Goldbrokat
Philosoph, sagt: ›Wenn zwei die Waffen gegeneinander erheben, siegt der, welcher das Leid empfindet. ‹«
Damit verließ er lautlos das Kontor.
Zwei weitere Besuche tätigte er noch, einer galt seiner Bank, der andere dem Salon Vaudeville, wo er seine Bekanntschaft mit LouLou erneuerte, die bleiche Nona kennenlernte und von beiden Frauen weitere, sehr nützliche Informationen erhielt.
Am Tag darauf fand der Bazar statt.
Es war wirklich alles vom Feinsten, was zum Zwecke der Wohltätigkeit aufgeboten wurde. In den Hallen und der Stiftskirche des Bürgerhospitals wimmelte es somit auch von Vertretern der haute volée. An Tischen, mit weißem Damast bedeckt, wurde völlig überteuerter Schnickschnack dekorativ feilgeboten, ein kleines Orchester untermalte die Kauflust der Anwesenden mit heiteren Weisen, und ein Büfett mit allerlei delikaten Versuchungen verlockte die Besucher mit kostspieligen Leckereien. Man kann es sich leisten, war Dragos erster Eindruck. Die Damen in ihren aufwändigen Nachmittagskleidern stellten dezent ihren Schmuck zur Schau, die Herren, würdig in Gehrock und Seidenbinder, standen ihnen zur Seite, wenn sie eine der Kleinigkeiten zu erwerben wünschten. Er selbst fand Alexander Masters und ließ sich der Initiatorin der Veranstaltung, Antonia Waldegg, vorstellen. Sie beeindruckte ihn mit ihren kurzen, prägnanten Ausführungen zum Sinn und Zweck des Bazars, und er reichte ihr eine Bankanweisung, die ihr ein schnelles Lächeln entlockte.
»Haben Sie etwas gutzumachen, Herr Kusan? Solche Großzügigkeit entspringt doch zumeist einem schlechten Gewissen.«
»Nichts, gnädige Frau, das ich Ihnen zu beichten wünsche.«
»Wie schade, Herr Kusan. Sie machen mir ganz den Eindruck, als seien Sie ein Mann, dessen Beichte zuzuhören ein pikantes Vergnügen sein könnte.«
»Dieser Eindruck, liebe Frau Waldegg, beruht auf Gegenseitigkeit!«
»Schelm!«
»Madame!«
Sie brach in ein lautes, herzliches Lachen aus und lud ihn anschließend
ein, bei einem ihrer Empfangstage vorbeizukommen, um schändliche Geheimnisse auszutauschen.
Das könnte vielleicht nützlich sein, notierte er sich in Gedanken.
Auch ihren Gatten, einen Herrn mit einem eigentümlich zweigeteilten Gesicht, halb sardonisch, halb gütig, lernte er kennen, fand ihn äußerst gut informiert und scharfsinnig in seiner Beurteilung der preußischen Handelspolitik China gegenüber. Er nahm sich vor, diese Bekanntschaft auf jeden Fall zu vertiefen. Danach machte er sich auf die Suche nach Ariane.
Er brauchte eine Weile, um in dem Gedränge sein halsstarriges Weib auszumachen, fand sie aber schließlich an einem Tisch mit ansprechend dekorierten Seidenshawls in vielerlei Farben. Sie selbst wirkte dezent vor all der leuchtenden Buntheit. Ein taubenblaues Taftkleid, schlicht und glatt fiel der weite Rock, doch das enge, kurze Schoßjäckchen betonte ihre schlanke Figur, und unter den weiten Pagodenärmeln lugte weißes Spitzengeriesel hervor. Die blonden Haare hatte sie zu einer eleganten Frisur aufgesteckt, aus der sich unfreiwillig oder gewollt einige Locken gestohlen hatten, die ihr Gesicht umspielten. Sie lächelte eben eine Kundin an, handelte, schmeichelte, überredete, hielt einen rosa Shawl und einen gelben an deren Kleid. Mit dem Erfolg, dass der Gatte der Dame schließlich beide bezahlte.
Sie hatte einige Talente entwickelt, die liebliche Ariane. Aber sich offensichtlich auch Feindinnen geschaffen. Er bemerkte mit Belustigung, dass einige Damen sich ausgesprochen große Mühe gaben, sie zu übersehen. Modische Stutzer zog sie hingegen an. Einer von ihnen verwickelte sie in einen lebhaften Flirt, wie es schien, denn die Blicke gewisser Damen wurden noch weit spitziger. Schließlich verabschiedete der Herr sich mit einem gewandten Handkuss, und sie arrangierte ihr Warenangebot neu.
Drago befand, dass es an der Zeit war, auf sich aufmerksam zu machen. Er schlenderte näher an den Stand und stellte sich, ohne dass sie ihn bemerkt hätte, direkt hinter sie.
»Na, auf die schiefe Bahn geraten, meine Tigerin?«
Sie zuckte zusammen. Fasste sich und drehte sich ganz, ganz langsam um.
»Du!«, zischte sie, und ihre Augen sprühten Funken. »Du!«
»Der nämliche.«
»Du solltest vermodert, verrottet und zerfallen sein.«
»Tut mir leid, dir diesen Gefallen nicht erweisen zu können.«
Sie sah aus, als ob sie ihn alleine durch ihren Willen in den gewünschten Zustand zu versetzen gedachte. Sehr attraktiv!
»Was willst du
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