GOLDENES FEUER DER WUESTE
war ausverkauft. Er hatte keine Eintrittskarte mehr bekommen, sodass ihm nichts anderes übrig geblieben war, als einen Hausmeister mit einer kleinen Belohnung zu ködern. Der Mann hatte ihn hinter die Bühne gelassen, wo er jetzt neben einem mit Putzutensilien beladenen Rollwagen stand.
Sophie hatte ihren Vortrag soeben beendet. Sie verließ die Bühne und kam direkt auf ihn zu. Um nicht gesehen zu werden, wich er schnell weiter in die Kulissen zurück. Dabei wunderte er sich, warum sie es so eilig hatte. Einen Moment später sah er, wie sie zu dem Rollwagen des Hausmeisters rannte, sich einen der Putzeimer schnappte und sich zitternd und würgend übergab.
Allmächtiger! Sophie war krank! Er hatte es ihr doch gleich angesehen! Im selben Moment war Zayed direkt neben ihr.
Sie saßen auf dem Rücksitz von Zayeds Limousine. Sophie schimpfte vor sich hin, doch Zayed hörte nicht zu. Er beachtete sie gar nicht. Aber wann hatte er sie überhaupt je beachtet? „Ich bin nicht krank“, wiederholte sie, während sie ihr Fenster einen Spalt öffnete, um gierig die frische kalte Nachtluft in sich aufzunehmen. Kalte Luft half immer, wenn ihr so speiübel war. Kalte Luft und Eis.
„Und ich muss auch nicht ins Krankenhaus“, fuhr sie fort. „Dort können sie nämlich nichts für mich tun …“
„Das kannst du nicht wissen“, herrschte er sie an.
Sophie blinzelte verblüfft angesichts dieses unerwarteten Temperamentsausbruchs, dann lachte sie freudlos auf.
„Was ist so lustig daran?“, fragte er scharf.
„Du. Ich. Wir. Alles.“ Sie lehnte sich gegen die Wagentür. Ihre Augen glänzten, sie schluckte verzweifelt. Sie merkte, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie sich erneut übergeben musste. „Ich bin nicht krank, Zayed. Ich bin schwanger.“
Ins Krankenhaus fuhren sie trotzdem. Entweder weil Zayed Sophie nicht glaubte oder weil er einen Beweis brauchte, so genau ließ sich das nicht feststellen.
Sophie musste sich in einer Kabine mit Ultraschall auf eine Liege legen und den Bauch freimachen.
„Hm“, brummte der Arzt, während er ihr mit einer Sonde über den Bauch fuhr und dabei konzentriert auf einen Monitor schaute. „So ist das also.“
Zayed beugte sich vor und versuchte auf dem dunklen Bildschirm irgendetwas zu erkennen. „Was soll das heißen?“, fragte er sichtlich angestrengt.
Der Arzt schwenkte den Monitor so, dass Zayed und Sophie ebenfalls etwas erkennen konnten. „Ich habe zwei Herztöne. Und hier können Sie es sehen.“ Er deutete auf die entsprechende Stelle, dann lächelte er breit. „Das sind Zwillinge.“
Sophie blieb die Luft weg, ihr wurde schwarz vor Augen, und in ihrem Kopf drehte sich alles. „Zwillinge?“, keuchte sie. „Das ist unmöglich!“
„Es ist nicht unmöglich“, widersprach Zayed mit ausdrucksloser Stimme. „In unserer Familie gab es schon einmal Zwillinge. Jamila und Aman.“
„Aber es ist trotzdem unmöglich“, beharrte Sophie heiser. Ein Kind war schlimm genug, aber wie sollte sie als alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern klarkommen? In ihren Augen brannten heiße Tränen.
Zwanzig Minuten später saßen sie wieder in Zayeds Wagen, auf dem Weg zu Sophies Hotel. Sophie schwieg beharrlich, und in Zayeds Kopf jagten sich die Gedanken.
Sie wusste bereits seit einem Monat, dass sie schwanger war, aber sie hatte es für sich behalten.
Vielleicht hatte sie es ihm ja auch gar nicht erzählen wollen. Nicht, dass er ihr das zum Vorwurf machen wollte. Eine Stütze war er ihr schließlich nie gewesen.
Er verspürte Gewissensbisse.
Aber das würde sich ab sofort ändern. Sie war schwanger. Sie erwartete Zwillinge von ihm. Wieder kamen ihm Jamila und Aman in den Sinn.
Zayed sah nur ihr Profil. Sie saß reglos da und starrte aus dem Fenster. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er behutsam.
„Nein.“
„Laeela, du bist meine …“
„Hör auf, mich Laeela zu nennen . Ich bin gar nichts.“
„Du bist meine Frau, und ich habe geschworen …“
„Du und deine idiotischen Schwüre!“, schrie sie ihn an, wobei sie sich endlich zu ihm umdrehte. In ihren Augen glitzerten Tränen, und ihre Wangen glühten. „Du lebst in einer Welt des Aberglaubens, in die ich nicht gehöre, und ich will da auch nicht hineingehören. Ich glaube an die Wissenschaft. Ich glaube an eine objektive Realität. Ich glaube an Tatsachen. Diese Tatsachen sagen mir, dass du mich nie lieben wirst. Und ich bin nicht bereit, einem Mann, der mich nicht liebt, mein
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