Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
mir die Schlüssel und den Atlas aushändigt.«
    Arthur schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Ich traue Ihnen nicht.«
    »Na schön«, meinte Lord Sonntag. »Doch bedenkt: Dass Euch die Puppen die Augen nehmen, ist nur eine unter vielen Maßnahmen, die ich ergreifen kann, um Euch umzustimmen. Ich werde mich zwar nicht dazu herablassen, einfache Sterbliche zu bedrohen, doch ich halte Eure Mutter gefangen. Auch Eure Freundin Blatt wurde gefangen genommen. Falls Ihr eine von beiden wiederzusehen wünscht, dann werdet Ihr mir die Schlüssel und den Atlas geben.«
    Arthur schloss einen Moment lang die Augen. Lord Sonntags Angebot war verlockend. Nicht, weil er Angst um seine Mutter oder Blatt hatte oder davor, dass die Puppen ihm die Augen herausreißen würden, sondern weil es bedeuten würde, dass er die unglaubliche Last, die ihm aufgebürdet worden war, niederlegen könnte. Alles würde wieder so wie früher werden.
    Nur dass es dafür zu spät ist, dachte Arthur , als er die Augen wieder öffnete. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass Sonntag das Richtige tut, für das Haus oder das Universum … oder für mich. Ich kenne nicht mal seine wahren Pläne und weiß auch nicht, wieso er zugelassen hat, dass Samstag das Haus zerstört. Er kann mich unmöglich laufen lassen, nicht jetzt. Ich bin zu weit gekommen, und ich habe mich zu sehr verändert, um wieder umzukehren. Ich muss das bis zum Ende durchfechten. Ich werde das Medaillon benutzen, um den Mariner zu rufen, und hoffen, dass er kommt, bevor die Uhr zwölf schlägt …
    Arthurs Hand ging zur Gürteltasche an seiner Hüfte, und er bemerkte, wie Lord Sonntags Augen der Bewegung folgten. Sofort hob Arthur die Hand wieder und kratzte sich unter Kettengerassel an der Nase, aber es war zu spät: Sonntags Aufmerksamkeit war auf die Tasche gelenkt worden. Der Treuhänder machte eine knappe Geste. Arthurs Gürtel fiel auseinander, die Taschen segelten durch die Luft und landeten zu Sonntags Füßen. Heraus fielen wasserlose Seife, ein Aufwischlappen und eine Bürste, einige Schraubenmuttern und Bolzen und die alles entscheidende silberne Tüte.
    Sonntag gestikulierte erneut, und die Silbertüte spie ihren Inhalt aus: Den Vollständigen Atlas des Hauses , den gelben Spielzeugelefanten und das Medaillon des Mariners. Der Atlas verschwand, als er das Gras berührte. Arthur fuhr zusammen, als er eine Sekunde später unter dem Vorderteil seines Arbeitsanzugs wieder auftauchte.
    »Wie die Schlüssel muss auch der Atlas freiwillig gegeben werden«, sagte Sonntag. »Ich hoffe, Ihr werdet Euch dazu entscheiden, bevor es zu spät ist. Was Eure sentimentalen Besitztümer anbelangt, so liegt mir nichts daran, Euch den Trost ihrer Nähe zu gewähren. Mittag, nehmt diese Sachen und werft sie den Hügel hinunter!«
    Arthur konnte nur hilflos mit ansehen, wie der etwas größere der beiden grünen Bürger den Elefanten und das Medaillon aufhob und beides wegwarf. Die Gegenstände trennten sich, als sie durch die Luft segelten: Der Elefant beschrieb einen hohen Bogen, der abrupt endete, als er in den oberen Asten eines Baums landete, während das Medaillon tiefer und weiter flog und mehrere Hundert Meter zurücklegte, bevor es unter dem Terrassenabsatz verschwand.
    Arthur verfolgte jeden Moment vom Fall des Medaillons und damit dem Verlust seiner einzigen Hoffnung auf Flucht.
    »Ich habe einen Garten, um den ich mich kümmern muss«, sagte Lord Sonntag. »Ich werde in wenigen Stunden wiederkommen und hoffe derweil zuversichtlich, dass Ihr mein Angebot überdenkt.«
    Er trat vom Zifferblatt herunter und ging davon, allerdings nicht zur Strickleiter der Libelle. Arthur sah, wie er stattdessen zum hinteren Teil der Terrasse ging, wo sich eine Reihe von Stufen den Hang hinaufschlängelte. Die beiden Bürger folgten ihm. Als die drei die Stufen erreicht hatten, schoss ein blauroter Vogel an Arthur vorbei und schwebte sodann vor Lord Sonntag in der Luft, wobei seine Flügel so schnell schlugen, dass sie kaum mehr zu sehen waren. Der Treuhänder streckte einen Finger aus. Der Vogel hüpfte darauf und wurde auf Lord Sonntags Schulter befördert, wo er mit hoher Stimme in dessen Ohr sprach, jedoch nicht laut genug, als dass Arthur mehr als ein paar Schlüsselwörter aufschnappen konnte.
    »Samstag … nicht … Drasils verwelken … mehr …«
    Der Vogel hörte auf zu reden. Sonntag nickte knapp, und das Tier flog davon. Sonntag drehte sich um und blickte Arthur an.
    »Es scheint, Ihr seid

Weitere Kostenlose Bücher