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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Parkplätze für die Läden und Gebäude zu beiden Seiten der Grand Avenue wurden von fünf riesigen Druckluftzelten eingenommen, zu denen sich bald drei Fertigbauten von der Größe von Blatts Elternhaus gesellen sollten, die gerade von übergroßen Sattelschleppern abgeladen wurden.
    Unheilvollerweise prangten auf den Gebäuden große rote Kreuze, und Blatt bemerkte, dass hinter den Armeefahrzeugen mindestens zwanzig große, sechsrädrige strahlentaugliche Ambulanzen standen.
    Alle, die hier arbeiteten, trugen Sonderschutzanzüge mit Masken. Alles deutete darauf hin, dass die Behörden mit einer sehr großen Anzahl Sterbender und Toter rechneten.
    Chen wies auf das nächste Zelt, das auf dem Parkplatz eines Verbrauchermarkts aufgeschlagen war. Davor, an einem Pfahl im Bürgersteig, hing ein frisch gemaltes Schild, auf dem die Karikatur eines dicken, lächelnden Mannes zu sehen war, der sich in einem Schaumbad schrubbte. Darunter stand DAS 11TE CBRN-BATAILLON PRÄSENTIERT: DEKONTAMINATIONSSTATION VIER.
    »Man muss sich seinen Sinn für Humor bewahren«, sagte Feldwebel Chen mit einem Seufzen, als sie das Schild erblickte.
    »Warum?«, fragte Blatt.
    »Du wirst es erleben«, meinte Chen. »Ich schätze, ein kleines Lachen hier und da hilft einem dabei, mit dem ganzen ernsten Zeug zurechtzukommen. Komm weiter!«
    Als sie hinübergingen und Chen dem wachhabenden Soldaten vor dem großen Zelt zuwinkte, fragte Blatt: »Und was das verrückte Zeug betrifft … kommt dabei jemand mit … äh … Flügeln vor?«
    Chen blieb abrupt stehen und packte Blatt hart am Arm.
    »Wer hat dir vom General erzählt?«
    »Niemand!«, beteuerte Blatt. »Aber ich habe … äh … geflügelte Leute gesehen.«
    Chen ließ sie wieder los.
    »General Pravuil, der den Befehl über diese Operation führte, verschwand um Mitternacht letzte Nacht. Die Wachtposten draußen berichteten, dass sie sahen, wie Leute mit Flügeln ihn aus einem der oberen Fenster davontrugen und sich in nichts auflösten. Wo hast du sie gesehen?«
    »Über der Privatklinik«, antwortete Blatt. »Am Freitag.«
    »Falls du sie noch einmal siehst, sag dem nächsten Soldaten Bescheid«, trug Chen ihr auf. »Oder dem FBA oder sonst wem. Es geht die Theorie um, dass es sich um Terroristen handelt, die irgendein fortschrittliches, durch Genmanipulation erzeugtes Flugsystem benutzen.«
    »In Ordnung«, sagte Blatt. Sie konnte keinen Sinn darin erkennen, Chen zu erzählen, dass es sich bei den Geflügelten um Bürger handelte. Sie fragte sich, ob Pravuil, der laut Arthur für Samstag arbeitete, die Stadt einfach verlassen hatte oder von Kräften, die auf Befehl von Dame Primus oder vielleicht des Pfeifers handelten, entführt worden war. »Was soll ich jetzt machen?«
    »Geh da rein«, sagte Chen und zeigte auf den Luftschleuseneingang von Dekon-Station Vier. »Sie werden sich um dich kümmern. Ich warte hier.«
    Blatt ging zum Zelt. Der Soldat davor gab den Code für die Außentür ein; sie glitt auf, Blatt trat ein, und die Tür schloss sich hinter ihr. Sie befand sich in einem kleinen, nichtssagenden, leeren weißen Raum.
    »Schließe Augen und Mund und bleib ganz ruhig stehen!«, sagte eine blecherne, elektronisch verstärkte Frauenstimme.
    Blatt tat wie ihr geheißen. Einen Moment später schnappte sie nach Luft, als eine Hochdruckdusche einsetzte, deren Wasser sie hart traf, wie winzige Nadeln, die sie überall stachen, sogar durch ihren Arztkittel hindurch. Dies dauerte ungefähr zehn Sekunden und hörte dann unvermittelt auf.
    »Mach die Augen auf!«, sagte die Stimme. »Leg sämtliche Kleider ab, und tu sie in den Behälter links von dir!«
    Zögernd öffnete Blatt die Augen. Mit einem schwachen Zischen glitt in der Wand zu ihrer Linken eine Tafel zur Seite und enthüllte etwas, das wie ein Mülleimer aussah.
    Blatt entkleidete sich, behielt aber die Unterwäsche an.
    »Sämtliche Kleidungsstücke müssen entfernt werden, denn sie könnten verstrahlt sein«, sagte die Frauenstimme. »Man wird dir neue Sachen aushändigen. Das ist das Standardverfahren.«
    Blatt gehorchte und stand kurz darauf nackt und zitternd da. Sobald all ihre Kleider in dem Behälter verschwunden waren, schloss sich die Tafel wieder.
    »Schließe Augen und Mund!«, sagte die Stimme. »Sei dir darüber im Klaren, dass du nun geschrubbt wirst und dass das unter Umständen schmerzhaft sein kann. Halte Augen und Mund geschlossen!«
    Die Nadelstrahldusche setzte erneut ein. Ohne Kleider am Leib war die

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