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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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müssen über ein neues Kostüm nachdenken; ich habe da eine Idee zu einem besonders ausgefallenen Tanz.«

    »Ich hingegen würde diese eifrige Runde gerne mit einigen Leckereien bei Kräften halten«, sagte Leander und zog das karierte Tuch von dem Korb mit goldgelbem Gebäck. Hefeteig, Zucker und Schmalz verbreiteten augenblicklich ein so köstliches Aroma, dass mir das Wasser im Mund zusammenlief.
    »Du verführst uns, Leander, aber eigentlich spricht doch nichts dagegen, erst einmal eine kleine Pause zu machen, meine Damen. Oder?«
    Kurz darauf saßen wir um den Küchentisch und schmausten. Plötzlich lachte Leander auf und meinte: »Das passiert einem Mann auch nicht alle Tage, mit den drei Parzen Krapfen zu essen!«
    »Was meinst du damit, Leander? So alt sind wir doch auch noch nicht. Oder willst du dein Schicksal herausfordern?«, neckte ich ihn.
    Er grinste jetzt noch breiter und deklamierte mit dumpfer Stimme:
    »Es haben die drei Parzen
auf ihren Nasen Warzen,
und diese Nasen beben
beim Spinnen, Schneiden,Weben!«
    Ich musste kichern. Stegreifverse zu dichten war eine Belustigung unserer Kindertage gewesen. Leider hatten wir beide ein Talent dafür, was mir ja bedauerlicherweise nicht immer zum Ruhm gereicht hatte.
    »Du wirst uns jetzt sicher erklären, wer welche Parze ist, mein Lieber, und dann achte darauf, wer die Schere in der Hand hat.«
    LouLou hatte ihre Augen zwischen uns hin- und herwandern lassen und fragte jetzt, leicht indigniert: »Ich bin wohl zu unwissend, um euren Witz zu verstehen.«
    »Nein, wir sind schlecht erzogen, LouLou. Entschuldigung. Die drei Parzen sind die römischen Schicksalsgöttinnen. Eine spinnt den Lebensfaden, die zweite misst ihn ab und webt ihn zum Lebensmuster, und die letzte schneidet ihn ab.«

    Diesmal sah Nona überrascht auf. Und mir ging eine Gaslaterne auf.
    »Nona, die Spinnerin, Decuma, die Weberin, und Morta, die Schneiderin.Wie passend.«
    »Nona, die Spinnerin!«, flüsterte Nona. »Das hat er also gemeint.«
    »Es hat dich schon mal jemand mit der Schicksalsgöttin verglichen?«
    »Ja, Madame Ariane. Ein seltsamer Mann. Er hat versucht, Monsieur Charnay umzubringen. Aber ich habe ihn um Gnade angefleht, und so hat er es nicht getan, sondern gesagt, sein Schicksal läge in der Hand der Göttinnen.«
    »Charnay?«
    »Ich habe es Madame LouLou auch erzählt.«
    »Und wie ich eben feststelle, Ariane, haben wir drei einen gemeinsamen Bekannten.«
    »Wir vier«, ergänzte Leander.
    »Nein, wir sind unser fünf, LouLou. Dein Bruder kennt den Herrn auch. Er macht blendende Geschäfte mit ihm. Rohseide, wie du weißt, bezieht er aus Frankreich.«
    LouLou gab einen gezischten Fluch von einer derartigen Derbheit von sich, dass Leander einen Pfiff ausstieß und mir beinahe die Ohren vom Kopf gefallen wären. Nona und Viola sahen einander zum Glück nur verständnislos an.
    »Der Herr hat sich Ihnen nicht angenehm gemacht, LouLou?«, fragte Leander nach.
    »Nein, und Nona auch nicht.«
    »Ariane ebenfalls nicht, wenn ich mich recht erinnere. Interessant. Ich fand ihn damals recht umgänglich, aber auf Frauen hat er offensichtlich eine andere Wirkung.«
    »Mich wollte Monsieur Salonplein ja nur heiraten, den beiden anderen Parzen ist er unaufgefordert wesentlich näher getreten.«
    Leander sagte ebenfalls etwas sehr Unnettes über den Seidenzüchter und stutzte dann. Zu Nona gewandt fragte er: »Und
dennoch haben Sie darum gebeten, sein Leben zu verschonen?«
    »Ich war ein Kind noch, und er hatte mir noch nichts getan.«
    »Was der Angelegenheit einen noch weit bösartigeren Charakter gibt«, stellte ich wütend fest.
    Nona hob die Schultern.
    »Er wird sich nicht erinnert haben, Madame. Er ist so – lange Zeit lebt er wie ascète , arbeitet hart, fastet streng und geht nicht aus. Aber dann kommt eine Zeit, da lässt er sich großes Essen machen, trinkt Wein, und manchmal nimmt er sich Frauen.«
    »Ein religiöser Fanatiker?«
    »Er geht nicht in die Messe.«
    »Es gibt auch andere Religionen.«
    »Vielleicht.«
    »Fädchen, du hast einen guten Instinkt bewiesen, als du seinen Antrag verhindert hast.«
    »Na, ich weiß nicht«, war alles, was ich dazu sagen wollte. LouLou hatte mit halb gesenkten Augen zugehört und fragte plötzlich: »Wie hast du ihn eben genannt, Ariane? Doch nicht Charnay.«
    »Nein. Salonplein. Das ist eine Schöpfung von Laura.Wir haben nämlich in Münster auf dem Friedhof herausgefunden, dass seine Schwester eine geborene Stubenvoll

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