GOLDENES FEUER DER WUESTE
Nacken zu einem strengen Knoten geschlungen. Sie saß zusammengesunken vor ihrem Laptop, mit übereinandergeschlagenen Beinen. Auffallend schönen Beinen, wie er zu seiner Überraschung feststellen musste. Gar nicht enden wollenden, atemberaubenden Beinen …
Um den Anblick noch etwas länger genießen zu können, verlangsamte Zayed seine Schritte. Sie trug flache Schuhe, der Rock reichte züchtig bis zum Knie, und durch die hellen Strümpfe schimmerte helle Haut.
Jetzt hob sie den Kopf und schaute ihm entgegen.
Er atmete aus.
Da war sie wieder, die steife, bis obenhin zugeknöpfte Dr. Tornell. Der Fairness halber musste er allerdings zugeben, dass sie nicht hässlich war, aber schön war sie auch nicht. Nicht einmal hübsch konnte man sie nennen. Heute Morgen trug sie eine schwere Schildpattbrille auf der zierlichen geraden Nase, mit der sie noch blasser wirkte. Ihre Lippen waren zusammengepresst, das Kinn war energisch.
Sophie blickte kurz auf, als Zayed ihr gegenüber in einem Sessel Platz nahm. „So weit alles in Ordnung?“, fragte sie.
„Es gibt noch keine Neuigkeiten, falls Sie das meinen“, antwortete er.
Sie nickte. Natürlich, genau das hatte sie gemeint.
Zufriedengestellt öffnete Zayed seinen Aktenkoffer und entnahm einen Stapel Unterlagen, den er ihr hinschob. „Mein Profil habe ich bereits ausgefüllt.“
Sie schaute auf das Paket vor sich. Das waren ihre eigenen vertraulichen Klientenformulare. „Das sind ja meine Formblätter“, sagte sie in einem Ton vorwurfsvollen Erstaunens.
„So ist es.“
„Aber woher haben Sie die?“
Zayed, der meinte, ihre Gedanken lesen zu können, schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Nein, nein. Verdächtigen Sie jetzt bitte nicht Ihre Assistentin. Die war es nämlich nicht.“
Sophie hob tadelnd die Augenbrauen. „Versuchen Sie nicht, Jamie zu decken …
„Also schön, wenn Sie es unbedingt wissen müssen: Es war Pippa. Sie war so freundlich, mir von ihren eigenen Unterlagen Kopien zu schicken.“ Bevor Sophie etwas sagen konnte, fuhr er auch schon fort: „Hier ist der Persönlichkeitstest von Myers-Briggs. Ich habe ihn ausgefüllt, obwohl ich das Ergebnis bereits kenne.“
„Sie haben mir ja kaum noch Arbeit übrig gelassen“, protestierte sie matt.
„Das sehe ich anders, das Wichtigste kommt nämlich erst noch. Sie müssen die richtige Frau für mich finden. Darum geht es bei diesem ganzen Papierkram doch nur, oder? Um die richtige Partnerwahl.“
Die richtige Partnerwahl. Das waren ihre eigenen Worte, aber aus seinem Mund klang es so unendlich nüchtern, so abstoßend geschäftsmäßig. Sie schaute ihn an. Als ihre Blicke sich begegneten, machte ihr Herz einen verrückten Satz. Das brachte Sophie völlig aus dem Gleichgewicht.
Sie bekam Herzklopfen.
So etwas war ihr seit Jahren nicht mehr passiert. Zuletzt war ihr das … nun, genau genommen war es ihr bei Lady Pippas Hochzeit zum letzten Mal passiert, als sie sich Knall auf Fall in Zayed verliebt hatte.
Während er sie sterbenslangweilig und lächerlich gefunden hatte.
Das darfst du nicht noch einmal mit dir machen lassen, ermahnte sie sich selbst. Das sind nur deine Hormone, die da verrückt spielen, du findest ihn ja nicht einmal sympathisch. Mehr noch, du verabscheust ihn. Wahrscheinlich reagierst du bloß so, weil er dir Angst macht.
Und das stimmte. Immer wenn sie in seiner Nähe war, fühlte sie sich wie auf einem sinkenden Schiff. Oder wie in einem Flugzeug, das in heftige Turbulenzen geraten war.
Zayeds Hand lag plötzlich an ihrem Ellbogen. „Alles okay?“, fragte er. „Sie sind plötzlich ganz blass geworden.“
„So bin ich immer.“ Sie befreite sich aus seinem Griff. „Keine Sorge, mir geht es gut. Aber könnten wir jetzt nicht endlich zur Sache kommen? Es wird langsam Zeit.“
In der nächsten Stunde unterzog Sophie Zayed einem eingehenden Verhör, und er antwortete geduldig. Am Anfang der zweiten Stunde klingelte sein Handy. Frühere Anrufe hatte er ignoriert, aber diesmal meldete er sich.
Er sagte nur ein paar Worte, dann hörte er zu. Sophie lehnte sich zurück und beobachtete ihn.
Er war bleich geworden. Als er auflegte, wirkten seine Augen wie erloschen.
„Sie haben das Wrack gefunden“, verkündete er tonlos, während er das Handy wieder in seine Tasche gleiten ließ. „Zumindest geht man davon aus, dass es Sharifs Flugzeug ist. Es ist völlig ausgebrannt, deshalb ist eine eindeutige Identifizierung nicht möglich, aber man hat den Flugschreiber
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