GOLDENES FEUER DER WUESTE
nach Ihnen!“ Sophie hörte Georginas atemlose Stimme wie durch einen Nebel.
Dankbar erwiderte sie die Umarmung. Georgina. Die Hochzeit. Wien. Alles war in Ordnung. Alles würde gut werden.
„Sie sehen wunderschön aus“, sagte Sophie, während sie Georgina herzlich umarmte. „Ich habe nie eine glücklichere Braut gesehen.“
„Und dieses Glück habe ich Ihnen zu verdanken“, gab Georgina zurück. „Sie haben meinen Traumprinzen gefunden, obwohl Sie gesagt haben, dass es keine Traumprinzen gibt.“
Georgina trat einen Schritt beiseite, damit Ralf Sophie begrüßen konnte. „Ich werde Ihnen mein Leben lang dankbar sein, Dr. Tornell“, sagte er, während er ihr die Hand reichte.
Gleich darauf wandten sich Georgina und Ralf zu Zayed um und bedankten sich für sein Kommen.
„Es ist mir ein Vergnügen“, sagte Zayed. „Und auch von meiner Familie soll ich Ihnen die allerbesten Glückwünsche ausrichten.“
„Oh, vielen Dank.“ Ralfs Gesicht verdüsterte sich. „Aber viel wichtiger ist doch, gibt es Neuigkeiten von Sharif? Wir haben es eben erst in den Nachrichten gehört.“
„Ach ja?“, wunderte sich Zayed. „Ich hätte nicht gedacht, dass es hier überhaupt eine Meldung wert ist.“
Ralf und Georgina wechselten einen kurzen Blick. „Und das Flugzeug ist wirklich spurlos vom Radar verschwunden?“
Zayed nickte.
„Und Jesslyn?“, erkundigte sich Georgina besorgt. „Ist sie … war sie …“
„Sie war nicht bei ihm, nein. Und die Kinder zum Glück auch nicht.“
„Ich kann es immer noch nicht fassen“, sagte Ralf und berührte Zayed an der Schulter. „Wir können leider nichts tun, aber wir werden für Sie beten. Am wichtigsten ist, dass Sie nicht die Hoffnung verlieren. Und wenn wir irgendwie helfen können, scheuen Sie sich nicht, sich an uns zu wenden.“
Nachdem das Brautpaar weitergegangen war, starrte Sophie Zayed erschrocken an. „Ich wollte mich nicht einmischen, aber was hat das zu bedeuten? Was ist mit Sharif?“
„Ich sagte bereits …“
„Mir haben Sie gar nichts gesagt.“
„Sharifs Flugzeug ist wahrscheinlich in der Wüste abgestürzt. Er wird seit zehn Tagen vermisst. Aber ich habe Ihnen doch …“
„Nein, Sie haben es mir nicht erzählt, ganz bestimmt nicht.“ Ihre Stimme brach. In ihren Augen standen Tränen. „Und ich hatte es noch nicht gehört. Mein Gott, Sharif! Ich verdanke ihm so viel, so unendlich viel.“
3. KAPITEL
Die neue Situation veränderte alles.
Sophie und Zayed hatten sich für den nächsten Morgen um neun in der Hotellobby verabredet. Um noch einmal ganz von vorn anzufangen.
Zumindest hatte Sophie es vor sich so begründet. Trotzdem verbrachte sie eine schlaflose Nacht.
Sie verehrte Sharif. Zayed aber fürchtete sie.
Trotzdem hatte sie versprochen, ihm zu helfen – Sharif zuliebe.
Ohne Sharif und das Fehz-Stipendium hätte sie niemals in Cambridge studieren können. Sharif war an der Universität sechs Jahre lang ihr Mentor gewesen, und sie verehrte ihn wegen seiner Großzügigkeit und Menschenliebe.
Sharif war für sie wie der große Bruder gewesen, den sie nie gehabt hatte.
Und jetzt wurde er vermisst. Das Königreich Sarq hatte seinen König verloren.
Natürlich würde sie Zayed helfen. Wie könnte sie nicht? Aber sie würde die Zeit, die sie mit ihm verbrachte, strikt begrenzen und extrem auf der Hut sein. Es gab keinen Grund, warum sie nicht per Handy, E-Mail oder Fax kommunizieren sollten. Sie würde sich morgens mit ihm hinsetzen, Notizen machen und den Rest aus sicherer Distanz erledigen.
Das Wichtigste war, dass Zayed so schnell wie möglich die Führung in Sarq übernehmen konnte, bis sein Bruder gefunden war.
Weil Sharif gefunden werden würde. Er würde zurückkehren – lebend. Er musste zurückkehren, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Weder für seine Frau Jesslyn noch für seine vier Kinder oder sein Land. Sharif wurde geliebt und gebraucht.
Was man von Zayed nicht unbedingt sagen konnte. Sharif hatte fast nie über seinen Bruder gesprochen, aber seinen wenigen Andeutungen hatte Sophie geglaubt entnehmen zu können, dass der mittlere Bruder das schwarze Schaf der Familie war.
Am nächsten Morgen durchquerte Zayed die luxuriöse Hotellobby und schaute sich suchend nach Sophie um.
Und da war sie auch schon. Sie saß, bekleidet mit einem mausgrauen Kostüm, an einem niedrigen Tisch auf der anderen Seite des Foyers.
Heute Morgen hatte sie sich das blonde Haar straff aus dem Gesicht gebürstet und im
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