziger Kommentar. Was sollte ich machen? Klar, ich war sauer, aber er kann ja über sein Eigentum frei verfügen. Wie gern hätte ich sie gesehen. Er hat mir nicht verraten, wer der Käufer war. Bis vor wenigen Minuten wusste ich auch nicht, dass Sie oder vielmehr Ihre Frau dieses seltene Stück erworben hat. Ich habe zu keiner Zeit mit einem möglichen Interessenten telefoniert oder persönlich über das Objekt gesprochen. Ein paar Tage später war ich frühmorgens auf dem Weg zur Tube, als ich von zwei maskierten Männern überfallen wurde. Sie haben mich geschlagen und sprangen auf meinen Beinen herum, bis sie brachen.
Das linke Bein hat insgesamt drei Bruchstellen. Niemand hat mir geholfen, obwohl viele Passanten in der Nähe vorbeiliefen. Ich habe in meinem ganzen Leben mit niemand Streit gehabt, ich verstehe es einfach nicht. Das ging fürchterlich schnell, es wurde von der Überwachungskamera in der U-Bahn-Station gefilmt. Die Täter sind aber immer noch nicht gefasst. Vielleicht war es eine Verwechslung?«
» Nein Mr. Durham, ich denke, Sie wurden ausgewählt, um eine falsche Fährte zu legen. Ich hoffe, Sie genesen wieder schnell. Und wenn Sie dann möchten, besuchen Sie meine Frau und mich in Le Verdon auf unserem Château. Machen Sie ein paar Tage unbeschwerten Urlaub und trinken Sie unseren vorzüglichen Bordeaux. Wenn Sie mögen fahren Sie einen von unseren schönen Oldtimern. Dann vergessen Sie diese unbeschreibliche Tat hoffentlich recht schnell. Meine Frau freut sich sicher riesig, Ihnen unsere vielfältige Kunstsammlung zu zeigen. Das Fachsimpeln wird Ihnen gut tun.«
Seine Wangen glühten wied er tiefrot, diesmal vor Freude.
» Ich weiß nicht, was ich sagen soll?«
Franck überreichte ihm seine Visitenkarte.
»Es wäre uns eine große Freude. Ich kann Ihnen versichern, dass die Täter schon verhaftet sind. Sie werden Sie nie wieder behelligen, denn sie wurden wegen einer anderen Straftat verhaftet und sitzen in einem marokkanischen Gefängnis. Die Bande wird Großbritannien nie wiedersehen.«
»Woher wissen Sie das alles ?«
Franck lächelte geheimnisvoll.
»Wir haben allerbeste Verbindungen zu hiesigen Behörden. Scotland Yard hat nach Hinweisen die Überwachungsbänder noch einmal ausgewertet und die beiden verantwortlichen Brüder eindeutig überführen können. Deren Vater ist der Kopf der Bande und sitzt hier in London noch in Untersuchungshaft. Er soll auch wegen schwerer Verbrechen nach Marokko ausgeliefert werden. Über diese Delikte darf ich wegen laufender Ermittlungen keine Informationen weitergeben.
Da sie schwerwiegender als der Überfall a uf Sie und meine Frau sind, werden diese in Großbritannien nicht weiterverfolgt.
Es wird hier zu keiner Anklage kommen. Ein Ermittlungsbeamter vom Scotland Yard wird Ihnen das noch mitteilen. Da der Staatsanwalt der Krone das Vermögen dieser Verbrecher eingezogen hat, kann ich mir vorstellen, dass Sie eine Entschädigung oder Schmerzensgeld daraus erhalten.«
» Wenn es so sein sollte, werde ich es karitativen Einrichtungen spenden. Ich werde von diesen niederen Menschen kein Geld annehmen.«
»Mr. Durham, wir möchten Sie nicht länger belästigen, aber könnten Sie uns noch kurz von dem Träumer erzählen?
Wenn wir mehr über die Schatulle erfahren könnten, würde das meine Frau entzücken .«
» Sie sind in keiner Weise eine Belästigung und eher eine willkommene Abwechslung für mich. Gern erzähle ich ihnen beiden diese kleine Anekdote, aber bitte haben Sie auch Verständnis dafür, dass ich keine Namen erwähne. Es war im Sommer 1985, als mich ein Anruf eines solventen Kunden von Sothebys erreichte. Solvent? Dachte ich zuweilen! Nein, er gehörte damals schon zu den verarmten britischen Snobs, sein Auftreten war dementsprechend und nicht der Wahrheit entsprechend. Da er immer wieder bei unseren Auktionen auftauchte und auch einige Gegenstände ersteigert hatte, setzte ich voraus, dass er vermögend sei. Seine Ahnengalerie ist recht beeindruckend. Nun gut, wir trafen uns bei einer Spedition, wo er wahrscheinlich sein Hab und Gut eingelagert hatte. Später erfuhr ich auch, warum er mich nicht auf sein Anwesen zur Besichtigung einlud. Es war schon längst verkauft, er hatte nur vergessen, seine Visitenkarte zu ändern.
Eine teilweise traurige
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