Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
Vom Netzwerk:
erklärte sie, „haben sich darunter Skorpionkrieger versteckt, die sich zum Schlafen mit Sand bedeckt hatten.“
    Unfähig dazu, lange böse zu sein, fand Nesrin schnell ihren Humor wieder und plumpste grinsend neben Kiana auf deren Teppich. Ihren eigenen stellte sie schräg in die Luft und versetzte ihn in leichte Schaukelbewegungen, die auf eine willkommene Weise Luft fächelten. „Ki hätte fast auf den Kopf eines schlafenden Skorpionkriegers gepin…“
    „ Getreten “, fiel Kiana ihr ins Wort. „Fast wäre ich auf den Kopf eines schlafenden Skorpionkriegers getreten .“
    Nesrin wedelte mit einer Hand. „Auf jeden Fall waren wir fast im Arsch. Die Biester griffen uns an, mehrere gleichzeitig und von allen Seiten, und wir mussten ein paar von denen killen. War echt voll der Horror!“
    Während sich Kiana mittlerweile leidlich an Nesrins fremdartige Ausdrucksweise gewöhnt hatte, verstand Amir sicher nicht die Hälfte von dem, was Nesrin von sich gab. Dennoch war so etwas wie Anerkennung aus seinem Tonfall herauszuhören: „Dass ihr diese Skorpionbestien besiegt habt, ist wirklich …“, er suchte nach einem geeigneten Wort, „… großartig. Erst recht für Mädchen.“
    Sofort war Nesrin wieder kampfbereit. „ Was soll das heißen: Erst recht für Mädchen? Haben die Mädels deiner Klasse dich mal beim Kotzen gefilmt und das ins Internet gestellt? Oder hat dich eine Tussi mal auf die harte Tour abblitzen lassen? Oder warum bist du vom anderen Geschlecht so angepisst?“
    „ Lass gut sein, Nesrin!“, wehrte Kiana ab, holte Pfirsiche aus dem Proviantkorb und verteilte sie. Die Vorstellungen ihrer weltgewandten Freundin waren so meilenweit von Amirs bisherigem Leben entfernt, dass eine schnelle Erklärung nicht ausreichte, um Nesrin annährend ins Bild zu setzen. Kiana versuchte es trotzdem: „Das ist nur die Erziehung in der Trüben Welt. Amir kann nichts dafür.“
    So wie er nichts dafür konnte, dass seine Mutter bei der Geburt seiner kleinen Schwester gestorben war. Zusammen mit dem Schwesterchen. Und dass er deshalb alle Mädchen und Frauen für schwache Wesen hielt, die bei jeder Schwierigkeit dazu neigten, … ja, einfach zu sterben. Nicht, dass er je davon gesprochen hätte, doch Kiana hatte sich alles über die Jahre hinweg zusammengereimt, anhand seines Verhaltens und anhand dessen, was Tante Shabnam erzählt hatte über jene Nacht, in der Amirs Mutter ihren letzten Kampf verloren hatte. Tante Shabnam und die übrigen Nachbarinnen hatten da nichts tun können. Ein Kaiserschnitt wäre die einzige Lösung gewesen, hatte Tante Shabnam gesagt. Aber zu der Zeit, als die heiligen Krieger das Land voll und ganz beherrscht hatten, waren weibliche Ärzte verboten gewesen. Und einem männlichen Arzt hätte man es nicht gestattet, die Frau eines anderen anzufassen. So musste Amirs Mutter ihr Töchterchen ohne Kaiserschnitt auf die Welt bringen und mit dem Baby sterben. Sie ließ ihren verzweifelten Mann und ihren verängstigten kleinen Jungen allein zurück. Amir würde es sich selbst gegenüber nie zugeben, dass er ihr und seinem toten Schwesterchen das nicht verziehen hatte.
    All das sagte Kiana ihrer Freundin nicht und war froh, dass diese die Sache auf sich beruhen ließ und sich stattdessen ihrem Pfirsich widmete.
    Hungrig verschlang Amir drei der saftigen Früchte und reinigte sich die klebrigen Hände, indem er sie mit Sand abrieb. „Erzählt mir von den Skorpionkriegern! Murat hat mir schon einiges berichtet. Aber ihr habt sie offenbar hautnah erlebt. Wie kann man sie besiegen?“
    Plötzlich in ihrem Element schilderte Nesrin wor treich und mit einigen Ausschmückungen ihren und Kianas Kampf gegen die Riesenskorpione, wobei sie ausführlich auf ihren eigenen Part einging und zum Glück die Sache mit dem Pinkeln ausließ. „Man muss zuerst den Giftstachel neutralisieren“, schloss sie. „Darum lasse ich Baski, wenn es irgendwie geht, zuerst den Schwanz abbeißen.“
    Amir zog den Vierklingendolch aus der Scheide, wog ihn abschätzend in der Hand, ließ seine drei kleineren Außenschneiden heraus- und wieder zurückschnappen. „Das hier sollte genügen, um diese Ungeheuer aufzuspießen.“
    „Aber nur, wenn du echt mit Vollpower zustößt , Alter.“
    „Mit was?“ , musste Amir nachfragen.
    „Mit viel Kraft“ , übersetzte Kiana.
    Nesrins Hände bewegten sich lebhaft. „Der Skorpio npanzer ist so stabil wie hartes Plastik. Wenn der Vierklingendolch so gut ist, wie Sayed sagt, kommt

Weitere Kostenlose Bücher