GOLDENES FEUER DER WUESTE
„Warum?“
„In Portland hatten Sie keine Zeit für ihn und in Seattle auch nicht. Deshalb ist er jetzt hier“, erklärte Jamie und nestelte nervös an ihrer Bluse herum. „Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er sich abweisen lässt … es scheint dringend zu sein. Angeblich geht es um Leben und Tod.“
Um Leben und Tod. Genauso schamlos hätte ihr Vater in einer ähnlichen Situation auch übertrieben. Die beiden Männer waren aus demselben Holz geschnitzt, allerdings mit dem feinen Unterschied, dass Sophies Vater nicht mehr lebte.
„Ich kann jetzt nicht …“, stammelte Sophie unglücklich.
„Aber eigentlich ist es im Moment doch ganz günstig …“
Sophie musste deutlicher werden. „Ich will aber nicht.“
„Ähm … kennen Sie ihn eigentlich persönlich?“, fragte die dreiundzwanzigjährige Jamie leicht atemlos.
„Flüchtig“, gab Sophie wortkarg zurück. Die Einzelheiten ihrer schmerzlichen und demütigenden Begegnung vor drei Jahren gingen Jamie nichts an.
„Er sieht ja wirklich umwerfend aus“, schwärmte Jamie mit leuchtenden Augen. Ihre Wangen hatten sich gerötet.
„Möglich“, gab Sophie mit einem Schulterzucken zurück. „Aber das macht noch keinen guten Menschen aus ihm.“
Jamie atmete tief durch. „Er wirkt aber sympathisch … sehr sogar …“
„Wieso? Haben Sie denn mit ihm gesprochen?“
„Na ja … sicher. Er ist doch hier. Draußen im Vorraum.“
„Was? In meiner Suite?“
Die Röte auf Jamies Wangen vertiefte sich noch. „Na ja, ich dachte, dass Sie vielleicht ein paar Minuten für ihn haben. Die Medienberaterin kommt erst in einer halben Stunde.“ Als Jamie Sophies Gesichtsausdruck sah, fügte sie eilig hinzu: „Es scheint wirklich dringend zu sein.“
Sophie fühlte Panik in sich aufsteigen. Zayed hier? Im Vorraum ihrer Suite?
„Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte Jamie ängstlich.
Ja! „Nein, nein.“ Sophie schluckte schwer, als ihr bewusst wurde, dass ihre Hände feucht waren und ihr Herz raste.
Und Jamie war plötzlich den Tränen nahe. Das brauchte Sophie jetzt wirklich nicht. Dabei war Jamie so ein nettes Mädchen, das sich viel Mühe gab und bisher sehr effizient gearbeitet hatte. Sophie konnte es ihr nicht verdenken, dass sie sich von Zayeds Aussehen blenden ließ. Wie auch? Wo Zayed sie, Sophie, doch damals ebenfalls in seinen Bann gezogen hatte.
„Ich dachte einfach … na ja … wenigstens fünf Minuten …“, stammelte Jamie.
Sophie presste ihre Hände gegen die Schreibtischkante, damit sie aufhörten zu zittern. Zeit war nicht das Problem. Das Problem war Zayed Fehz. Sie wollte ihn nicht sehen. Nicht einmal fünf Sekunden. „Wie lange wartet er schon?“, fragte sie schließlich.
„Eine halbe Stunde.“
Sophie zuckte innerlich zusammen, aber sie ließ sich nichts anmerken. „Und warum sagen Sie das erst jetzt?“
„Ich …“ Wieder hob Jamie unsicher eine Schulter. „Ich dachte …“
„Egal. Also gut.“ Sophie drückte das Kreuz durch und schob sich das schulterlange, feine silberblonde Haar hinters Ohr. „Holen Sie ihn rein. Aber nur fünf Minuten.“ Ihre Stimme war wieder fest geworden, sie hob das Kinn. „Sorgen Sie dafür, dass er das versteht.“
Zayed stand im Vorraum der Suite und wartete darauf, von Sophie Tornell, Bestsellerautorin, begehrter Vortragsrednerin auf internationalen Kongressen, Psychotherapeutin und professioneller Heiratsvermittlerin mit erstklassigem Ruf, empfangen zu werden.
Heiratsvermittlerin! Er verzog süffisant den Mund.
Wer hätte gedacht, dass Sharifs schüchterne kleine Stipendiatin jemals Prominentenehen schmieden würde?
Wer wäre je auf die Idee gekommen, dass die staubtrockene unsichere Sophie Tornell etwas von sexueller Anziehungskraft oder romantischen Bindungen verstehen könnte? Ausgerechnet Sophie Tornell, das sprödeste, verklemmteste weibliche Geschöpf, das ihm je untergekommen war? Da nützte es auch nichts, wenn Sharif behauptete, dass sie eben nur sehr auf ihre Arbeit konzentriert sei. Zayed wusste es besser.
Freiwillig wäre er heute bestimmt nicht hier. Aber er hatte keine andere Wahl.
Weil etwas Unvorstellbares passiert war. Eine Maschine des Königshauses Fehz war abgestürzt – mit dem König an Bord.
Von Schmerz überwältigt, schloss Zayed die Augen. Die erste Nachricht hatte ihn vor fünf Tagen erreicht. Er war umgehend nach Sarq geflogen, um mit seinem jüngeren Bruder Khalid die nächsten Schritte zu besprechen.
Sharifs Frau Jesslyn war am
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