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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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war.«
    Viola prustete.
    »Und weiterhin erinnerten sich die Kinder daran, dass Madame Mira mal von einem Zappelphilipp namens Wilhelm Stubenvoll gesprochen hatte, der zu einem Lyoner Seidenhändler in die Lehre gegeben worden war, weil sein alter Herr in die Pleite gegangen war.«
    »Guillaume – Wilhelm.« Leander nickte.
    »Und seine Frau hieß Josefine de Charnay. Er nahm ihren Namen an, Madame.«
    »Warum wohl?«
    »Da er kein Ausbund von Tugenden ist, möchte man sich fast
böse Gedanken dazu machen. Schade, dass wir ihm damals nicht näher auf den Zahn gefühlt haben.«
    »Du hast mit Gernot nicht darüber gesprochen, Ariane?«
    »Nein, LouLou. Obwohl ich versucht war, es zu tun, nachdem Nona mir von ihm berichtet hat. Aber Gernot scheint gute Geschäfte mit ihm zu machen, und die Vergangenheit kann er nicht mehr ungeschehen machen. Wenn er einen anderen Lieferanten sucht, verkauft Charnay seine Rohseide eben woanders.«
    LouLou nickte. Geschäft war Geschäft. So sah sie es.
    Ich aber notierte mir in Gedanken, dass ich Madame Mira über den Zappelphilipp bei Gelegenheit noch mal ausfragen würde.
    Wir wechselten das Thema, und Leander schilderte in humorigen Worten, welche Schwierigkeiten er mit dem Rahmenmacher hatte, der unbedingt seine Naturstudien in breite, vergoldete Barockleisten spannen wollte. Mir kam dabei etwas ganz anderes in den Sinn.Viola, still und ernst wie üblich, hörte zu, lächelte dann und wann leicht, nippte an ihrem Kaffee, tupfte einzelne Krümel mit der Zunge von ihren Fingerspitzen. Die Sonne fiel durch das unter der Decke liegende Fenster auf ihre Haare, und in den Locken glänzten blauschwarze Lichter auf. Leander hatte die Inspiration einmal mit einem Blitz verglichen, der für einen Bruchteil der Ewigkeit das vollendete Werk vor seinen Augen entstehen ließ. Er musste das Gesehene dann einfach malen.
    Ich sah das elfenbeinfarbene Kleid mit den schwarzen Kirschblüten in diesem Augenblick an Viola.
    Und wie mein Bruder auch dachte ich nicht an Geld und Ruhm – ich wollte sie darin einfach nur bei seiner Vernissage sehen.
    »Die Ausstellung findet bei Kronenberg statt, nicht wahr?«, unterbrach ich Leanders launiges Lamento.
    »In seiner Villa in der Neustadt. Kommen Sie auch, LouLou, Nona«, bat Leander.

    »Mal sehen.«
    Sie würden nicht kommen, ich wusste es. Aber meine Frage zielte auch in eine andere Richtung.
    »Es wäre doch dem Anlass angemessen, sich ein neues Kleid anfertigen zu lassen, nicht wahr,Viola?«
    Ein klein wenig spöttisch verzog die junge Tänzerin ihr Gesicht.
    »Wäre es bestimmt, Ariane. Und wenn ich es mir leisten könnte, ich würde Sie bitten, es mir zu machen.«
    »Viola, mein Bruder ist der Anlass, und es wäre nur recht und billig, wenn er Ihnen eines zum Geschenk machen würde«, sagte ich mit einem leichten Vorwurf und trat Leander unter dem Tisch ans Schienbein.
    »Äh... ja, natürlich.«
    »Und du brauchst ebenfalls einen neuen Anzug.«
    »Äh … nein, eigentlich nicht.«
    »O doch.Viola, Sie kümmern sich darum, dass er wie ein erfolgreicher, genialer Künstler auftritt, und ich kümmere mich um die Robe, die er Ihnen schenken wird. Hast du einen Taler, Leander?«
    »’türlich!«
    »Mein Sohn hat einen durchschlagend schlechten Einfluss auf die Ausdrucksweise seiner Umgebung, aber darüber reden wir ein andermal.«
    »Ist ja gut, ich habe hundertzwanzig Taler. Reicht das?«
    »Für den Anzug mehrmals. Gib mir den Taler, Bruder, und du hast das Kleid.«
    Ich unterstrich meine Forderung mit einem weiteren Tritt ans Schienbein, und er zog seine Börse hervor.
    »Das können Sie …«
    »Madame Ariane kann«, schnitt Nona entschieden Viola das Wort ab und verblüffte mich damit.
    »Begleiten Sie mich nach oben, damit ich Maß nehmen kann, und kommen Sie übermorgen zur Anprobe,Viola.«
    »Aber ich...«

    »Widersprechen Sie nicht, sonst nähe ich Ihnen einen Kartoffelsack!«
    Sie folgte mir schließlich und ließ mich mit dem Maßband hantieren, fragte aber dann doch noch mal nach: »Sie sagen mir nicht, wie es aussieht?«
    »Sie sehen es bei der Anprobe. Haben Sie Vertrauen zu mir, Viola. Ich bin auf meine Art auch eine Künstlerin!«
    Ihr Blick fiel wieder sehnsüchtig auf das meergrüne Kleid an der Kleiderpuppe, aber ich schüttelte den Kopf.
    »Es wird spektakulärer, glauben Sie mir.«
     
    Das wurde es auch. Ich ließ alle eigene Eitelkeit fahren, denn anders als zu ihrem aparten schwarzhaarigen Liebreiz würde dieser Stoff langweilig

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