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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ausgesprochen guten Preisen bereits verkauft, weitere Ballen liegen noch in einem Hamburger Lagerhaus. Wie ich hörte, könnte das in etwa die Menge sein, die Sie für eine Jahresproduktion benötigen.«
    In Wevers Gesicht zeigte sich ein Anflug von Erstaunen. Aber er behielt seine Nüchternheit bei und fragte: »Was bringt Sie zu der Annahme, ich sei daran interessiert, Herr Kusan?«
    »Da wäre die Qualität zu betrachten. Ich habe Ihnen eine Warenprobe mitgebracht.«
    Drago holte aus seiner Tasche einen lose gewickelten, reinweißen Strang und legte ihn auf die grüne Schreibunterlage.
    »Die kaiserliche Seidenzucht in Suzhou produziert mit die beste Rohseide Chinas. Sie wird an die kaiserlichen Werkstätten geliefert. Dort webt man daraus die Stoffe für die kostbaren Hofgewänder. Mir ist es gelungen, eine Vereinbarung über den Kauf der Überschüsse mit einem chinesischen Handelshaus zu vereinbaren. Ich denke, die Qualität kann mit den Lyoner und den italienischen Seiden mithalten.«
    Der Unternehmer tat noch immer unbeeindruckt, während er den Strang durch die Finger gleiten ließ und befühlte. Aber Drago nahm eine leichteVeränderung wahr. Die Seide, das hatten ihm die Fachleute bisher alle bestätigt, war von allererster Güte.
    »Annehmbar, durchaus annehmbar.«
    »Sie sind interessiert, Herr Wever?«

    »Möglicherweise. Doch die Ware hat einen langen Transportweg hinter sich.«
    »Natürlich. Aber seien Sie versichert, sie war bestens verpackt. Wir habe alle Ballen noch einmal kontrolliert und weder Schäden durch Wasser, Fäulnis oder Schädlingsbefall gefunden.«
    Das war natürlich nicht die Antwort, die sein Gegenüber erwartete, aber Drago befolgte seine eigenen Regeln in diesem Spiel.
    Wever nickte zu seiner Erklärung, blieb aber zurückhaltend und meinte: »Das will ich Ihnen zwar glauben, würde eine eigene Kontrolle jedoch vorziehen.«
    »Selbstverständlich stünde es Ihnen frei, jeden beanstandeten Ballen unverzüglich zurückzuweisen.«
    »Sie würden den Transport von Hamburg nach Köln demzufolge übernehmen?«
    »Aber natürlich, Herr Wever.«
    »Auf Ihre Kosten.«
    »Selbstverständlich.«
    Nochmals zeichnete sich eine kleine Überraschung auf den Zügen des Seidenfabrikanten ab. Und dann Misstrauen. Der Mann war schnell. Er witterte den Haken.
    Und schlug unvermittelt zu.
    »Nennen Sie mir den Preis.«
    »Er lässt sich in Talern nicht ausdrücken, Herr Wever.«
    »Was wollen Sie damit sagen? Haben Sie vor, mich zu erpressen? Dann muss ich Sie umgehend bitten, den Raum zu verlassen.«
    »Nein, erpressen will ich Sie auf gar keinen Fall. Ich will handeln, Herr Wever.«
    »Ohne einen Preis zu nennen, können Sie nicht handeln.«
    »Ich weigere mich aber, meine ehemalige Frau als einen Preis zu bezeichnen.«
    Diesmal dauerte es etwas länger, bis Gernot Wever in vollem Umfang verstanden hatte, was ihm da soeben auf den Tisch geknallt worden war. Aber er verstand schließlich.

    »Kusan. Nicht tot, sondern sehr lebendig. Eine Falschmeldung also?«
    »Dem Gerücht über meinen Tod bin ich schon einige Male begegnet, seit ich wieder in Deutschland weile. Ich versichere Ihnen, es ist übertrieben.«
    »Weiß Frau Kusan davon?«
    »Bislang konnte sie mit gutem Grund davon ausgehen, dass ich lebe, doch scheint sie im Frühjahr die unbestätigte Meldung von meinem Ableben erreicht zu haben.«
    Er hatte erreicht, was er wollte, Wever war verunsichert und irritiert.
    »Sie ist noch mit Ihnen verheiratet?«
    »Nein, sie hat sich vor acht Jahren von mir scheiden lassen. Diesen kleinen Makel vertuschte sie offensichtlich dadurch, dass sie der Welt gegenüber meine Existenz leugnete. Ich kann sie verstehen. Eine Witwe gilt in diesem Lande als weit respektabler als eine geschiedene Frau.«
    Wever fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Und dann versuchte er die Verbindung herzustellen.
    »Was hat das alles mit der Seide zu tun, die Sie mir anbieten, Kusan?«
    »Oh, sehr einfach.Wie ich hörte, haben die Seidenpreise derzeit exorbitant angezogen. Sie sind Geschäftsmann, Wever, und ich schätze Sie als kühlen Rechner ein. Daher mein Vorschlag: Sie treten von Ihrem Heiratsversprechen zurück und bekommen einen Jahresvorrat Rohseide erster Qualität von mir. Kostenlos.«
    Drago stand auf und legte lächelnd seine Visitenkarte auf den Schreibtisch.
    »Sie erreichen mich im ›Grand Hotel du Dome‹.« Dann verbeugte er sich vor dem völlig konsternierten Wever und fügte hinzu: »Laotse, ein weiser

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