GOLDENES FEUER DER WUESTE
wandte den Kopf ab und schaute sich um.
Es war eine illustre Gästeschar, die sich hier eingefunden hatte, königliche Hoheiten, Prinzessinnen und Grafen ebenso wie berühmte Prominenz aus dem Kunst-, Film- und Musikgeschäft. Und natürlich war die Garderobe dementsprechend pompös.
Nur Sophies fast streng wirkendes Abendkleid war von ausgesuchter Schlichtheit. Noch während Zayed es eingehend studierte, stutzte er. Konnte es sein, dass sie es vor drei Jahren bei Pippas Hochzeit auch schon getragen hatte?
„Irgendwie kommt mir Ihr Kleid bekannt vor“, bemerkte er betont beiläufig. „Kann es sein, dass ich es schon einmal an Ihnen gesehen habe?“
Als sie den Kopf wandte, sah er, dass ihr die Röte in die Wangen geschossen war. „Ja, warum? Gefällt es Ihnen nicht?“
Zayed beglückwünschte sich zu seinem guten Gedächtnis. Mit Genugtuung beobachtete er, wie Empörung und Abscheu über ihr Gesicht huschten. Jetzt sah sie sogar fast hübsch aus mit den blitzenden Augen, den geröteten Wangen und den bebenden Lippen. „Nun, ich könnte mir für Sie durchaus etwas Schmeichelhafteres vorstellen“, erwiderte er.
Sie presste die Lippen zusammen und maß ihn mit Blicken. „Schwarz steht jedem.“
„Nicht wenn man darin aussieht wie ein Gespenst. Rosa würde Sie bestimmt besser kleiden.“
Ihre Augen wurden dunkel vor Wut. „Ich wiederhole mich nur ungern, aber offenbar geht es nicht anders. Lassen Sie mich in Frieden!“
„Ich kann nicht.“
„Können oder wollen Sie nicht?“
Sophie stockte der Atem, als seine Schulter ihre streifte. „Beides.“
Sein Gesicht war so nah, dass sie die feinen Fältchen in seinen Augenwinkeln erkennen konnte. Sein Oberschenkel berührte ihren. Sobald ihr das bewusst wurde, durchzuckte es sie heiß. Entschlossen rutschte sie ein Stück von ihm ab.
„Ich bin einfach nicht bereit dazu.“ Ihr Herz raste, und ihr Körper fühlte sich gefährlich übersensibilisiert an.
„Vielleicht ändern Sie ja Ihre Meinung, wenn ich Ihnen sage, dass Sie es nicht für mich tun. Es geht nämlich gar nicht um mich, sondern um meinen Bruder. Um unser Land. In Ihrer Hand liegt das Wohlergehen eines ganzen Volkes.“
Jetzt war sein Kopf nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Sein Arm ruhte auf ihrer Stuhllehne, die Finger bedenklich nah an ihrer Haut. „Vielleicht denken Sie doch noch einmal darüber nach. Es ist wirklich sehr wichtig.“
Sie versteifte sich abwehrend, atmete zur Beruhigung tief durch. Das hatte den peinlichen Nebeneffekt, dass sie seinen schwach würzigen Duft in sich aufnahm. Und sie war sich nicht sicher, ob es dieser Duft war oder seine Körperwärme, die ihre Sinne überfluteten und ihre Nerven drangsalierten.
Sie meinte fast zu ertrinken. Und das war nur seine Schuld. Er überwältigte sie, bedrohte ihre Sicherheit. Das durfte sie nicht zulassen. Aus irgendeinem Grund schien es ihr plötzlich, als ob ihr Überleben auf dem Spiel stände.
Das durfte sie nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Schon bei Pippas Hochzeit hatte sie geahnt, dass er ihr gefährlich werden könnte, aber sie hatte trotzdem mit ihm getanzt und bis spät in die Nacht hinein mit ihm geplaudert. Sie hatte sich überwältigt gefühlt, gleichzeitig aber war es wundervoll gewesen, so von einem anderen Menschen erfüllt zu sein. Inzwischen war sie längst klüger, und natürlich wusste sie, dass er alle Register ziehen würde, um seinen Willen durchzusetzen. Das war seine Art. Für die sie ihn verabscheute.
„Gehen Sie“, sagte sie erstickt und sprang auf. „Ich bitte Sie sehr, Scheich Fehz, lassen Sie mich in Frieden.“ Jetzt war sie so aufgeregt, dass sie am ganzen Leib zitterte. Sie wusste, dass sie knapp davor war, die Fassung zu verlieren, und das war nur seine Schuld. Plötzlich war sie wieder das kleine Mädchen, das seine Welt von allen Seiten bedroht sah.
Ihr Blick irrte durch den Festsaal. Wie kam sie am schnellsten auf den Flur und zur Garderobe?
Zayed, der ihre Gedanken erriet, versuchte sie aufzuhalten, indem er seine Hand über ihre legte. „Beruhigen Sie sich, Dr. Tornell.“
„Ich kann nicht! Sie erlauben es mir ja nicht. Ich habe Sie gebeten, mich in Ruhe zu lassen!“
„Ich will Ihnen wirklich nicht zu nahe treten, Dr. Tornell. Aber ich brauche Sie. Ich brauche …“
Den Rest hörte Sophie nicht mehr, weil sie sich in einer Umarmung schier erdrückt fühlte. „Sophie, Sie böses Mädchen, wo stecken Sie denn? Ich halte schon die ganze Zeit Ausschau
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