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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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erschuf ich die Sterne und wartete darauf dass Planeten geboren wurden. Ich beobachtete, wie das Leben begann. Aber es ging langsam, so langsam, selbst für jemanden wie mich … Ich trug mich mit dem Gedanken einzuschreiten und entschied mich dafür, einen Teil meines Wesens abzuspalten, um eine verwandte Wesenheit zu erschaffen, die mein Werk beaufsichtigen sollte. So geschah es, dass ich den Alten aus mir selbst erschuf. Noch mehr Zeit verstrich, und das Werk geriet gut. Insbesondere mit dem Aufkommen von euch Sterblichen, etwas, was ich nicht vorausgesehen hatte … so wie ich nicht vorausgesehen hatte, dass der Alte sich mir entfremden und mit mir streiten würde. Wir kämpften, und mein Zorn wuchs, bis ich ihn schließlich in Ketten legte und leiden ließ. Doch war es ebenso ich, die litt.
    »Aber was hat das damit zu tun, dass Sie … Wieso haben Sie alles zerstört?«, flüsterte Arthur. Er konnte immer noch nicht glauben, was passiert war. Er sah noch Blatts Gesicht vor sich und hörte ihre Schreie.
    Jahrmilliarden, sinnierte die Architektin . Jahrmilliarden … Du kannst nicht erfassen, wie müde ich wurde, trotz aller Bemühungen, mich abzulenken und zu unterhalten. Eine solche Unterhaltung war das Haus, zu dem mich die Sterblichen inspiriert hatten. Eine andere waren unsere Kinder, die mich tatsächlich ablenkten, eine Zeit lang. Aber Zeit ist eine schwere Last, die alle Zerstreuungen verblassen lässt. Ich begann mich zu fragen, was wohl jenseits der Zeit liegen mochte, was jenseits meiner eigenen Existenz zu finden sei.
    Vor zehntausend Jahren dann legte sich mein Zorn auf den Alten, und ich merkte, dass allein dieser Zorn mich bis dahin aufrechterhalten hatte. Ich war es müde, so müde, und ich wünschte mir, darüber hinauszugehen.
    Ich beschloss, mich dem Nichts zu überantworten … doch ich konnte es nicht. Ich wurde zurückgehalten, weil ich nicht vollständig war. Der Alte verankerte mich in diesem Universum, denn in meiner Wut hatte ich seine Fesseln ewig gemacht, so lange bestehend wie meine Schöpfung.
    Ich konnte den Alten nicht freilassen und mich damit selbst befreien, ohne alles zu vernichten, was ich geschaffen hatte, das Haus und das ganze Universum jenseits davon. Deshalb leitete ich diesen Prozess der Zerstörung mit dem Zerbrechen meiner selbst und der Erschaffung des Vermächtnisses ein. Es hätte schnell vollstreckt werden sollen, aber die Treuhänder waren ungehorsam geworden und wollten die Handlungen nicht vollziehen, die zu ihrem eigenen Tode führen würden.
    Dennoch konnten sie der Macht meines Vermächtnisses nicht völlig widerstehen. Mit der Zeit veränderte es ihr Wesen … und so kam es, dass sie unwissentlich auf mein gewünschtes Ziel hinarbeiteten.
    »Aber warum ich?«, fragte Arthur. »Warum haben Sie mich ausgewählt? Hätten Sie nicht einfach einen Bürger nehmen können, der die Drecksarbeit für Sie erledigt?«
    Nein. Es musste ein Sterblicher sein, jemand, der erschaffen kann. Bürger wurden von mir selbst gemacht und können nur kopieren. Zwar erschuf ich die Grundlagen, aus denen ihr Sterblichen euch entwickelt habt, Arthur, mit etwas Bastelei hier und da, aber ich habe euch nicht unmittelbar erschaffen … und ihr Sterblichen vermögt mit euren Ideen sogar noch Uns zu übertreffen.
    »Wozu muss ich schöpferisch sein?«, fragte Arthur bitter. »Ich habe getan, was Sie wollten, oder? Ich schätze, wir können uns nun beide einfach in Nichts auflösen!«
    Bestimmt weißt du es, sagte die Architektin . Du bist der Neue Architekt.
    »Was!?«, stieß Arthur hervor, obwohl es nicht wirklich eine Überraschung für ihn war.
    Da das alte Universum zerstört wird, wird ein neues erschaffen. Und du wirst es erschaffen.
    »Was, wenn ich nicht will?«, fragte Arthur leise. Er fühlte sich wieder ganz wie ein Junge, allein und verloren. »Mir gefiel das alte Universum!«
    Das ist deine Entscheidung, sagte die Architektin . Lebe wohl.
    Die Architektin schloss die Augen und legte sich zurück, als ob sie ein wenig schlafen wollte. Das Nichts breitete sich wie eine Decke über ihr aus. Sie lächelte und zog es sich über den Kopf.
    Und dann war nur noch Arthurs Licht da, das einzige Licht, das irgendwo existierte.
    Arthur sah auf seine Hände.
    »Wie erschaffe ich ein … ein Universum ?«, rief er.
    Die Schlüssel antworteten ihm. Nicht in Worten. Er spürte ihre Macht sein Innerstes durchströmen, und etwas veränderte sich in seinem Kopf.
    Der Junge, der Arthur gewesen

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