GOLDENES FEUER DER WUESTE
nachstellen“, brachte sie mühsam heraus.
„Wirklich, Sie tun mir unrecht! Ich habe nämlich ebenfalls eine Einladung. Deshalb finde ich das Wort nachstellen ziemlich unangebracht.“
„Auf jeden Fall legen Sie eine bemerkenswerte Sturheit an den Tag“, konterte sie wütend.
Zayed musste sich ein Grinsen verkneifen. „Sagen wir lieber: Entschlossenheit“, schlug er vor. „Und normalerweise bekomme ich auch, was ich mir in den Kopf gesetzt habe. Deshalb sollten Sie die Sache nicht unnötig verkomplizieren.“
Er sah beeindruckend aus in seinem dunklen Frack, wahrhaft atemberaubend. Ein geheimnisvoller Fremder mit intensiven goldenen Augen.
Nur mit Mühe riss sie den Blick von ihm los und tat so, als würde sie die immer noch hereinströmenden Gäste beobachten. „Wenn hier irgendwer etwas verkompliziert, dann ja wohl Sie, indem Sie sich weigern, ein Nein zu akzeptieren.“
„Ich darf Sie daran erinnern, dass diese Aussage nicht ganz korrekt ist, Dr. Tornell. In Vancouver haben Sie mich nämlich in dem Glauben gelassen, dass es eine Zusammenarbeit zwischen uns geben könnte. Wir waren verabredet, aber Sie haben mich schmählich versetzt.“
Sophie schaute einem Pärchen nach, das eng umschlungen in einem Alkoven verschwand, unübersehbar versessen darauf, sich unbeobachtet berühren zu können. Das war am Anfang immer so – außer bei ihr. Sie hatte noch nie echtes körperliches Verlangen verspürt oder auch nur den Wunsch, einem anderen Menschen nah zu sein.
Sie versuchte sich wieder auf ihr Gegenüber zu konzentrieren. „Weil ich ausgebucht bin. Es wäre meinen Klienten gegenüber einfach nicht fair, noch jemanden anzunehmen. Dazu fehlt mir die Zeit.“
„Und warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“
Sophie seufzte verärgert auf. „Hören Sie, ich …“
„Bitte keine Ausreden, Dr. Tornell“, unterbrach er sie. „Ich brauche dringend Ihre Hilfe, wirklich. Soweit ich weiß, wurde noch keine der Ehen geschieden, die Sie vermittelt haben, und das stimmt mich zuversichtlich.“
Sophie lief es kalt den Rücken hinunter. Allein das Wort „geschieden“ löste Beklemmungen in ihr aus. Anwälte. Richter. Gerichtssäle. Hasserfüllte Beschuldigungen. Sieben lange Jahre hatten sich ihre Eltern eine erbitterte Schlacht um Geld geliefert. Ganze sieben Jahre! Und dabei hatten sie alles, was ihnen einst wichtig gewesen war, zerstört, einschließlich ihrer Tochter und sich selbst.
Sophie hatte bis Mitte zwanzig gebraucht, um sich von dem Scheidungskrieg ihrer Eltern einigermaßen zu erholen. Dass ihre Wunden überhaupt verheilt waren, war nur der Freundlichkeit und Großmut von König Sharif Fehz zu verdanken. Er hatte dafür gesorgt, dass sie wieder zur Schule gehen konnte, und später hatte er ihr ein Hochschulstudium ermöglicht. Nur durch ihn arbeitete sie heute in einem Beruf, der ihr Spaß machte. Plötzlich sehnte sich Sophie nach der Stille und Geborgenheit ihres Hotelzimmers. „Ich glaube, ich muss jetzt …“
„Sie wollen doch nicht schon wieder kneifen, Dr. Tornell? Das sollte eine Psychologin aber nicht tun“, bemerkte er mit beißendem Spott. „Oder sind Sie vielleicht gar keine Psychologin? Haben Sie sich Ihren Doktortitel womöglich gekauft?“
„Ganz bestimmt nicht“, schleuderte sie ihm wütend entgegen.
Sein Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Dann sollten Sie sich auch so benehmen.“
„Was fällt Ihnen ein!“, fauchte sie, bevor sie sich abrupt umdrehte und hastig davoneilte.
Ihr zitterten die Knie. Sie fühlte sich fast krank – bloßgestellt . Unter anderen Umständen wäre sie jetzt einfach gegangen, aber von hier konnte sie nicht ohne ein Wort verschwinden, jedenfalls nicht sofort.
Zayed versuchte nicht sie aufzuhalten. Er beobachtete, wie die schmale schwarz gekleidete Gestalt in der Menge untertauchte.
Er brauchte sie. Wenn er sich nicht sehr beeilte, würde seine lästige Mutter ihm eine Ehefrau auf dem Präsentierteller servieren, und da die Zeit drängte, würde er sich nicht lange dagegen sträuben können. Deshalb war er auf Sophie Tornell angewiesen.
Sie hatte sich gerade auf ihren Platz an einer der festlich geschmückten Tafeln gesetzt. Zayed überlegte nicht lange und nahm neben ihr Platz.
Sie warf ihm einen eisigen Blick zu und zischte: „Gehen Sie. Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe.“
Er zuckte nonchalant lächelnd die Schultern und erwiderte: „Das geht leider nicht, Dr. Tornell. Sie wissen, dass ich Ihre Hilfe brauche.“
Sie
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