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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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weitere Entwicklung erleichtern.
    Der nächste Schritt war etwas schwieriger zu bewerkstelligen, denn er galt seinem widerspenstigen Weib und ihrem neuen Verlobten. Leanders eindringliche Schilderung, wie sehr sie unter der Nachricht seines Todes gelitten hatte, hatte ihn betroffen gemacht. Doch gerade deshalb hoffte er, dass sie diese neue Verbindung aus ihrem Gefühl der Trauer, nicht aus inniger Zuneigung zu diesem Gernot Wever eingegangen war.
    Sein unerwartetes Auftauchen aus dem Grab aber mochte für sie ein ziemlicher Schrecken werden.
    Er hatte verschiedene Vorgehensweisen überlegt, wie er sich ihr nähern sollte. Er hätte ihr etwa einen Brief schreiben, sich über einen Bekannten bei ihr ankündigen lassen oder sogar diese Tante Caro als Botin verwenden können, aber schließlich verwarf er alles. Die beste Methode, um Ariane den Schock des Wiedersehens zu erleichtern, bestand darin, sie richtig wütend zu machen. Und wie man das störrische Weib bis aufs Blut reizen konnte, das wusste er noch ziemlich genau.
    Dazu brauchte er einen öffentlichen Auftritt, und es ergab sich, dass er Kenntnis von einer prächtigen Gelegenheit erhielt.
    Einer von Arianes Bekannten auf Leanders Liste war der Ingenieur und Fabrikbesitzer Alexander Masters. Um den aufzusuchen, brauchte er noch nicht einmal einen fingierten Grund. Er hatte den Auftrag, zwei kleine, starke Dampfmaschinen mit der nächsten Schiffsladung nach Schanghai zu transportieren, und der Mann war nicht nur Inhaber einer Schokoladenfabrik, sondern auch Teilhaber einer sehr gut beleumundeten Maschinenfertigung. Nach dem für beide Seiten erfolgreich geführten Geschäftsgespräch war natürlich auch die Rede auf Ariane gekommen – der Name Kusan war so geläufig eben nicht. Drago gab eine vage Verwandtschaft an und bat, über seinen Aufenthalt zu schweigen, da er eine Überraschung plane.Was der Wahrheit sehr nahe kam. Auf diese Weise erfuhr er von dem Wohltätigkeitsbazar, der am kommenden Wochenende stattfinden sollte.
In der alten Stiftskirche von St. Cäcilien, die mittlerweile als Krankenhauskirche für das Bürgerhospital diente, würden fleißige Damen allerlei Luxus- und Gebrauchsgegenstände verkaufen, deren Erlös für die Ausbildung weiblicher Personen in der Krankenpflege vorgesehen war. Alexander Masters verriet Drago mit einem Augenzwinkern, dass die Schwiegermutter seiner Tochter die Peitsche geschwungen habe, um das gesamte Aufgebot der besten Gesellschaft Kölns dorthin zu treiben.
    »Antonia Waldegg ist berühmt für ihre Überredungskünste. Also halten Sie Ihren Geldbeutel fest, wenn Sie die Veranstaltung besuchen, Herr Kusan.«
    »Ich werde sie mit einer großzügigen Spende zu beruhigen wissen. Der Anlass scheint mir sinnvoll zu sein. Wie viel gute Pflege einem Kranken hilft, habe ich am eigenen Leib erfahren.«
     
    Sein zweiter Besuch war weit delikaterer, wenngleich auch geschäftlicher Natur.
    Drago Kusan besuchte Gernot Wever in Mülheim und wurde mit mildem Erstaunen empfangen.
    »Sie sind ein Verwandter meiner Verlobten, nehme ich an«, empfing ihn der Seidenfabrikant.
    »Nicht direkt, Herr Wever. Ich hoffe, Sie können eine halbe Stunde für ein Gespräch erübrigen, auch wenn ich unangemeldet vorbeigekommen bin. Ich habe Ihnen ein Angebot zu unterbreiten.«
    »In welcher Sache, Herr Kusan?«
    »In Sachen Rohseide.«
    »Tatsächlich? Nun, eine halbe Stunde sei Ihnen gewährt.«
    Wever führte ihn in ein ordentlich aufgeräumtes Kontor und bot ihm einen gepolsterten Stuhl an, selbst setzte er sich hinter den großen, glänzend polierten Nussbaumschreibtisch, um seine Würde und Bedeutung klarzumachen.
    Drago registrierte es mit einem innerlichen Schmunzeln. Leander hatte auch hier mit einer schnellen Skizze den Unternehmer
charakterisiert, ein durch und durch ehrbarer Mann, integer, korrekt, höflich – und humorlos wie ein Stockfisch. Doch war er Ariane und den Kindern zugetan, und das achtete er an ihm. Außerdem nährte dieser Umstand weiter die Vermutung, dass Wever nicht ganz der Gatte war, den sich Ariane bei klarem Verstand ausgesucht hätte.Wenn sich ihr Charakter nicht grundlegend verändert hatte, dann war sie noch immer lebenslustig, leidenschaftlich und wagemutig. Eigenschaften, die ihm immer sehr an ihr gefallen hatten. Darum wollte er einen vielleicht nicht ganz schicklichen Handel mit Wever abschließen.
    »Ich habe eine Schiffsladung erstklassiger Rohseide aus China mitgebracht. Ein Teil davon ist zu

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