GOLDENES FEUER DER WUESTE
musste sie zugeben, dass sie beim ersten Blick auf ihn verloren gewesen war. Augen wie dunkles Gold, rabenschwarzes Haar. Ein glattrasiertes energisches Kinn, nicht kantig und trotzdem sehr männlich, markante Nase, hohe Wangenknochen. Ein schöner Mann, atemberaubend. Aber in ihrem tiefsten Innern war sie ihm gegenüber von Anfang an misstrauisch gewesen, obwohl er Sharifs Bruder war. Schönen Männern war grundsätzlich nicht zu trauen.
„Ohne die liebe Sophie wären wir alle heute nicht hier“, hatte Pippa strahlend verkündet und dabei ihren Arm getätschelt. „Sie hat mich nämlich vor einem Jahr mit Henry zusammengebracht.“
„Was für ein glücklicher Zufall“, bemerkte er in dem sarkastischsten Tonfall, der ihr je zu Ohren gekommen war, mit spöttisch glitzernden Augen. Sophie hatte sich versteift, was Pippa jedoch entgangen war. Pippa war einfach zu glücklich gewesen, um irgendwelche Misstöne wahrzunehmen, und hatte den Scheich angestrahlt. „Ja, nicht wahr? Sophie – Dr. Tornell – hat ein echtes Talent. Ich bin ihre hundertste Braut, das muss man sich mal vorstellen!“ Pippa wandte sich an Sophie. „Das ist doch richtig, Sophie?“ Da in diesem Moment Pippas frischgebackener Ehemann seine euphorisierte Gattin zu sich gewinkt hatte, war Sophie mit dem Scheich allein geblieben, was bei ihr einiges Unbehagen ausgelöst hatte.
Doch dann hatte Zayed sie an seinen Tisch gebeten, und wider Erwarten hatten sie den Rest des Abends zusammen verbracht. Sie hatten sich angeregt unterhalten und sogar getanzt, und zum Ausklang hatten sie in der kleinen Hotelbar noch etwas getrunken.
Sophie erinnerte sich an jede Einzelheit dieses Abends. Sogar an das Glas mit Orangenlikör in ihrer Hand. Sie hatte sich in Zayeds Aufmerksamkeit gesonnt, hatte es genossen, dass er ihren Worten – scheinbar – interessiert gelauscht und über ihre schüchternen Scherze gelacht hatte.
Sie war seit einer halben Ewigkeit nicht mehr mit einem Mann aus gewesen, geschweige denn mit einem so atemberaubenden Mann wie Zayed Fehz. Einem Mann, dem es gelungen war, ihr das Gefühl zu vermitteln, schön und begehrenswert zu sein. Woraufhin sie sich prompt Hals über Kopf in ihn verliebt und sich dann auch noch eingebildet hatte, dass er ihre Gefühle erwiderte.
Und so hatte sie seit jenem Abend auf einen Anruf von ihm gewartet.
Der nie gekommen war. Seine wahre Meinung über sie hätte Sophie nie erfahren, wenn Sharif nicht aus Versehen eine E-Mail an sie geschickt hätte, die für Zayed bestimmt und eine Rückantwort auf dessen Mail gewesen war. Sharif bemerkte sein Versehen zwar sofort und beschwor sie, die E-Mail unbesehen zu löschen.
Aber Sophie war viel zu neugierig gewesen, um die Mail nicht zu lesen.
Der Abend mit ihr war sterbenslangweilig. Mein einziger Trost war, dass ich eine gute Tat tue und Dir einen Gefallen, sonst hätte ich ihn kaum überstanden. Das Schlimmste aber ist, dass sie offenbar Gefallen an mir gefunden hat. Dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht, brauche ich wohl nicht extra zu betonen. Auf mich hat sie ungefähr die Wirkung einer ausrangierten Schaufensterpuppe.
„Sie sind also immer noch als Heiratsvermittlerin tätig“, sagte Zayed jetzt, während er sich ihr gegenüber in einen Sessel setzte.
Die Wirkung einer ausrangierten Schaufensterpuppe, dachte Sophie. Ihre Wangen brannten. Sterbenslangweilig. Die Hände in ihrem Schoß zitterten. „Ja“, sagte sie ausdruckslos. Sie hasste dieses Herumstochern in alten Wunden. Zum Glück wusste er wenigstens nichts von der irrtümlich erhaltenen E-Mail. „Und was kann ich für Sie tun, Scheich Fehz?“
„Hören Sie eigentlich nie Ihre Mailbox ab? Ich habe wahrscheinlich ein Dutzend Nachrichten hinterlassen, und Mails habe ich Ihnen ebenfalls geschrieben.“
Sie musterte ihn einen langen Moment. Er trug einen teuren Maßanzug, dazu ein weißes Hemd ohne Krawatte. Sein dunkles Haar war jetzt kürzer, was seine edle Kopfform noch besser zur Geltung brachte. „Ich befinde mich auf Lesereise“, antwortete sie schroff.
„Vielleicht ist Ihre Technologie ja nicht auf dem neuesten Stand.“
Sie kniff leicht die Augen zusammen. „Darf ich erfahren, was Sie zu mir führt?“
„Ich suche eine Ehefrau. Ich möchte heiraten.“
Das konnte nur ein Witz sein. Sophie starrte ihn verblüfft an und wartete auf die Pointe. Sie lachte.
Er verzog keine Miene.
„Und womit kann ich Ihnen wirklich dienen, Scheich Fehz?“
„Damit, dass Sie Ihre Unterlagen
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