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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Aufgabe.“ Sie umarmte Kiana, danach Nesrin und zu Amirs Entsetzen auch ihn. „Kommt heil zurück, meine Kinder!“
    Als Amir seinen Teppich ausrollte und seine Tasche darauf legte, dachte Kiana unwillkürlich an den Höllenritt, den sie gestern hingelegt hatten, um den Dämonen der Versunkenen Stadt zu entkommen. „Wir müssen anfangs langsamer fliegen“, raunte sie Nesrin zu, „damit Amir sich zuerst ein bisschen besser mit seinem Teppich vertraut machen kann. Er hatte nicht viel Zeit zum Üben. Wir müssen darauf Rücksicht nehmen.“
    „Oder auch nicht“, meinte Nesrin, als Amir i n dem Moment mit meisterhafter Sicherheit auf seinen Teppich sprang und in Windeseile über die Köpfe aller hinweg nach draußen raste.
    Als sich Kiana auf ihren Teppich setzte, geschah das mit weit weniger Eleganz. Was sicher nur daran lag, dass sie zusätzlich zu ihrer Tasche auch noch den sperrigen Proviantkorb aufgebürdet bekommen hatte. Sorgsam darauf bedacht, dass nichts herunterfiel, ließ Kiana ihren Teppich nach draußen gleiten. Sie stieg empor über Menschen, Palmen und Brüstungen und steuerte die Palastmauer an, die Nesrin und Amir gerade überflogen.
    Unter ihr rannte das Fischwesen mit den Ziegenbeinen innen an der Mauer entlang, noch immer planlos und panisch.
     
    Nesrin legte ein gnadenloses Tempo vor. Offenbar weil sie Amir dazu zwingen wollte, aufzugeben und zum Palast zurückzukehren. Doch wie Kiana wusste, wäre Amir lieber gestorben, als sich diese Blöße zu geben. Verbissen klebte er fast an Nesrins flatternden Teppichfransen. Gerade so und mit viel mehr Anstrengung, als ihr lieb war, schaffte es Kiana, mit den beiden mitzuhalten. Als Nesrin endlich langsamer wurde und „Pause!“ rief, konnte Kiana ein erleichtertes Aufatmen nicht unterdrücken.
    Sie befanden sich etwa zehn Meter über dem Boden, und doch spürte man nun, da der Fahrtwind wegfiel, sogleich die Hitze, die vom Sand abstrahlte, als würde die Sonne von oben nicht reichen. Selbst dem sonst so allgegenwärtigen Wüstenwind schien in dieser Glut die Luft auszugehen. Kiana blinzelte, als ein Schweißtropfen in ihren Augenwinkel rann.
    „Wir rasten da hinten zwischen den Sandhügeln“, bestimmte Amir. Doch Nesrin war bereits zu einem Felsen unterwegs, landete in dessen Schatten und breitete dort ihren Teppich aus.
    Genervt sauste Amir ihr hinterher und sprang neben ihr zu Boden. „Großwesir Sayed hat mir euren Schutz anvertraut. Daher ist es sicher nicht zu viel verlangt, dass ihr mir gehorcht. Ich habe einen guten Grund, den Platz zwischen den Sandhügeln auszuwählen. Sie sind zwar nicht besonders groß, aber wenn wir uns zwischen sie setzen, geben sie uns von allen Seiten Deckung, und nicht nur von einer Seite wie der Felsen hier.“
    Nesrin stemmte die Hände in die Hüften. „ Stell deine Lauscher auf Empfang, Alter, denn ich will dir jetzt mal genau verklickern, wie das bei uns läuft! Ki und ich brauchen keinen, der uns herumkommandiert. Und auch ich habe einen guten Grund, den Platz hier auszuwählen. Einen besseren als du.“ Baski stand zwischen ihren Beinen und fauchte Amir an.
    A usgerechnet die beiden, die über Kianas Erfolg oder Versagen, wahrscheinlich sogar über ihr Überleben oder ihren Untergang entscheiden würden, starrten sich nun an wie zwei Schafböcke, die gleich ihre Schädel gegeneinander rammen wollten. So wie vorhin Amir und Farid.
    Nur wütender.
    Getrieben von einer Mischung aus Ärger und Hilflosigkeit flog Kiana zwischen die beiden und zwang sie so zum Auseinanderweichen. „Soll das jetzt die ganze Zeit so weitergehen?“, platzte es aus ihr heraus. „Oder wollt ihr euch gleich hier gegenseitig umbringen? Dann fliege ich allein weiter, denn das sehe ich mir nicht freiwillig an.“
    Erschreck t über ihren eigenen barschen Tonfall ließ sie ihren Teppich zu Boden sinken, holte zwei Wasserflaschen aus dem Proviantkorb und reichte jedem ihrer Begleiter eine. „Übrigens hat Nesrin Recht, Amir. Hüfthohe Sandhügel können hier in der Wüste tückisch sein.“ Sie setzte sich auf ihren Teppich, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Felswand und streckte ihre Beine aus.
    „Wie das?“ Amir legte seinen Teppich neben Kianas aus, nahm darauf Platz und trank seine Flasche in einem Zug halb leer.
    Kiana griff sich auch eine Flasche. Das Gefühl des Wassers, das durch ihre verdörrte Kehle rann, schwemmte den Unmut mit sich fort. „Als wir das letzte Mal zwischen ähnlichen Sandhügeln gelandet sind“,

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