Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
Susi?«
    »Geht nicht«, erklärte Susi. »Die olle Primel hat ’nen direkten Befehl gegeben. Müssen dich mitnehmen.«
    Blatt nickte. »Schon gut. Ich … ich will es mir jetzt bis zum Ende ansehen. Ich meine, wie es auch ausgeht. Ich kann das Ende genauso gut dort erleben.«
    »Das Ende!«, flüsterte Giac. Er zitterte.
    »Arthur wird Lord Sonntag zur Schnecke machen!«, versicherte Susi ihnen. »Macht euch keine Sorgen!«
    »Aber was geschieht dann?«, fragte Blatt. »Was geschieht, wenn das Vermächtnis vollständig ist und Arthur alle Sieben Schlüssel hat?«
    »Dann bringt er alles in Ordnung«, sagte Susi schnell. Ihre laxe Ausdrucksweise, die Dame Primus eben noch beanstandet hatte, war fast völlig verschwunden, und in ihrer Stimme lag eine Dringlichkeit, die Blatt vorher noch nie bei ihr wahrgenommen hatte. »Nun kommt schon, wir sollten nicht länger rumtrödeln und unsere Flügel anlegen – wobei mir einfällt, ich habe Bren, Shan und Athan gebeten, uns einen Packen von den guten zu klauen, Güteklasse Offizier. Blatt, du bittest Daisy, dich hochzuheben, mal sehen, ob sie’s macht. Wir andern gehen besser wieder ans Marshmallowfeuer zurück und genehmigen uns noch ein paar, bevor es zu spät ist!«
    Sie macht sich wirklich Sorgen, dachte Blatt . Jetzt, wo ich mir keine mehr mache, denn ich war fast tot, doch hier bin ich und lebe noch. Und es hofft der Mensch, solang er lebt …
    »Daisy!«, rief Blatt. »Bist du ein braves Mädchen und hebst mich vorsichtig hoch und trägst mich wieder auf dem Rücken? Bitte!«
    Daisy erzitterte und machte sich auf ihren vielen Hundert Beinen größer. Mit einem Tentakel schaufelte sie Blatt auf und legte sie sich ganz behutsam auf den Rücken, wobei sie das Fangarmende sanft um sie wickelte, um sicherzustellen, dass sie nicht herunterfallen konnte.
    Fred lächelte und ließ die Leine wieder in Doktor Scamandros’ Tasche gleiten.
    Die Transportschlinge sah in etwa aus wie ein riesiger, auf den Kopf gestellter Fallschirm, allerdings einer aus äußerst schwerem Material. Den Anweisungen einer Grenzer-Schwingenmeisterin folgend, ließ Blatt Daisy in die Mitte des weiten Segeltuchkreises gehen. Dann hoben hundert geflügelte Grenzer die Seile auf, die rings um den Stoff angebracht waren, und begannen so hoch aufzusteigen, wie die Decke des Stockwerks es zuließ.
    »Jetzt kommt der knifflige Teil!«, rief die Schwingenmeisterin Blatt zu. »Wir können nicht weiter hoch, weil wir zuerst rausmüssen, deshalb wird die Schlinge anfangs absinken. Macht Euch deswegen keine Sorgen, Admiral! Ah, wie viel wiegt Euer Biestwurz?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete Blatt. »Es – sie- ist sehr flink auf den Beinen.«
    »Ich bin sicher, es wird keine Probleme geben«, meinte die Schwingenmeisterin. Die Zuversicht, mit der sie diese Aussage getätigt hatte, wurde ein bisschen dadurch getrübt, dass sie jetzt ihrer Mannschaft zubrüllte: »Haltet es zusammen, Leute! Synchronismus ist der Schlüssel zum Schlingenerfolg! Wenn auch nur einer seinen Zipfel fallen lässt oder unsere äußerst wertvollen und wichtigen Passagiere rausrutschen lässt, werde ich ihm persönlich die Flügel abreißen und seinen elenden Kadaver vom Turm werfen, damit das Nichts zersetzen kann, was beim Aufprall noch von ihm übrig ist! Hab ich mich klar ausgedrückt?«
    »Jawohl, Schwingenmeisterin!«, riefen die Grenzer im Chor.
    »Brauchste Hilfe, Flügelmutter?«, erkundigte sich Susi. Sie und ihre Räuber, alle mit strahlend goldenen Schwingen von allerhöchster Qualität ausgestattet, standen bereit zum Abflug und warteten auf die Schlinge.
    »Nein danke, General!«, erwiderte die Schwingenmeisterin. »Dies ist eine Spezialoperation, verstanden?«
    Sie flog aus der Seite des Turms heraus und blickte in alle Richtungen, ehe sie ihre nächsten Befehle in die Runde bellte. Die vorderen Grenzer flogen hinaus und zogen die Seile und die Segeltuchschlinge hinter sich her. Als diese sich dem Rand näherte, schluckte Blatt. Falls die hinteren Grenzer ihnen nicht schnell genug nachfolgten, würden sie und das Biestwurz aus der Schlinge rutschen – und es war ein sehr, sehr weiter Weg nach unten.
    Doch die Grenzer verstanden ihr Geschäft. Es gab einen bangen Moment, als die Schlinge ausschwenkte und absackte, aber die Abwärtsbewegung wurde fast augenblicklich von den Seilen aufgefangen. Sehr schnell stieg die Schlinge sodann steil nach oben, während die hundert Bürger hektisch mit den Flügeln schlugen, um ihre

Weitere Kostenlose Bücher