GOLDAUGEN (German Edition)
Hoffnung, dass wi r auch das eines Tages erfahren.
Er kannte das bedrohliche Geheimnis der Goldaugen. Es gelang ihm wirklich, mit dieser Schatulle den Fluch zu bannen und den Goldstaub sicher einzuschließen. Es ist müßig darüber zu spekulieren, was dann mit ihr geschah. Der innere Bereich ist mit massiven Goldwänden ausgeschlagen, und neben der Inschrift, sind reichlich magische Symbole - weiße Magie eingraviert. Pierre kann ja kein Latein, er wollte die Inschrift laut vorlesen. Ich hielt ihm den Mund zu und übersetzte den Text in unsere Muttersprache:
„Ihr strafet nicht die Schuldigen!
Durch das Öffnen des Teufels Tor
kam das Goldene Vlies
und die unseren wurden zu Dämonen
mit goldenen Augen!
Gott und sein Sohn Jesu stehen mir bei ,
es darf nicht sein, was nicht vom Herrn bestimmt!
Es bleibt hierin verborgen für alle Zeit.“
Ich wollte damit tunlichst vermeiden, den Spruch wie graviert wiederzugeben, weil ich ja nicht wusste, ob er irgendetwas auslösen könnte. Meine Übersetzung ist nicht ganz wortwörtlich. Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass Folgendes so geschah!«
Celine drückte ihre zarte Hand auf ihr Herz, um es zu bekräftigen.
» Wir wollten beide es dabei belassen und die Schatulle nicht ins Château bringen, weil ich auch die Zeichen in Ruhe studieren wollte. Aber wir brachten sie, wie unter Zwang in den Keller zum Quarantäne-Raum.
Pierre öffnete die Sicherheitsschleuse und ich trug die Schatulle ehrfürchtig hinein. Wir hatten ja vorher Latexhandschuhe angezogen, aber in diesem Moment hätten wir sie auch weggelassen, der Verstand war wie ausgeschaltet .
Der Goldstaub wirbelte wild durch den Raum, berührte uns aber nicht, das weiß ich noch ganz genau, e r schwirrte dicht an uns vorbei. Ich war versucht, ihn zu berühren. Dazu kam es aber nicht. Ich stellte die Schatulle auf den Tisch, drehte mich zu der Liege um, nahm den geschrumpften Peter-Rust-Leichnam und steckte ihn in den großen Kühlschrank neben dem OP-Tisch. Warum? Ich weiß es nicht, das war nicht mein Wille, obwohl ich es vielleicht wegen kommender Forschungszwecke so gemacht hätte? Pierre öffnete die Schatulle, legte die Platten auf den Tisch. In einer Anordnung, wie nie zuvor.
Wir führten nicht Regie, es sollte so sein . Er legte eine bestimmte in die Mitte, die anderen Vier drum herum, sternförmig. Aus meinem Mund ertönte eine männliche Stimme, ich kann nichts über das Gesprochene erzählen. Der Goldstaub schwebte in die goldene geheime Kammer, der Mechanismus zog sich von allein zu, ohne dass Pierre es tat! Die fünf Bleiplatten wirbelten durch die Luft und landeten hintereinander in der Schatulle und der Deckel schlug zu. Wir vernahmen eine Art grelles Licht, sackten zusammen und waren ohnmächtig.
Es war ein Übergang in die Vergangenheit. Ich schätze mal, dass ich höchstens zehn Minuten bewusstlos war. Es muss bei Pierre ähnlich gewesen sein, wir erwachten irgendwie oder doch nicht. Für mich gesprochen, nahm ich meine Umwelt wahr, ich spürte auch Sebastian, als er uns rauszog. Die Intervalle, dass er mich retten muss, werden immer kürzer.«
Darüber konnten die beiden gar nicht lachen. »Diese beindruckenden zehn Minuten müssen uns so aus der Bahn geworfen und die Symptome des Stupors ausgelöst haben.
Völlig nachvollziehbar, dass bei uns beiden eine kleine Sicherung rausgeflogen ist. Diese vielen Bilder, ich habe es immer noch nicht richtig eingeordnet und sortiert. Vielleicht seh e ich von Zeit zu Zeit klarer, wir werden sehen.
Es begann in ruhigen Bildern, ich schwebte irgendwie über dem Geschehen und konnte von oben perspek tivisch in die Szenen schauen. Aber ich hörte keine Geräusche, wie in einem Stummfilm, aber in Farbe.
Es war der Beginn allen Übels !«
Celines Stimme zitterte leicht .
Franck streichelte ihre Wange.
»Wir können eine Pause einlegen, mein Schatz?«
» Nein, mir geht es gut.
Ihr müsst euc h vor Augen halten, was ich sah. Wahrscheinlich Bilder aus den Jahren um 1050! Fünf Männer, vier hellhäutige, alle ungefähr gleichgroß, bärtig und mit längeren Haaren. Ich sage mal alle geschätzte ein Meter siebzig groß. Einer von denen hatte feurig rote Haare, die anderen braune.
Sie trugen helle Gewänder, wie wir uns heute „Druiden“ so vorstellen, das ist echt der Wahnsinn; und sie waren welche! Aber ohne go ldene Sichel an der Bauchkordel.
Ich war übrigens schon immer davon überzeugt, dass sie zum Abschneiden von
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