GOLDENES FEUER DER WUESTE
Leben zu opfern.“
Sie war völlig aufgelöst und trommelte mit den Fäusten gegen seine Brust. „Ich verdiene mehr, Zayed. Ich verdiene viel mehr.“
Und dann schlug sie die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen. Ganz in sich zusammengesunken saß sie da, in ihrem strengen schwarzen Kostüm, das helle Haar zu einem schlichten Pferdeschwanz gebunden. Zayed starrte sie an, als sähe er sie zum ersten Mal.
Sie liebte ihn.
Er wusste es, obwohl sie die Worte nicht ausgesprochen hatte. Aber das war auch nicht nötig. Es stand in ihren Augen. Er hörte es in ihrer gepeinigten Stimme mitschwingen. Fühlte es beim Anblick ihrer schmalen, vom Schluchzen geschüttelten Schultern.
Sie liebte ihn, und er hatte sie verletzt. Tief verletzt.
Er streckte die Hand nach ihr aus, aber sie schrak zurück. „Rühr mich nicht an.“ Tränen, die zwischen ihren Fingern hindurchrannen, tropften in ihren Schoß.
Sie war so allein. Sie hatte keine Familie, nur wenige gute Freunde. Wer sollte sie trösten, wenn nicht er?
Wer sollte sie lieben, wenn nicht er?
Diese Erkenntnis loderte plötzlich heiß wie ein Feuer in seiner Brust, ein Feuer, dessen Wucht die Tür seines Herzens aufsprengte.
Sie brauchte ihn. Nicht irgendwen, sondern ihn . Niemand wusste, warum sie ausgerechnet ihn liebte, aber ganz offensichtlich war es so.
Das bedeutete ihm mehr als alles andere auf der Welt. Wieder streckte er die Hände nach ihr aus, und diesmal zog er sie einfach auf seinen Schoß und schloss sie fest in seine Arme.
Er flüsterte ihr tröstliche Worte ins Ohr, streichelte ihr Haar und küsste ihre Schläfe. „Ganz ruhig, Laeela . Ich bin bei dir und lasse dich nie mehr allein, das verspreche ich dir.“
Am Ende beschloss er, die Nacht bei ihr im Hotel zu verbringen. Sophie wollte ihn wegschicken, aber dazu fehlte ihr die Kraft. Deshalb duschte sie einfach nur kurz, schlüpfte in ihren Flanellschlafanzug und legte sich ins Bett.
Sie drehte ihm den Rücken zu. Sie wollte ihn weder sehen noch von ihm angesehen werden.
Sie war immer noch wütend auf ihn. Wütend und verletzt, außerdem war ihr entsetzlich übel.
Himmel, fühlte sie sich elend.
Schlimm genug, dass sie schwanger war, aber Zwillinge? Zwei Kinder? Zwei verletzliche Kinder, bei denen man ständig irgendetwas falsch machen konnte? Zwei Menschenleben, die sie beschädigen … vielleicht sogar zerstören könnte?
Und jetzt auch noch Zayed. Er war zurückgekommen. Ihretwegen. Er war nur ihretwegen zurückgekommen. Das hatte sie sich doch so sehr gewünscht, oder nicht?
Ihre ganze Kindheit hatte sie verzweifelt darauf gewartet, dass ihre Mutter oder ihr Vater erkannten, wie sehr sie ihre Tochter liebten und vermissten und brauchten. Doch so weit war es nie gekommen, aber jetzt war Zayed da und versprach, sie nie mehr alleinzulassen.
Und warum war sie dann nicht glücklich? Warum fühlte es sich so gar nicht an wie ein Sieg?
Warum war sie so traurig?
Weil er nur aus Pflichtbewusstsein bei ihr war. Weil er es als seine Verantwortung betrachtete. Er war nicht freiwillig hier.
Und was war eigentlich mit Sharif? Bis jetzt hatten sie ihn noch mit keinem Wort erwähnt. Das Wunder seiner Rettung war wegen der zwei neuen Leben, die sie unter ihrem Herzen trug, im Chaos der letzten beiden Stunden untergegangen.
Zwei neue Leben. Unmöglich. Unvorstellbar. Warum hatte sie nicht verhütet? Wie konnte es sein, dass ausgerechnet einer so vernunftbetonten Frau wie ihr ein derart folgenschwerer Fehler unterlief?
Und doch war es passiert und hatte alles verändert.
„Zayed … Zayed?“ Er spürte, wie sich eine kühle Hand auf seine Wange legte, während durch die Dunkelheit Sophies Stimme an sein Ohr drang. „Was ist mit dir?“
Zayed bekam keinen Ton heraus.
Sophie setzte sich auf. Als sie sich über ihn beugte, streifte ihr langes glattes Haar seine Schulter. „Zayed! Zayed, sieh mich an!“
Nur mit Mühe schaffte er es, die Augen zu öffnen. Er sah sie wie durch einen Schleier. Erst als sie ihm mit der Hand über die Wange fuhr, wurde ihm klar, dass er weinte.
„Was hast du denn?“, fragte sie erstickt.
Er konnte sich nicht erinnern, jemals solche Höllenqualen ausgestanden zu haben, und er wusste nicht, wie lange er das noch ertragen konnte. Seine Stirn war schweißbedeckt. „Ich liebe dich“, stieß er heiser hervor. „Ich liebe dich und kann ohne dich nicht leben. Bitte verzeih mir, Laeela, meine Liebe.“
Und dann erlosch das Höllenfeuer, in dem er zu verbrennen
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