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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ich persönlich sehr ästhetisch finde.«
    »Das wird sich weisen.«
    »Seien Sie nicht so misstrauisch Ihrer Schwester gegenüber, Herr Wever. Das Publikum hier ist absolut ehrbar und will sich lediglich bei leichter, heiterer Unterhaltung die Zeit vertreiben.«

    »Schön, wenn man dazu die Muße und das Geld hat.«
    »Ja, schön vor allem für mich, Herr Wever. Denn mit dem, was ich davon verdiene, kann ich meinen Kindern die Zukunft sichern«, fühlte ich mich bemüßigt, ihn mit einiger Schärfe drauf hinzuweisen.
    Er hatte den Anstand, sich mit einer Verbeugung zu entschuldigen.
    »Sie müssen mich für einen stoffeligen Moralapostel halten, Frau Kusan. Ich bin es eigentlich nicht, sondern nur ein hart arbeitender Mann, der bisher wenig Zeit für leichtherzige Vergnügen hatte.Wollen wir uns an unseren Tisch setzen? Es sieht aus, als ob Louise ihre Ansprache halten möchte.«
    So war es dann auch, und danach hob sich der Vorhang zum ersten Programmpunkt.Während sich die zwei Personen auf der Bühne schlagfertige Wortgefechte lieferten, betrachtete ich meinen Tischgenossen, der das Geschehen ernsthaft verfolgte. LouLou und er waren die beiden einzigen Überlebenden von den zehn Kindern der Wevers, und beide hatten es auf ihre Weise zu finanziellem Erfolg gebracht. Doch Gernot hatte seinen Weg als Unternehmer gemacht, LouLou den ihren in der Halbwelt. Beide stammten aus einem den Pietisten nahestehenden Elternhaus, aus dem LouLou so gründlich wie nur irgend möglich ausgebrochen war, dessen Grundeinstellung ihr Bruder aber weiterhin pflegte. Er missbilligte die Wahl seiner Schwester, aber als sie nach zehn Jahren jetzt endlich wieder Kontakt zu ihm aufgenommen hatte, war er bereit gewesen, ihr mit einem nicht unbeträchtlichen Kredit beim Aufbau dieses Theaters zu helfen. Auch die Stoffe für die Kostüme hatten wir zu Sonderkonditionen von ihm beziehen können.
    Er war, ähnlich wie LouLou, ein anziehender, wenn auch nicht gutaussehender Mann, und die Art, wie er trotz seiner Ablehnung ihrer Lebensumstände seiner Schwester Hilfe angeboten hatte, imponierte mir. Deshalb nahm ich in der Pause auch bereitwillig seinen Arm und schlenderte durch die Besuchergruppen. Paula, heute an Alberts Seite, winkte mir mit
dem Fächer zu, und ich lotste Gernot zu ihnen hin, mit dem Hintergedanken, die Tatsache, dass der junge Oppenheim das Etablissement beehrte, würde seine Vorurteile etwas abschwächen können.
    Ich täuschte mich nicht, und die freundlichen Komplimente, die die beiden dem Salon Vaudeville machten, schienen ihn zu beeindrucken.
    »Uns, liebe Frau Kusan, dürfen Sie aber auch gratulieren«, sagte Albert und nahm Paulas Hand. »Wir haben beschlossen, im Juli zu heiraten.«
    »Das ist aber eine erfreuliche Nachricht. Dann wünsche ich Ihnen alles erdenklich Gute.«
    Wir plauderten noch eine Weile über allerlei Gesellschaftliches, und plötzlich zwinkerte mir Albert zu.
    »Paula, was hältst du davon, wenn du Frau Kusan die Kleider deiner Blumenmädchen entwerfen lassen würdest? Sie hat zwei Kinder gleichen Alters und kennt sich also nicht nur in der Kunst der Couture, sondern auch in deren Ansprüchen aus.«
    »Hach, warum bin ich nicht selbst auf die Idee gekommen? Liebe Frau Kusan – hätten Sie denn noch die Kapazität, vier Kleider zu nähen?«
    »Bis Juli sollte das wohl möglich sein, Fräulein Engels. Wollen wir uns die kommenden Tage darüber unterhalten, was Sie sich vorstellen?«
    »Nur zu gerne, Frau Kusan.«
    »Und wenn Sie eine Vorstellung von den Kreationen haben, dann setzen Sie sich doch bitte wegen der Stoffe mit mir in Verbindung«, fügte Gernot Wever hinzu und reichte Albert seine Karte.
    Geschäftstüchtig war er, das musste man ihm lassen.
    Dann erklang der Gong wieder, und wir widmeten uns Melisandes despektierlichen Liedern und LouLous atemberaubenden Tänzen.
    Der Abend erwies sich als voller Erfolg.
Später, als alle Gäste gegangen, die Gaslampen ausgelöscht, die Tische abgeräumt und die Bühnenvorhänge geschlossen waren, setzten LouLou, Gernot, Nona und ich uns noch mit einer Flasche Champagner zusammen.
    »Es wird sich rumsprechen, langsam, aber stetig«, resümierte LouLou.
    »Ich hoffe es für dich, Louise. Du hast dir viel Mühe mit dem Theater gemacht«, meinte ihr Bruder trocken.
    »Es überrascht dich wohl, dass ich in der Lage bin, ein halbwegs anständiges Programm anzubieten?«
    Er zuckte mit den Schultern und trank einen winzigen Schluck Champagner.
    »Ariane hat

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